Dienstag, 16. Januar 2018

Du musst leben

Unter diesem Titel erzählt die SZ die Geschichte eines Mannes, der seit 17 Jahren an Prostatakrebs in der schlimmen Form leidet. Sehr vieles kommt mir bekannt vor und nach 4 Jahren bin ich jetzt immer öfter versucht zu sagen, es reicht. Ich bin dankbar für die Zeit, die mir für einen geordneten Rückzug aus diesem Leben geschenkt war. Aber in bewusstem Ungehorsam werde ich mir die Freiheit nehmen, zu gehen, wann ich es für richtig halte. Ich habe nicht vor zu warten, bis auch das letzte lebenswichtige Organ versagt!
 http://www.sueddeutsche.de/politik/sterbehilfe-du-musst-leben-1.3822944

Auszug aus dem Artikel:
Horst Lanz und die anderen stecken in einer Art bürokratischer Lebendfalle

Der oberste Dienstherr der Arzneimittelbehörde, Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), hat indes schon eine Haltung, geäußert letztes Jahr beim Deutschen Ärztetag: "Ich werde alles, was mir möglich ist, tun, damit keine staatliche Behörde, erst recht keine in meinem Verantwortungsbereich, jemals zum Handlanger einer Selbsttötung wird." Sterbehilfe-Gegner verlangten von ihm, das Urteil per Nichtanwendungserlass zu umgehen.

Für Horst Lanz und die anderen Menschen, die für sich die ganz persönliche Entscheidung getroffen haben, würdig - also auch ohne letzte Reise in ein fremdes Land - sterben zu wollen, vergeht Zeit, die sie nicht haben. "Ich finde es empörend, wenn andere mir sagen: Du musst leben, erdulden und hinnehmen", sagt Lanz. Auch die Palliativmedizin, die ihm das BfArM empfohlen hat, sei für ihn keine Alternative. Medikamente, die "mich in einen Zustand versetzen, der mit mir nichts mehr zu tun hat, lehne ich ab". Aktiv zu sein gehöre zu seinem Leben, das nicht mehr sein zu können, würde für ihn die rote Linie markieren. Noch erledigt Horst Lanz alles selbst, fährt mit dem Auto zum Einkaufen, besucht sogar Kreise mit französischer Konversation und Philosophie, die er selbst gegründet hat.

Der Sterbehilfeverein, dem Lanz angehört, hat seinen Mitgliedern die Kündigung freigestellt, nur wenige haben das genutzt. Etwa 400 Mitglieder sind geblieben, ihr Funke Hoffnung sind insgesamt elf Verfassungsbeschwerden gegen den § 217, die beim Bundesverfassungsgericht anhängig sind. Eine führt unter anderem Horst Lanz, eine weitere der Verein Sterbehilfe Deutschland. Aber auch hier geschieht nichts. "Ein Entscheidungstermin ist derzeit weder im Hinblick auf die noch anhängigen Verfassungsbeschwerden noch im Hinblick auf den Befangenheitsantrag absehbar", schrieb das Gericht auf Anfrage der SZ. Der erwähnte Befangenheitsantrag bezieht sich auf den Verfassungsrichter Peter Müller, der in seiner früheren Funktion als Ministerpräsident des Saarlandes ein entschiedener Gegner der Sterbehilfe war. Mittlerweile hat das Verfassungsgericht den Verfahrensbeteiligten mitgeteilt, in diesem Jahr "zu beabsichtigen", eine Entscheidung zu fällen.

Horst Lanz und die anderen, sie stecken derzeit in einer Art bürokratischer Lebendfalle. Alle Wege, die für sie infrage kämen, sind verbaut. Vor einigen Monaten hatte Herr Lanz einen Rückfall, er nahm Schmerzmittel, hatte Halluzinationen, sah Doppelbilder. Er ist seitdem nicht weniger fest entschlossen, die Endphase seiner Krankheit nicht miterleben zu wollen. "Aber im Moment bliebe mir nur der Sprung vom Hochhaus oder vor einen Zug." Das will er seinen Mitmenschen nicht antun.

Herr Lanz wird wohl noch eine Weile leben müssen.

Persönlicher Nachtrag am 23.1.18
Beim Nachprüfen meines Blogs habe ich gesehen, dass es nicht so leicht ist, über den angegebenen Link den Text zu finden. Ich habe daher ausnahmsweise für mich wichtige Passagen kopiert und hier eingefügt. Z.B. den Satz: 
Medikamente, die "mich in einen Zustand versetzen, der mit mir nichts mehr zu tun hat, lehne ich ab", würde ich zu 100% auch unterschreiben!
Die SZ wird mir das einmal verzeihen. Ansonsten nehme ich schon Rücksicht darauf, dass mit hochwertigen Texten auch Geld verdient werden muss.

1 Kommentar:

  1. Sehr geehrter Herr Tank 45 ! Auf diesem Wege möchte ich mich herzlichst bei Ihnen bedanken. Sie haben mir viel Mut das letzte Jahr gemacht. Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Liebe und Gute und viel Kraft für die nächsten Schritte. Gott segne Sie.

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