Wenn Du die Diagnose "Krebs unheilbar, nur noch palliativ behandelbar" bekommst, steht natürlich ganz groß die Frage im Raum: Wie lange habe ich noch?
Die SZ berichtet heute über die Arbeit von Psychologen: "Die Menschen haben Angst vor vorauseilendem Bedauern". Insbesondere risikoscheue Menschen pochten in der Studie auf ein Recht auf Nichtwissen. Und je älter die Befragten, desto größer ihre Präferenz für freiwillige Ignoranz. Nur eine Gruppe stach heraus: Religiöse Menschen legten im Vergleich den größten Wert darauf, alles zu erfahren. Regelmäßigen Kirchgängern macht das eigene Schicksal offenbar weniger Angst.
Seit jeher kämpft die Menschheit darum, Ungewissheiten zu reduzieren. Dennoch gilt: Ungewissheit ist die Würze des Lebens, die allerdings stetig zurückgedrängt wird. Patienten sind aufgerufen, persönliche Krankheitsrisiken quantifizieren zu lassen, oder sollen auch ohne Beschwerden Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen.
Dem gegenüber steht das Bedürfnis nach Nichtwissen, das in uns schlummert. Auch eine Wissensgesellschaft sollte ein Recht darauf verteidigen. Anders gesagt: Liebe ohne Ungewissheit kann es nicht geben.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-bitte-die-zukunft-nicht-verraten-1.3390302
Auch ich habe für mein Ende keine belastbare Deadline. 4 Chemotermine in 14 Tage Abstand stehen heute in meinem Kalender. Das reicht noch über Ostern 2017 hinaus. Der Arzt sieht aus seiner Erfahrung wohl eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass ich sie wahrnehmen könnte. Darf ich das nun als die Würze meines restlichen Lebens sehen?
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