Freitag, 28. Oktober 2016

Wieder ist einer vorausgegangen

2014 bekamen wir einen neuen Pfarrer. Die MZ berichtete darüber:
http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt-nachrichten/der-glaube-muss-freude-machen-21179-art1113623.html
Zum vergangenen Jahreswechsel verschwand Pfarrer Mayer und man sagte, er habe Krebs.
Da es mir zu dieser Zeit auch so schlecht ging, dass ich mit einem baldigen Ende rechnete, nahm ich großen Anteil am Schicksal unseres Pfarrers, über den auch wir uns sehr gefreut hatten.
Heute erreichte mich die Nachricht, dass er verstorben ist. Welchen Krebs er hatte, weiß ich nicht, vermutlich einen schlimmeren als meinen.
Wir werden es wohl nie begreifen, warum er, der noch so viel vor hatte, schon mit 53 Jahren gehen musste, und nicht ich, der ich doch mit 71 auf ein erfülltes Leben zurückblicken kann?

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Fortbildung

Eigentlich für Ärzte gedacht gab es heute an "meinem" Krankenhaus eine Vortragsreihe "Im Fokus: Onkologie 2016". Besonders interessierte mich der Beitrag zu meinen derzeitigen Behandlungen.
Dank moderner Medikamente - und die in der richtigen Reihenfolge - hoffe ich, mich auf der flachen, roten Linie dem Tod zu nähern. Vor einigen Jahren soll noch die gestrichelte Linie gegolten haben und ich wäre wohl nicht mehr am Leben!
Es tat sehr gut, die Ärzte nicht als die allwissenden "Halbgötter in Weiß" zu erleben, sondern zu sehen, mit welchen Problemen sie kämpfen. Abgesehen von der Medizin steht dann auch das Wohl des Patienten an erster Stelle  und für jeden wird eine individuelle Lösung gesucht. Ich bin froh, so ein Krankenhaus in meiner Nähe zu haben und danke allen, die mir bislang in dieser schweren Zeit geholfen haben.

Nachtrag 28.10.16: Von einem meiner Ärzte habe ich eine ganz liebe Antwort bekommen, die ich hier doch veröffentlichen muss: "Vielen Dank für Ihren Blog. Ich hoffe, wir können Ihre "Rote Kurve" weiterhin flach halten, und diesen Weg mit so viel Perspektive und Lebensfreude gestalten, als wenn wir auf Ihrem Titelbild unterwegs wären.
Leider sind wir ja alle auf irgendeiner roten Kurve, der eine weiß es, der andere nicht, der dritte ist sich dieser Tatsache nicht bewusst."

Woran genau stirbt man eigentlich bei Krebs?

Die Frage woran man an Krebs stirbt, ist nicht mit einem Satz zu beantworten und es ist schwer im Internet etwas zu diesem Thema zu finden.
Auszüge aus: http://board.netdoktor.de/beitrag/woran-genau-stirbt-man-eigentlich-bei-krebs.175060/
Ich glaube jeder von uns hat sich diese Frage schon mal gestellt, 'Todesursache Krebs'?
Es kommt halt immer darauf an, von welchem Krebs diejenige Person betroffen ist.
In der Regel bedeutet Krebs im Endstadium, dass der Krebs gestreut hat und Metastasen gebildet hat. Die inneren Organe, die lebenswichtige Funktionen übernehmen, werden dann auch befallen. Z.B. funktioniert bei Lungenkrebs die Lunge nicht mehr richtig oder bei einem Nierenzellkarzinom versagt die Niere. Dadurch wird der Körper automatisch vergiftet und es kommt zum Multiorganversagen.
Durch Tumorzellen und verdrängendes Wachstum, durch Herzinsuffizienz etc. können Wasseransammlungen auftreten und das Herz und die Lunge 'abdrücken', die Lunge füllt sich dann auch mit Wasser und die Atmung wird behindert. Jeder Krebskranke ist durch eine Schwächung des Immunsystems potentiell ein einfacherer Angriffspunkt für Infektionserreger. Auch durch die Chemotherapie kann das Immunsystem geschwächt werden. Verbunden mit langer Bettlägerigkeit sterben viele Krebskranke im Endstadium an einer Lungenentzündung.
Was jedoch bei vielen Tumorpatienten anzutreffen ist, ist eine allgemeine "Kachexie", also eine Abgemergeltheit, viele Patienten sind kaum mehr als Haut und Knochen, wenn man sie anblickt. Dies liegt daran, dass der Tumor ein sehr energieverbrauchender Prozess ist, gleichzeitig die Betroffenen natürlich auch Schmerzen haben und teilweise ganz andere Gedanken haben, als große Mengen Nahrung zu essen.
So kann es dann z.B. zu einer Entgleisung der Elektrolyte kommen mit entsprechenden Folgen, wie z.B. eine Herzrhythmusstörung, die dann zum Tode führt. Aber auch viele andere genaue Todesursachen sind möglich.
Bei einem Krebs, der beispielsweise zu einer Absiedelung (Metastase) ins Gehirn führt, kann diese Metastase auch wachsen und somit gesundes Gehirngewebe "abdrücken", da das Gehirn ja von Schädelknochen umgeben ist, die nicht nachgeben bei Druck. Dann kann letztendlich ein Teil des Stammhirns in das Übertritts-Loch zum Rückenmark gedrückt werden, wodurch dann das Atemzentrum, dass im Stammhirn liegt, abgeklemmt wird und nicht mehr arbeiten kann.

Fazit für mich: Das mit der rapiden Gewichtsabnahme habe ich erlebt. Im Vergleich dazu sind die Gesichtsprobleme eher lästig. Wie es kommt bleibt wohl "mein letztes Abenteuer".
Bemerkenswert heute die Todesanzeige eines "freischaffenden Denkers" (Jahrgang 1957) in unserer Zeitung: Erst am Ende unseres Weges stehen die Antworten.

Dienstag, 25. Oktober 2016

Der graue Alltag

Die meisten Kranken kennen wohl den Effekt: Da war ein schönes Fest, die Kinder und Enkel waren da - Pauline durfte ihre Pizza selbst gestalten - und dann kommt gnadenlos der hoffnungslose Alltag.
Die Beschwerden sind geblieben, ich muss ja schon froh sein, wenn sie (noch) nicht stärker werden, den Verbrauch an Tabletten will ich auch nicht einfach hochfahren und dann ist in zwei Monaten auch noch Weihnachten...
Der nächste Arzttermin ist in 14 Tagen, aber da wird es auch nur ein "Wait and see" geben.
Das einzige, was aufbaute, ist Bürokram zu ordnen, um der Nachwelt kein allzu großes Chaos zu hinterlassen.

Freitag, 21. Oktober 2016

Ein geschenkter Tag

Als ich im Mai 2015 bei der Grundsteinlegung des Erweiterungsbaus sprechen durfte, war nicht klar, ob ich die Einweihung des neue Gebäudes noch erleben würde.
http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/kultur-de-welt/grundsteinlegung-beim-medienhaus-der-neue-tag-der-verlag-schreibt-zukunft-d46786.html
Heute war es so weit und mit einer Tablette mehr konnte ich gut an der eindrucksvollen Feier teilnehmen. Der Bericht von heute ist auch schon im Onetz.
Bei der Feier wurden Karikaturen erstellt. Meine Tochter gestand mir, dass sie den gleichen Gedanken wie ich hatte: Wäre das auf dem Sterbebildchen nicht mal was anderes als die meist langweiligen Passfotos?

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Ahnenforschung

Ein entfernter Verwandter hat sich gemeldet und wir haben gesucht, wie wir eigentlich verwandt sind. Die Suche ergab, dass wir einen gemeinsamen Urgroßvater haben!
Wenn ich so über mehrere Generationen zurück und auch in die Zukunft blicke, so wird mir bewusst, welch kurze Episode auch mein Leben sein wird. Schnell ist vergessen, was sich da alles abgespielt hat und auch alte Fotos nützen nichts mehr, wenn man sie keiner Person mehr zuordnen kann.
Heute hat man mir in der Strahlentherapie deutlich gemacht, dass man gegen meine derzeitigen Beschwerden nichts mehr tun kann. Allmählich komme ich zu dem Punkt, wo alle medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Gerade deshalb werde ich morgen zu einer Feier gehen, wo mit Sicherheit noch einmal ein schönes Foto von mir gemacht wird!
http://www.onetz.de/weiden-in-der-oberpfalz/vermischtes/burgerversammlung-vor-dem-medienhaus-trommeln-fuer-die-dachmarke-d1704671.html?cp=Kurationsbox

Sonntag, 16. Oktober 2016

Was ist die Prostataloge?

Gestern diskutierte ich mit einem Mitglied unserer SHG über unsere Verläufe. Er erzählte, dass er an der  Prostataloge mit erheblichen Nebenwirkungen bestrahlt wurde, aber schon 10 Jahre Zeit gewonnen hat. Ich hatte den Begriff schon gehört und mich gewundert, dass dieses Organ, das uns zum Mann macht, aber auch das Ende unseres Lebens bestimmen kann, einen Logenplatz im Körper hat!
Man lernt eben nicht aus. https://befunddolmetscher.de/darmspiegelung/9526/Prostataloge sagt dazu: Die Prostata-Loge ist der Bereich, in dem die Vorsteherdrüse liegt. Bei manchen Erkrankungen muss der Arzt die Vorsteherdrüse durch eine Operation entfernen. In diesem Fall ist mit der Prostata-Loge der Bereich gemeint, in dem die Vorsteherdrüse vor der Operation gelegen hat.

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Endspurt

So heißt das neue Buch von Wolfgang Bosbach, das demnächst erscheint. Besonders interessiert mich natürlich sein Umgang mit "unserer" Krankheit.
Das Buch ist in der Form eines Interviews gestaltet. So gern  Bosbach den Entertainer gibt, mitunter wird der Dialog aber auch ernst. Todernst. „Haben Sie schon ernsthaft darüber nachgedacht: Falls die Schmerzen zu schlimm werden, dann mache ich Schluss“, fragt Müller-Vogg. Die Antwort des überzeugten Katholiken:
„Nein, das ist für mich überhaupt kein Thema. Wobei ich natürlich nicht weiß, was noch alles auf mich zukommen könnte. Man sollte da also mit Prognosen vorsichtig sein. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in eine Situation kommen könnte, in der Suizid eine Option wäre. Vielleicht will ich mir das auch gar nicht vorstellen. Deshalb halte ich mich mit Unwert-Urteilen über das Handeln anderer sehr zurück.“

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich

An diesen Spruch musste ich heute denken, als ich den letzten PSA Wert bekam. Der Onkologe will noch einen neuen Wert abrufen, um einen Fehler auszuschließen. Nach erfolgreicher Chemo und 23 Tagen Zytiga wäre das ein sehr guter Erfolg. Ich hatte nicht geglaubt, noch einmal in den einstelligen Bereich zu kommen. Abgesehen von den Kopfproblemen hatte ich schon das Gefühl, dass es mir eigentlich gut geht. Ganz, ganz langsam könnte der empfindungslose Bereich auch kleiner werden. Haben die Nerven ein Reparaturprogramm gestartet?
Aber Vorsicht mit Hoffnungen, morgen sieht die Welt vielleicht wieder anders aus, wenn ich im Morgengrauen meine 4 Tabletten schlucke.

Prostatatage

Im Herbst startet wieder die Informationskampagne: Mein Krankenhaus lädt zum "Tag der Männergesundheit" ein und das andere KH unserer Stadt wirbt mit "Prostatakarzinom 2016 - Neue Lösungen für alte Probleme" Vor zwei Jahren war ich zum ersten Mal dort:
http://letztabent.blogspot.de/2014/10/wieder-einmal-die-schulbank-gedruckt.html
Vor einem Jahr hielt ich bei dieser Veranstaltung sogar einen Kurzvortrag aus der Sicht eines Betroffenen.
Ob ich in diesem Jahr überhaupt hingehe, weiß ich nicht. Es gibt für mich nichts Neues. Wenn ich versuche, in dem Diagramm, das ich vor zwei Jahren photographiert habe, meinen Stand zu kennzeichnen (roter Pfeil), so ist das schon verdammt nahe an dem Punkt, wo das Ganze mit "Death" endet!
Positive Sicht: Wer hätte damals im Jahr 2014 gedacht, dass ich bei meist guter Lebensqualität noch so lange lebe.

Montag, 10. Oktober 2016

Carpe diem *

So grüßt auch Konrad, ein Schweizer Architekt und "Kollege" aus dem PCa-Forum. Die SZ hat diese Redewendung, die gerade für uns unheilbar Kranke gelten soll, professionell untersucht.
Ich selbst denke dabei immer an einen Obstbaum, der früher voll mit verlockenden Früchten bestückt war. Wenn ich heute nach einer mehr oder weniger guten Nacht auf diesen Baum sehe, so hängt da nicht mehr viel, was zum Pflücken einlädt.
Doch einen Erfolg habe ich: Das Problem mit dem linken Ohr könnte eher eine normale HNO Problematik sein und was Zytiga betrifft, werde ich dem Rat von Dieter folgen und mich in Geduld üben.
*In dem früheren Leben, als die Nächte noch interessant sein konnten, haben wir gelegentlich "noctemque" dazugefügt.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Das Leben ist schön

Wenn ich nachts keinen Schlaf finde, greife ich gerne zum Kopfhörer und dem MP3 Player, den mir mein Neffe Tobias geschenkt hat. Vergangene Nacht habe ich das Tinnituspfeifen mit einem Lied von Sarah Connor (Album Muttersprache) übertönt:

Wenn der Tag gekommen ist 
Und ich meine Augen schließe 
Und mich mein Löwenmut verlässt. 
Wenn der Tag gekommen ist 
Und ich mit dem Wasser fließe, 
Hoffe ich, dass ihr mich nicht vergesst.

Ich will keine Trauerreden,
Ich will keine Tränen sehen,
Kein Chor, der Hallelujah singt.
Ich will, dass ihr feiert,
Ich will, dass ihr tanzt,
Mit 'nem lächelnden Blick
Und 'nem Drink in der Hand.
’nem Heissluftballon,
Auf dem riesengroß steht:
Das Leben ist schön, auch wenn es vergeht.
Und wenn ihr schon weint, dann bitte vor Glück
Dann bin ich da oben 
Und sing mit euch mit…
Yeey.
Und ich sing mit euch mit.

Dann habe ich doch noch einmal gut geträumt und geschlafen

Nachtrag: Heute gehört und passt vielleicht doch besser zu mir: „A scheene Leich“ der Geschwister Well. Dieses Album befasst sich mit einem Thema, das jeder Mensch am liebsten weit von sich schiebt, solange er nicht selbst betroffen ist: dem Tod. Die Platte vereint die schönsten Beerdigungslieder, die sich im Lauf eines langen Musikantenlebens mit großer Verwandtschaft so angesammelt haben.
http://well-brueder.de/tag/a-scheene-leich/

Sonntag, 2. Oktober 2016

Heute 85%, was kommt???

Mein Zustand ist unverändert, gefühlte 85% nach Karnofsky. Aber ich bin ja schon froh, wenn es (noch) nicht schlechter wird.
Ich wollte mich mal schlau machen, was denn da so auf dem Weg zu den 0% zu erwarten ist. Aber bei all meinen schlauen Krebs-Büchern fehlt irgendwie das allerletzte Kapitel. Da werden noch die möglichen, palliativen Maßnahmen aufgelistet, aber dann ist Schluss.
Die Erfahrungsberichte in myprostate.eu geben auch nicht viel her:
Zur Zeit sind hier 469 Fälle gelistet, davon berichten etwa 150 in angemessenen Abständen, d.h. Update jünger als 3 Monate. Bei etwa 350 Fällen erfolgte der letzte Update vor mehr als 9 Monaten, so dass man zweifeln muss, ob diese Herren noch an Bord sind.
Bei 20 Fällen findet man dieses Zeichen: † = Leider haben wir eine Todesnachricht erhalten. Hier sind dann Meldungen wie diese zu lesen: "Nach einer Zeit mit vielen Schmerzen und häufigen Krankenhausaufenthalten, ist mein Ehemann am 22.11.2010 im Klinikum Aachen verstorben. Iris"
Am PCa selbst stirbt kaum einer. Wer weiß, was mich erwartet?
                        Aber vielleicht ist es gut, wenn ich (und meine Familie) es nicht wissen!

Nachtrag: In     http://www.prostatakrebse.de/informationen/html/ende.html    gibt es eine Seite mit dem Titel  "Wenn es auf das Ende zugeht"
Der zu erwartende oder bevorstehende Tod durch die Erkrankung ist ein ganz sensibles Thema, wahrscheinlich das sensibelste überhaupt bei den Forumsdiskussionen. Es gibt – glücklicherweise seltene – Krankheitsverläufe, angesichts derer alle ärztliche Kunst versagt. Auf dieser Seite sind die Berichte zu einigen solcher Fälle und die Antworten darauf zusammengestellt.