Sonntag, 28. Mai 2017

Bitte nicht helfen!

Wenn ich im Haushalt versuche, die Dinge zu erledigen, die ich immer gemacht habe, höre ich oft den Ruf "Kann ich Dir helfen". Vielleicht weil ich deutlich langsamer geworden bin? Standardmäßig antworte ich  - leicht gereizt - "Wenn ich Hilfe brauche, dann sage ich Euch das!" So ist der Alltag mit einem Krebskranken auf dem letzten Weg. Das Angebot zur Hilfe ist sicher gut gemeint, kann aber den Betroffenen noch mehr verunsichern, wenn er sich freut, gewisse Aufgaben noch erledigen zu können.
Ich weiß, das ist für Euch Angehörige nicht leicht, den richtigen Umgang mit dem Kranken zu finden, der früher immer recht aktiv alle Arbeit an sich gerissen hat.
Aber ich danke allen für die Geduld und auch für das Verständnis, wenn Ihr nicht mehr so viel von mir hört. Die Kreise, die ich noch ziehe werden kleiner und kleiner, ich bin froh, wenn ich mich in meine Höhle zurückziehen kann. Eben habe ich aber auch noch einmal ein update auf myprostate.eu geschrieben, damit man dort sieht, dass ich noch an Bord bin und noch nicht den Weg von Dieter gewählt habe.

Donnerstag, 18. Mai 2017

Die letzte Einladung

Nun hat es doch noch geklappt mit der Isarfloßfahrt! Ich danke allen meinen Gästen für den feinfühligen Umgang mit dem kranken Jubilar und Dank auch an meinen ständigen Begleiter, dass ich mit an Bord durfte. Besonders freute mich, dass auch meine Gäste untereinander neue Kontakte knüpften oder alte Beziehungen auffrischten. Es muss ja nicht sein, dass dies immer erst bei dem allerletzten Abschied passiert.
Das Wetter hat auch gut mitgemacht - wie im richtigen Leben: kein durchgehendes Bilderbuchwetter wie vor zwei Jahren, sondern eben auch Blitz und Donner mit einer Dusche, die alle zum Schluss noch so richtig nass machte! Ich hoffe, so bleibt diese Fahrt in guter Erinnerung.
Ein Geburtstagsgeschenk der Süddeutschen Zeitung: Die Bildergeschichte über einen Krebskranken in "BUCH ZWEI". Sie zeigt das, was meine Frau manchmal als Trost versucht: "Denk daran, alles könnte noch viel schlimmer sein". Nun steht kein Termin mehr ins Haus und ich werde mich endgültig dem unaufhaltsamen Rückzug der Kräfte anpassen.
Mein Onkologe hat die Chemo beendet und mir nun auch Xtandi verschrieben. Es wirkt ganz gut und scheint die letzte Bremse zu sein, sozusagen zum Abschluss aller Therapien noch das Dessert!

Samstag, 13. Mai 2017

Noch einmal Geburtstag ?

Als ich vor 3 Jahren versuchte, einen Überblick zu meiner Lebenserwartung zu bekommen, glaubte keiner ernsthaft daran, dass ich auch das Jahr 2017 noch erleben würde.
Der Umgang mit der Krankheit ist mühsam geworden und ich bin bei der letzten noch denkbaren Therapie angekommen. Was mich immer besonders nervt, sind Stimmungsschwankungen, die schwer vorhersehbar und mit Tabletten steuerbar sind.
Aber, wenn man erst einmal an das Morphin gewöhnt ist, geht nichts mehr "ohne". Das Loch wäre zu tief, in das ich falle, und keinem ist damit geholfen.
So habe ich aus einer Laune heraus Anfang März eine Floßfahrt gebucht, weil es doch vor 2 Jahren sooo schön war.
Unaufhaltsam hat sich nun der Termin herangeschlichen und oft hätte ich mich schon am liebsten in einem Mauseloch versteckt. Doch die Fahrt findet statt - zur Not ohne meine Person an Bord. Momentan freue ich mich sogar etwas darauf !
Die Kilometersteine an Straßen, Flüssen und Eisenbahnen erinnern mich an die Geburtstage. Damit man leichter abzählen kann, macht man an die Zeitachse des Lebens jedes Jahr einfach ein kleines Strichlein. Der morgige Tag ist nicht so wichtig: 72 Jahre sind vergangen, seit meine Eltern mir das Leben geschenkt haben und ich hoffe, doch einiges daraus gemacht zu haben. Auch das ist natürlich ein Grund, sich mit Freunden und Verwandten zu treffen.
Vielen Dank an die über 100.000 Besucher und Erklärung zum Bild: Hektometertafel am Semmering