Dienstag, 20. Februar 2018

Der frühe Vogel

Lange - etwa 4 Jahre - ist es her, dass ich schon Einkaufen war, während meine Frau erst langsam wach wurde. Sie hat mir dann diese Tafel geschenkt, die heute noch in Sichtweite  von unserem Bett aus hängt. Meist gehe ich recht spät ins Bett, weil ich vor dem nächsten Morgen Angst habe. Es ist dann auch ganz schwierig, "in die Gänge zu kommen". Aber Aufgestanden wird! Es tut mir immer leid, dass dann meine Frau erst einmal einen Mann hat, wie sie ihn sich sicher nicht gewünscht hätte. Aber, was haben wir uns versprochen? "In guten wie in schlechten Zeiten" und irgendwann wirken dann doch die kleinen Morphin Tabletten. Soviel nur mal kurz aus dem Alltag eines Krebskranken, dem es eigentlich doch gut gehen sollte.
Nachtrag am 27.2.18
Heute musste ich den frühen Vogel spielen! Die freien Termine für die Bestrahlung sind rar und werden von einem Tag auf den anderen vergeben. Ich war heute für 6Uhr30 eingeteilt. Zu dieser Zeit bei -12Grad pünktlich vor Ort zu sein, führte mich an die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit. Als ich fertig war, sah ich, das schon mindestens 3 Betten mit stationären Patienten im Morgengrauen vorgefahren waren. Selten bin ich so gern wieder in mein heimisches - fast noch warmes - Bett gestiegen und habe noch einmal wunderbar geschlafen ...

Freitag, 16. Februar 2018

Was in der Zeitung steht

Egal wie die Nacht und das Aufstehen waren, die Lektüre der Zeitung gehört wesentlich zum Start in den Neuen Tag.
Die Überraschung heute war groß, als meine Frau da ihren Mann entdeckte und das kam so: Im Jahr 2015, genau gesagt am 6. Juli 2015, erschien in unsrer Zeitung ein Interview mit mir http://letztabent.blogspot.de/2015/07/das-leben-geht-weiter.html . Ich war damals gerade auf dem Höhepunkt der Wirksamkeit der ersten Hormontherapie und entsprechend positiv fiel das Ganze natürlich aus. Neulich sprach ich mit dem zuständigen Redakteur und fragte, ob ein Update möglich wäre. Natürlich immer mit dem Hintergrund, andere Männer auf die Notwendigkeit der Vorsorge hinzuweisen. Besonders wichtig war mir auch der Hinweis auf das hervorragende Krebsbuch, an dem Prof. Burger mitgearbeitet hat. Siehe: http://letztabent.blogspot.de/2018/01/gemeinsam-schaffen-wir-das.html
Ich bewundere die Arbeit unseres Chefs für regionale Reportagen, wie er es schafft, nach einem kurzen Gespräch mir und wohl auch anderen in meiner Situationen den Spiegel vorzuhalten, wie wir sein wollen. Manchmal schaffen wir es auch, so zu sein und diese Zeiten gilt es zu genießen. Vielen Dank Herr Herda! Wer keinen Zugang zu unserer Zeitung hat, kann es hier versuchen:
https://www.onetz.de/regensburg/vermischtes/klaus-panzer-spricht-ueber-seinen-alltag-mit-prostatakrebs-opa-geht-auf-die-letzte-reise-d1816984.html

Sonntag, 11. Februar 2018

Der Weg ist das Ziel

Viele Gedanken sind in der letzten Woche über mich gekommen. Da war heute das Don Bosco Fest. Hier wird jungen Leuten geholfen, den richtigen Weg in das Leben zu finden. Dann haben sich in meinem Bekanntenkreis zwei 100 jährige verabschiedet und mir wurden mit dieser Schachtel Xtandi noch einmal 4 Wochen Leben bzw. Überleben geschenkt. Alle interessanten Ziele, wie sie z.B. in den schönen Prospekten von Hapag Lloyd in das Haus flattern, werde ich nicht mehr erreichen. Aber mein Lebensziel war ja der Weg!
Der Tod der Hundertjährigen hat mich angestoßen, 100 Jahre Leben in 4 Stücke zu teilen:
a) Kindheit, Schule, Ausbildung und eventuell Gründung einer Familie. Schön ist es, wenn man am Ende dieser Zeit schon sagen kann: "Ich bin angekommen"
b) Die Rush Hour" des Lebens beginnt! Der Körper hat den Gipfel seiner Leistungsfähigkeit erreicht. Rein biologisch gesehen wird es höchste Zeit, dass er seine Pflicht erfüllt. Das Leben erscheint aber noch unendlich.
c) Die 50 sehen wir oft schon zwiespältig. Für Personalabteilungen in großen Unternehmen bist du mit diesem Alter schon uninteressant. Am Gehaltsniveau wird sich nichts mehr ändern und es wird höchste Zeit, an die Altersvorsorge zu denken (auch bezüglich der Gesundheit, wobei ich mich bei diesem Punkt an der eigenen Nase ziehen muss).
Es ist schon eine kalte Konsequenz, wenn es heißt: Ihr seid alle noch so gesund und fit. Dann arbeitet gefälligst länger.
Ich hatte ja das Glück, dass ich mit 58 meinen Schreibtisch räumen konnte. So blieb viel Zeit für Projekte zuhause und große Reisen, zumal sich die Kinder auch schon in ihr eigenes Leben verabschiedet hatten.
d) Diesen letzten Abschnitt von etwa 75 bis 100 gibt es noch gar nicht so lange. Das sieht man, wenn man das Alter der eigenen Vorfahren betrachtet. Bei jedem, den man fragt, ob er so alt werden will, kommt meist der Nachsatz: Aber bitte nur, wenn ich gesund bleibe.
Es gibt den schönen Spruch: "Das Alter lügt nicht". Da helfen auch alle Fitness- und Ernährungsprogramme nicht - die innere Uhr tickt! Taj Mahal, das Denkmal einer großen Liebe werde ich nicht mehr sehen. Da hilft auch eine Packung Xtandi nicht.
Aber meine drei ersten Abschnitte des Lebens waren voll von Eindrücken und es war toll, dass ich etwa zwei davon mit meiner lieben Frau erleben konnte.
Nun wird es ernst: Die Metastasen am Schädelknochen haben sich gefährlich nahe an das Hirn herangearbeitet. Ob eine weitere Bestrahlung noch etwas helfen kann, wird sich morgen zeigen!

Sonntag, 4. Februar 2018

Alarm am Lebensabend

Heute ist Weltkrebstag (Bild oben aus der SZ) und es ist wirklich ein bedeutsames Zusammentreffen, dass ein paar Tage vorher Heribert Prantl einen Leitartikel mit dem oben genannten Titel schrieb.
Alarm am Lebensabend
Der Pflege-Imperativ: Pflege die Alten so, wie du selber einmal gepflegt werden willst!
Warum gibt es keinen Aufstand? Warum ist der Pflegenotstand ein alltäglicher Zustand? Er schreit zum Himmel; die Behandlung der alten und der dementen Menschen gleicht bisweilen einer Bestrafung dafür, dass sie so alt geworden sind. Ist das Altwerden eine Schuld, die Sanktionen nach sich ziehen muss, die in Pflegeheimen vollstreckt werden? Die Erklärung der bisweilen grausigen Zustände, die in so manchen Heimen herrschen, gelingt nur einem solchen Zynismus. Altenheime gehören, auch wenn es durchaus vorbildliche Heime gibt, zu den skandalträchtigen Örtlichkeiten hierzulande....
Mehr Text in der SZ vom Freitag 2.2.2018
Mein Kommentar dazu: Da wird gerade in der Krebsforschung ein immenser Aufwand getrieben, um uns Krebskranken noch einige gute Zeit zu ermöglichen. In vielen Fällen gelingt das auch und ich persönlich bin allen Beteiligten sehr dankbar dafür.
Wenn nun aber wirklich alle Therapien ausgeschöpft sind? Warum kann man das nicht ehrlich sagen und einen letzten Weg vorschlagen? Wirkt da immer noch die Zeit, wo "Selbstmörder" nur außerhalb des Friedhofs beerdigt werden durften? Sicher treffen wir oft auch auf eine gute Palliativmedizin, aber ich wünsche mir offenen Umgang mit einer finalen Therapie. Das würde vielen Betroffenen helfen und den Abschied aus diesem Leben erleichtern. Ich meine, die Zeit wäre reif dafür!!!

Samstag, 3. Februar 2018

Es ist soweit: Er ist wieder da!

Leider sind es keine unbegründeten Ängste, die mich an das Ende der Xtandi Therapie erinnern. Der bekannte Schmerz ist wieder da. Den Verlauf zum Ende einer Therapie kenne ich mittlerweile mehrfach aus eigener Erfahrung zu gut. Noch kann ich mit den Tabletten aus meiner "Schatzkiste" gegensteuern, aber nächste Woche steht unweigerlich eine Therapieentscheidung an!
Beim CT vorgestern traf ich auf den Chef der Strahlentherapie, mit dem ich mich seit 4 Jahren gut verstehe. Er suchte schnell ein anderes Thema, um sich nicht auf eine Beurteilung meines weiteren Verlaufes einlassen zu müssen (vielleicht stand er aber auch nur unter Zeitdruck?). Bewusst hatte auch ich in letzter Zeit nicht in den Krebsschriften geforscht. Wir Patienten sollen doch positiv in die Zukunft sehen! In Vorbereitung auf die Entscheidung in der nächsten Woche musste ich es aber wieder einmal tun. Was ich da finde zeigt: Die guten Zeiten sind definitiv verbraucht.
Da wird es Zeit, auch meine letzten Ordner wieder einmal auf Vordermann zu bringen. Und: Die "Türe" ist nach wie vor betriebsbereit. Aber die Entscheidung muss ich nach wie vor ganz alleine selbst treffen. Es wird sich keiner finden, der sagt: Geh doch! Ich bin aber schon froh, wenn ich mit Verständnis rechnen kann.