Dienstag, 29. März 2016

Halt auf freier Strecke

Eben habe ich den Film: http://halt-auf-freier-strecke.pandorafilm.de/ zu Ende gesehen. Er lief 2011, und wurde in der zurückliegenden Karwoche vom BR gezeigt.

Frank und Simone haben sich einen Traum erfüllt und leben mit ihren beiden Kindern in einem Reihenhäuschen am Stadtrand. Sie sind ein glückliches Paar, bis zu dem Tag, an dem bei Frank ein inoperabler Hirntumor diagnostiziert wird. Die Familie ist plötzlich mit dem Sterben konfrontiert.
HALT AUF FREIER STRECKE ist eine Geschichte der Extreme, die aus alltäglichen Vorgängen erwachsen, eine Geschichte, die im Tod das Leben feiert.

Schon die Szene mit der Diagnose am Anfang ist so dicht, dass ich selbst als Betroffener meine, es wäre die eigene Diagnose. Doch bei Frank kommt es viel schlimmer, als ich es mir bei meinem Verlauf vorstellen kann.
In Gedanken an diesen Film werde ich morgen wieder zur Chemo gehen und hoffe, dass ich für die ambulante Behandlung nicht zu schlapp bin.

Sonntag, 27. März 2016

Wie geht es Dir ?

Mit dieser wohlgemeinten Frage werde ich oft konfrontiert und es fällt mir meist schwer, darauf angemessen zu antworten. "Einfach beschissen" kann ich nicht zu jedem sagen, hätte ich doch Grund zufrieden zu sein: Die Schmerzen sind unter Kontrolle und ich kann selbständig agieren, wenn ich darauf achte, dass mir nicht schwindelig wird.
Also "Kopf hoch", warte die nächste Chemo ab, vielleicht wirkt sie noch besser als die erste Sitzung. Aber, ich habe Ostern schon in anderer Lebensqualität erlebt...


Tief getroffen hat mich der Artikel aus dem aktuellen SZ-Magazin:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/geplanter-suizid-die-eltern-gehen-weg-1.2917018?reduced=true

Freitag, 18. März 2016

Guido Westerwelle bekam auch 2014 die Krebsdiagnose

Gedanken an den Tod und an die Liebe aus seinem letzten Buch:

Detailliert beschreibt Westerwelle dort das Therapieprinzip: Den Krebs zu besiegen – das sei, als verprügele man einen Hund mit einem Stock, um seine Flöhe zu vertreiben. Mit der Injektion von Zellgiften und der Bestrahlung des Knochenmarks wird der Patient an den Rand des Todes gebracht, um am Ende sein Leben retten zu können. Die Einblicke in Westerwelles Gedankenwelt während dieser Gratwanderung zwischen Erschöpfung und Überlebenswillen sind so offen wie bewegend. Es sind Gedanken an den Tod, an die Liebe zu seinem Ehemann Michael Mronz, an das Haus auf Mallorca, an richtige und falsche Prioritäten.

Warum diese tiefen, zum Teil sehr privaten Einblicke? Einmal, schreibt Westerwelle, helfe die Niederschrift, das Erlebte zu verarbeiten, damit umzugehen. Vor allem aber sei es sein Anliegen, mit dieser Beschreibung der dunkelsten Stunden seines Lebens anderen Menschen Mut zu machen, ihnen zu vermitteln: Niemand ist vor Schicksalsschlägen gefeit. Aber wir können dagegen kämpfen, solange wir an uns selbst glauben und die Hoffnung nicht aufgeben.

Denn nachdem Westerwelle seine Erkrankung, die zufällig bei der Behandlung eines Meniskusschadens diagnostiziert worden war, öffentlich gemacht hatte, habe er "so viel Zuspruch und Zuneigung wie noch nie in meinem Leben" erhalten. Von seinem Mann, der Familie, den Freunden. Aber eben auch von Menschen, die ihm noch nie zuvor begegnet waren: "Vor allem die Schilderungen ehemaliger Patienten gaben mir Lebensmut und Zuversicht." Diese Erfahrungen wollte er weitergeben.

Vieles an den Gedanken kommt mir bekannt vor, oder entspricht meinen eigenen Vorstellungen, wie ich die Krankheit leben möchte. (Dabei war der Krebs von Guido Westerwelle natürlich ungleich aggressiver als meiner.) Im "Focus-Kondolenzbuch" habe ich noch einen Beitrag gefunden, den ich zitieren möchte:

...In seinem letzten Fernsehauftritt sagte er einen Satz, der mir persönlich unter die Haut ging, der so selbstverständlich ist, aber erst dann, wenn man den Tod vor sich hat: „Das Leben ist schön, genieße jeden Tag“.  Und es sind alle Menschen gleich, die den Kampf gegen den Krebs auf sich nehmen, es zählt kein Status, kein Alter, kein Geschlecht-alle müssen das Schicksal in die Hand nehmen. Ich hätte diesem Menschen viele Jahre mit seinem Partner gewünscht, einfach nur leben zu dürfen war ihm leider nur 54 Jahre gegönnt. Wir werden ihn nicht vergessen, komm in der anderen Welt zur Ruhe...

Mittwoch, 16. März 2016

Krebsalltag

Mir wurde geraten, für den Beginn meiner palliativen Chemotherapie stationär in das Krankenhaus zu gehen. Zu dritt waren wir in einem Zimmer, ganz aktuell auch ein geflüchteter Syrer dabei. Er war der jüngste und ihm wurden Heilungschancen von 80% in Aussicht gestellt.
Was Rücksichtnahme auf andere Kranke betrifft, hatte er noch nicht viel gelernt und ich wünschte die Zeit zurück, als Handys im Krankenhaus noch verboten waren.
Der andere Mitpatient - etwa in meinem Alter - war schon deutlich eine Stufe weiter als ich und die Ärzte sprachen ganz offen, dass er sich um palliative Pflege kümmern müsste. Auch er ist 47 Jahre verheiratet und hatte nach seiner Diagnose eine gebuchte Kreuzfahrt abgesagt.
Gegen Abend erst war es soweit, dass die Chemo angeschlossen wurde und eine Stunde lang beobachtete ich die Tropfen. Bei der Musik fiel meine Wahl auf Ludovico Einaudi und das half vielleicht, dass die Tropfen, die zumindest früher aus dem Gift der Eibe gewonnen wurden, gut ankamen. Jedenfalls wartete ich vergeblich auf die gefürchteten Nebenwirkungen, will aber keine übertriebene Hoffnung bei mir und meiner Familie aufbauen. Kurz nach Ostern geht es weiter, aber dann ambulant...

Freitag, 11. März 2016

Das "grüne Licht"

Am FREITAG, 13. MÄRZ 2015 war ich noch irritiert über eine große Publikation in der SZ: "Der Freitod wird salonfähig" Mittlerweile hat der Gesetzgeber diesen Verein nahezu handlungsunfähig gemacht. Roger Kusch hat aber eine neue Ausgabe "Der Ausklang" herausgebracht, die ich mit großem Interesse gelesen habe.
Vor allem kann ich jetzt verstehen, wie wichtig das "grüne Licht" ist! Schon bald nach meiner Diagnose habe ich mich vorbereitet, eigenständig mein Leben beenden zu können, und dachte, damit wäre dieses Problem schon mal gelöst.
StHD hat vor der eigentlichen Sterbehilfe eine ganz sorgfältige Prüfung vorgesehen, bevor "grünes Licht" gegeben wird. Jetzt, dem Ende näher, verstehe ich, wie schwierig das ist. Es gibt Fälle, wo kein "grünes Licht" gegeben wird oder die Sterbewilligen auch keinen Gebrauch davon machen.
Wenn ich versuche, die Kriterien von StDH heute bei mir anzuwenden, so gibt es noch kein "grünes Licht"!!!

Dienstag, 8. März 2016

Schmerzen

Dieses Medikament bestimmt heute wesentlich meinen Tagesablauf. Nach 30 Minuten wirkt es und ich kann eine Weile nahezu aktiv sein, wie in früheren Zeiten. So griff ich zu Stichsäge und Akkuschrauber, um erfolgreich im  Haus etwas zu reparieren. Das tat auch der Psyche gut!
Aber nach ein paar Stunden lässt die Wirkung nach. Sofort wieder nachlegen, wie bei einem Feuer, dass es nicht ausgeht???
Ich, der in seinem Leben nie gerne Tabletten genommen hat, habe da Bedenken und es ist nicht leicht, den richtigen Rhythmus zwischen Hoch und Tief zu finden.

Freitag, 4. März 2016

Lebensfreude

Sie war mir abhanden gekommen und ich konnte nachdenken, was das ist. Ich muss nicht unter Palmen am Strand liegen, sondern es sind schon die ganz banalen Dinge des Alltags, wie z. B. Essen!
Als mein Körper jegliche Nahrung verweigerte, wunderte ich mich, wie viel Zeit die Menschen dafür aufwenden. Da ist die Diskussion, was wird gekocht. Dann muss eingekauft werden. Bald klappert es in der Küche und seltsame Gerüche ziehen durch das Haus. Um an der Kommunikation teilzunehmen saß ich manchmal mit am Tisch und wunderte mich, welche Mengen die Kinder verdrückten.
Es war ein großes Stück Lebensfreude, dass ich heute wieder einmal beim Einkaufen war und sogar selbst in der Küche tätig wurde.
Bekomme ich nochmal die Chance auf eine gute Zeit? Einen Termin für die erste Chemo habe ich wieder - in 12 Tagen!

Dienstag, 1. März 2016

März 2016

Im Februar war mir so, als wäre März 2016 kein Thema mehr für mich. Im Geiste suchte ich schon ein passendes Datum für meinen Abschied: Nicht am Wochenende, eher Anfang der Woche; dann war da die Dienstreise der Tochter nach USA und außerdem der Geburtstag meiner Frau...
Den idealen Tag gibt es nicht und keiner weiß, wie der März laufen wird. Der erste Morgen war gar nicht so schlecht, aber ich hüte mich davor, konkrete Hoffnungsszenarien hochkommen zu lassen.