Der Psychoonkologe sagt in der "Krebsreise", der Krebs ist kein "Ding", sondern ein Zustand oder Prozess. Letzte Nacht habe ich "meinen" Krebs aber anders empfunden. Lassen Sie mich das als modernes Märchen erzählen: Vor vielen Jahren hat sich dieser Krebs fies und unbemerkt bei mir eingenistet. Er will und wird mich "fertig machen". (Die Tempelwächter aus Bali mögen mir verzeihen, dass ich sie zur Visualisierung herangezogen habe.)
Im Februar 14 zeigte sich mein neuer Begleiter das erste Mal und hat zugeschlagen, die Schäden konnten geheilt werden. Mit der Hilfe meiner Ärzte durfte ich zurückschlagen und er wurde so ausgehungert, dass er länger als ein Jahr aktionsunfähig war (Hormonentzugstherapie). Ende 15 holte er zum Gegenschlag aus. Das kündigte sich im PSA Anstieg an, aber der Angriff kam erst zum Jahreswechsel. Mit Schmerzen zeigte er, dass er nun der Herr meiner Knochen ist. Über welche Vielfalt an Waffen er verfügt, demonstrierte er mit den schlimmen Sehstörungen.
Ich war schon nahe daran, zu kapitulieren, als ich ihn im März 16 mit dem Gift einer Chemo überraschen konnte. Die ersten Zyklen legten ihn jeweils für mehrere Tage lahm. Doch er ist lernfähig und die Wirkung meines Giftes schwindet. Mal sehen, wie er heute auf den vorläufig letzten Zyklus reagiert. Ich fürchte, er wird sich nur noch einmal wütend schütteln und einen neuen Angriff planen...
Meldung am Nachmittag: Das Gift ist erst mal ohne Komplikationen drin! Respekt vor meinen Ärzten in der Onkologie: Nächste Woche geht es in die Röhre! Vielleicht finden wir, wo er sich verkrochen hat und was er vor hat.
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