Donnerstag, 31. August 2017

Stellt Euch vor, ich war beim Frisör!

Normalerweise ist das keine Meldung wert. Meine Haare waren sowieso sehr dünn geworden und: lohnt sich das noch?
Aber heute war es so weit, mein Wirrkopf gefiel mir nicht mehr und ich bekam auch gleich einen Termin.
Als ich erklären wollte warum mein Haar so dünn ist, erklärte die Dame, die mich behandelte, dass sie schon gleich erkannt hat, dass das Folgen einer Chemo sind. Es wurde ein gutes Gespräch über Krebs allgemein daraus. Es tut gut, darüber zu reden, als wäre diese Krankheit eine selbstverständliche Sache. An anderen Geschichten sehe ich, dass ich eigentlich bis jetzt wirklich Glück hatte. Ein Gespräch beim Psychoonkologen hätte nicht besser sein können und so ist es wieder ein Tag mit einem freudigen Aspekt.
"HAAR-genau" kann ich empfehlen:
https://www.haargenau-regensburg.de/
Und dann kam auch noch die Bestätigung von meinem "Zweit-Meinung-Guten-Geist", dass ich auf dem richtigen Weg bin. Er erwartet mich fest zum "Prostatatag" am 18.11. und damit dürfte auch das Schiller-Konzert am 21.11. gesichert sein, für das ich schon Karten habe.  http://letztabent.blogspot.de/2017/06/nachlassen-der-geistigen-fahigkeiten.html

Mittwoch, 30. August 2017

Der Augenblick - nahe am Himmel

Von einer guten Bekannten haben wir gestern einen schönen Kalender für 2018 bekommen
http://www.perspektive-kunst.de/Kunstkalender.html
Zu einem Gedicht, das sie dort veröffentlicht hat, und wo es um die Bedeutung des Augenblicks geht, musste ich ihr einen Kommentar schreiben:
Ihr Gedicht "Vita" gibt zu denken. Die Vergangenheit ist mir schon wichtig, ein Schatz in dem man blättern kann, und der Trost gibt, wenn es immer weniger wird, was man noch tun kann.
Die Zukunft: Da will ich gar nicht so genau wissen, wie sie aussieht. Trotzdem muss man sich damit befassen und darf nicht den Kopf in den Sand stecken.
Da ist es schon manchmal schwierig, den Augenblick zu genießen. Aber ein bisschen habe ich schon gelernt, wie auch kleine Dinge noch Freude machen. In diesem Sinne gehen wir jetzt auf die Dult und werden einen Fisch essen.

Wir haben das realisiert und obwohl mir manchmal gar nicht nach Dult war, wurde es ein schönes Erlebnis.

Es gab zuerst den leckeren Fisch.


Mich reizte dann das majestätisch drehende Riesenrad. Wenn man oben ist, fühlt man sich dem Himmel ein Stück näher, es gibt einen tollen Blick auf unsere schöne Stadt, aber es geht auch wieder abwärts, der Himmel will mich noch nicht behalten.

In dieses Gerät traute ich mich nicht mehr. Ich hatte aber ein kurzes Gespräch mit dem duften Typ, der die Karten verkauft, die Anlage fährt und seit 15 Jahren immer noch mit Begeisterung kommentiert und das Erlebnis akustisch untermalt.

Alles in Allem, es war wieder einmal ein schöner Tag, für den es sich lohnte, noch hier zu sein. Ich glaube, ich habe es heute geschafft, mich über den Augenblick zu freuen. Ob ich 2018 erlebe und den Kalender dann wirklich benutzen kann, sehe ich momentan gelassen.
Ich sehe gerade, dass ich im diesem August schon 16 Beiträge geschrieben habe! Sind es die Medikamente, dass ich zum "Quasselstrick" werde? Aber meine Frau freut sich, wenn ich viel rede und nicht schweigend in der Ecke sitze.

Die Fahrt geht weiter

Ich möchte noch bei dem Bild mit dem Boot bleiben. Heute erhielt ich den Befund: Es ist zwar beschädigt, aber stabil. So gelingt es vielleicht noch, ein paar kleinere Wellen zu überstehen.
Mit dem Ziel der Fahrt haben sich ja mittlerweile alle abgefunden.
Da ich mir nicht vorwerfen lassen will, ich hätte nicht alles versucht, geht es demnächst in die Welt der Radioaktivität. Muss mir doch wieder das Periodensystem aufhängen, damit ich bei Radium223,  Lutetium177, Actinium225, Gallium68 usw. mitreden kann.
Wenn nicht die große Welle kommt, oder die Katze die Lust am Spielen verloren hat...

Montag, 28. August 2017

Rückblick auf das "Tantentreffen"

Wir waren eine tolle Versammlung, ich durfte wieder an den Grill, Trudl fehlte, dafür war wieder ein neues Gesicht dabei und die jungen Leute zeigten ihre Fähigkeiten.
Ich hatte alte Erinnerungen aus der Kiste geholt und dazu gehörten auch Lieder, die wir Alten vor mehr als 50 Jahren gesungen haben. Leider habe ich von "Wiegende Wellen auf wogender See" keine Aufnahme von uns und muss daher auf Youtube verweisen: https://www.youtube.com/watch?v=ydnGj8y903w
Ich sang das Lied gerne und habe auch bei unseren Seereisen gerne das Meer beobachtet. Heute erinnert mich das an meine Situation: Bei stürmischer See sitze ich in einem kleinen Boot. Die Wellen sind wie Gebirge. Ich habe nur Ruder um ein bisschen zu arbeiten, ob ich oben bin oder in einem Wellental, wo ich Angst haben muss, dass die nächste Welle über mich schwappt. Ich habe Helfer (in weißen Kitteln), die mir schon viel geholfen haben. Ohne sie wäre ich vielleicht schon untergegangen und über Funk berichte ich hier. Aber irgendwann kommt die ganz große Welle, wo keiner mehr helfen kann und mich die Kräfte verlassen. Für den Fall, dass ich nur noch hilflos herum zappeln werde, bevor ich jämmerlich untergehe, habe ich vorgesorgt und das ist gut so ...

Samstag, 26. August 2017

Nebenwirkungen

Es gibt Patienten, die den Beipackzettel grundsätzlich nicht lesen, und andere, bei denen garantiert die Nebenwirkungen auftreten, von denen sie gelesen haben. Ich liege so dazwischen, denn ich will genau wissen, was ich da so "einwerfe" und beobachte meinen Körper dann schon besonders,
Der Strahlentherapeut hat mir "Lyrica" empfohlen und ich habe es nun auch als Pregabalin bekommen. Er meinte, dass es sich bei meinen Kopfproblemen vielleicht um neuropathische Schmerzen handeln könnte, die man damit lindern kann. Der Beipack liest sich fast wie ein Krimi, hier ein Auszug:

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Benommenheit, Schläfrigkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitsteigerung, Übersteigerung (Euphorie), Verwirrung, Reizbarkeit, Libido-Verringerung, Haltungsstörungen, Bewegungsstörungen, Gangstörungen, Zittern, Sprechstörungen, Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, nervliche Missempfindungen, Verschwommensehen, Doppelbilder, Schwindel, Erbrechen, Mundtrockenheit, Verstopfung, Blähungen, Erektionsstörungen, Trunkenheitsgefühl, Abgeschlagenheit, Wasseransammlungen in Armen und Beinen, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Gewichtszunahme.

Die gelegentlichen und seltenen Nebenwirkungen will ich ihnen ersparen. Da gibt es nichts, was es nicht gibt z.B: Wahnvorstellungen, Panikattacken, Ruhelosigkeit, Aufregung, Depression, Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Persönlichkeitsstörungen,
aber auch: Enthemmung, gehobene Stimmungslage,

Das wird ja was, wenn ich Pregabalin vorsichtig "einschleiche", wie mir empfohlen wurde. Da bleibe ich heute lieber noch bei ein klein bisschen mehr Morphin, um das Treffen mit meinen Schwestern zu überstehen 😏

Freitag, 25. August 2017

Wieder 4 Wochen

Schon vor drei Jahren habe ich darüber nachgedacht, dass mein Leben nun im 4 Wochen Rhythmus läuft. So war es auch heute. Die zwei Ärzte, die ich besuchte bedauerten ehrlich, dass sie keine Hilfe bei meinen Kopfproblemen sehen. Aber ich bekomme wieder 100 Tabletten Morphin, mit denen ich zum nächsten Termin durchkomme.
Das Unausgesprochene? Mein Onkologe sieht durchaus ein, dass der Zahnarzt keinen Sinn in einer großen Zahnbehandlung sieht. Auf die Frage, "wie lange noch", meinte er mit einem gewissen Stolz, dass wir doch schon ordentlich Zeit gewonnen hätten. Er nahm sich auch Zeit, sich für meine persönlichen Verhältnisse zu interessieren, und das nicht nur aus Höflichkeit.
Dann kämpfe ich halt noch ein bisschen weiter und hoffe, beim nächsten Familienfest noch einmal aktiv sein zu können.
http://letztabent.blogspot.de/2016/08/geschwistertreffen.html
Meine Kinder nennen es "Tantentreffen" und kommen aber gerne.

Mittwoch, 23. August 2017

Wie geht es Dir ?

Im allgemeinen beantworte ich diese Frage einfach mit "schlecht" und bitte darum, das nun nicht weiter erklären zu müssen.
Morgen muss ich aber meinem Arzt Rede und Antwort stehen und ich weiß, wie wichtig für den Arzt ist, dass ich meinen Zustand beschreibe.
In der ersten Phase der Xtandi Therapie kam ich mit 3 mal 10 mg Morphin aus, heute brauche ich schon bis zu 5 mal diese Tablette.
Ich gehe relativ spät ins Bett.
Dem ersten Aufwachen gegen 3 Uhr folgt ein zweites Aufwachen im Morgengrauen. Da habe ich dann Zahnschmerzen, Pfeifen im linken Ohr, Mundtrockenheit bis hin zu Schmerzen und die bekannte Gefühllosigkeit der linken Schädelhälfte. Massive Doppelbilder sorgen dafür, dass ich erst einmal herumtaumle und ein Auge schließen muss, um mich zu orientieren. Spätestens dann muss ich eine Tablette nehmen, Ich habe schon mit Erfolg ein Capros 10mg (schnell wirkendes Morphin) genommen. Aber die allgemeinen Knochenschmerzen, wie ich sie in   http://letztabent.blogspot.de/2017/07/schmerzen.html  beschrieben habe, sind (noch) nicht wieder da, bzw. werden ausreichend unterdrückt. Nur die Füße sind morgens oft seltsam dünn und tun weh. Die Stimmung ist mies und ich bin froh, noch einmal mindestens zwei Stunden schlafen zu können.
Gegen 9 Uhr erwachen dann - wohl auch als Wirkung der Morgentablette die Lebensgeister. Zum Frühstück versuche ich alles möglichst in winzige Stücke zu schneiden, damit ich sie in dem ganz kleinen verbliebenen, schmerzarmen Kaubereich rechts noch bearbeiten kann. Ich habe versucht, meinen Mund umzuerziehen, dass er auch auch rechts kaut, geht einfach nicht. Nach dem Frühstück gleich Zähneputzen und zuletzt mit Hilfe der Munddusche alle Speisereste aus den Zahnruinen zu entfernen. Mit der Zunge fühle ich, wie schlimm gerade die Weisheitszähne aussehen müssen und ich muss darauf achten, dass ich mich an den scharfen Kanten nicht verletzte.
Nach dem Frühstück habe ich eine relativ gute Phase und freue mich, wenn ich mich nützlich machen kann und z.B. mit dem Auto zum Einkaufen fahren kann. Ja, das geht noch, aber ich achte sehr darauf, hier kein unnötiges Risiko einzugehen! Der Köper ist noch erfreulich stabil und leistungsfähig.
Mittags wieder der gleiche Kampf mit dem Essen und der Kauarbeit. Schön ist es, ein Weißbier genießen zu können.
Wenn ich das Morphin zu spät nehme, kippt die Stimmung. Ich freue mich auf einen Mittagsschlaf, eine halbe Stunde reicht. Darauf folgt wieder eine Aktivphase - zu tun gibt es immer was, auch bei diesem schönen Sommer im Garten - ich versuche, viele Dinge zu regeln, um einmal kein Chaos zu hinterlassen, wenn ich nicht mehr da bin.
Abends sitze ich viel mit meiner Frau vor der Glotze, wobei ich mich aber auch manchmal ausklinke, und in mein Reich, den Keller, gehe. Später sitze ich dann oft noch am PC und schreibe z.B. in meinen Blog.
So ist zur Zeit, der Alltag! Ich weiß, mit dem kaputten Kopf muss ich leben. So wie einige Therapien, die ich schon hatte, wird auch Xtandi - ich vermute bald - zu Ende  gehen und dann sind die gesicherten Therapien eigentlich aufgebraucht. Mal sehen, was meine Ärzte noch vorschlagen?
Aus Berichten weiß ich, dass es anderen Krebskranken noch viel, viel schlechter geht. Trotzdem kommt schon gelegentlich das bekannte Gefühl, "warum gerade ich" und die Traurigkeit, mich von immer mehr Dingen, wie z.B. auch Radfahren, verabschieden zu müssen.

Sonntag, 20. August 2017

Lebensfreude ?

Manchmal wundere ich mich selbst, dass ich so etwas noch habe. Rein objektiv habe ich wenig Grund dazu. Die letzte gesicherte Therapie scheint zu Ende zu gehen und nächste Woche ist wieder Krankenhaus-Termin mit Staging. Eine Runde Xtandi geht vielleicht noch, aber sonst kenne ich nur noch recht unsichere Optionen, die mir angeboten werden können.
Ist es Charakterstärke, für die sich der Patient bewundern lässt, oder sind es die Tabletten? Wenn ich einmal das Morphin vergesse und zu spät nachlege, merke ich das schon - und meine Frau auch.
Vielleicht erwecke ich manchmal den Eindruck, ich hätte mich ganz "cool" auf das Ende vorbereitet, aber im Inneren tut der Abschied schon sehr weh. Ich bin selbst gespannt, wie hoch der Leidensdruck ansteigen muss, bis ich wirklich ernst mache und "ganz leise Servus" sage.
Jetzt, wo ich mich schon von der Nordsee verabschiedet habe, eine kleine Hoffnung keimt noch, dass ich wenigstens Kranzbach noch einmal erlebe.
Es ist Sonntagmittag, die Mittags-Tablette scheint zu wirken, ich krabble jetzt mal aus meinem Loch und kümmere mich um das Mittagessen und die Getränke dazu!

Tschüß Fedderwardersiel

Ein neuer schmerzhafter Abschied zeichnet sich ab: die Fahrt ist einfach zu weit und mein Zustand ist zu unkalkulierbar, als dass ich noch einmal einen Aufenthalt in unserem Ferienhaus planen könnte. 30 Jahre waren wir regelmäßig an der Nordsee im schönen Butjadingen und haben dort viel erlebt. Die Kinder waren dabei und fuhren auch als Erwachsene noch gerne mit. Vor sieben Jahren erfüllten wir uns einen Traum und kauften so ein Nurdachhaus. Nun bleibt mir nur noch als Aufgabe, einen Weg zu suchen, dass das Haus richtig betreut wird, bis es einmal komplett in die Verantwortung der Erben fällt 😟.
Sie können das Haus gerne buchen, es ist wirklich eines der schönsten im ganzen Ferienpark:
http://www.nordsee-ferienpark.de/Buchung-Ferienhaus-Fedderwardersiel-Nurdach-136-Nurdach-mit-Wigwam-133.html

Freitag, 18. August 2017

Jack berichtet

Hier ein Auszug aus den Berichten von Jack, der als Hobby "Uroonkologie" angibt und sogar ein interessantes Lexikon anbietet: http://prostatakrebs-tipps.de
Es zeigt, dass auch bei super kleinem PSA die Lebensqualität gewaltig in den Keller gehen kann. Da kann ich schon Angst bekommen, wenn nun auch noch die letzten Therapien, die mir bislang erspart blieben, in Betracht gezogen werden.
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02.02.2017 0.04 30.01.17
PSA-Wert: 0,036 am 30.01.2017, keine Schmerzen mehr von der Metastase in LWK 1.
Zytiga und Xofigo scheinen gut zu wirken.
Problem habe ich mit Bauch, Völlegefühl, Schmerzen im Oberbauch, Blähungen.

Krankenhaus Bietigheim-Bissingen, auf Notfallstation, dann Palliativstation: 30.01 bis 02.02.2017
Ich war jetzt 4 Tage im Krankenhaus das zu untersuchen: Reizmagen, entzündete Bauchschleimhaut, kleine Zyste an einer Niere.
Die Ärzte Sagen, es sind die Nebenwirkungen von den Krebsmedikamenten, ich muss damit leben und die Symptome kann ich mit Medikamenten mildern.
 
19.02.2017 0.04 30.01.17
Am 10. Feb hatte meine vierte Xofigo Infusion.
Die Nebenwirkungen sind so stark, dass ich seit der dritten Infusion im Januar kaum aus dem Bett komme.
Ich fühle mich wie vergiftet: Übelkeit, Schwäche, kein Appetit, aufgeblähte Bauch, Kratzen im Hals (Husten), innere Hitze, Schlafstörungen.
Seit November (Anfang von Xofigo) habe ich 9 kg abgenommen.

Seit 14 Feb nehme ich keine Zytiga, mehr, kein Prednisolon, kein Tilidin gegen Schmerzen.
Die Nebenwirkungen von Xofigo sind geblieben.
Zum Glück habe ich keine Metastasen-Schmerzen mehr, also Xofigo wirkt.
Ich habe mich entschlossen die 2 weitere Infusionen wegen Nebenwirkungen nicht mehr machen lassen.
Ich will wieder "Leben", nicht nur immer schwächer im Bett bleiben.

Ein denkwürdiger Tag

Meine jüngste Tochter hat geheiratet! Heiraten wird ja heute nicht mehr für so wichtig gehalten, aber sie wusste doch, wie wichtig es für einen Vater ist.
Daher haben die Beiden ernst gemacht, damit der Papa das noch erleben kann.
Ich habe den Tag recht skeptisch gesehen, aber es wurde ein schönes Familien Ereignis daraus, für das ich allen danke. So glücklich wie sie sind, ist es eine Sorge weiniger für die Zeit des Abschieds.
Abgesehen von den Zähnen war mein Begleiter auch friedlich und hat es mir erlaubt, fast so wie in alten Zeiten bei dem kleinen Fest zu helfen und zu organisieren.
So vergeht die Zeit und in einer Woche ist schon wieder Krankenhaus-Termin: Die vierte Packung Xtandi ist dann aufgebraucht und ein Staging ist geplant. Eigentlich traue ich mir gar nicht mehr, über irgendwelche Prognosen nachzudenken.
Nachtrag am nächsten Tag: Wenn so ein Ereignis, für das der Körper doch einige Energien mobilisieren konnte, vorbei ist, fällt der Patient in ein Loch. Müssen wirklich noch einmal die üblichen Ereignisse, die das Jahr so bringen wird, abgespult werden, nur mit der Variante, dass es schlechter wird und ich z.B. nicht mehr richtig kauen kann. Zwetschgendatschi durch den Mixer jagen ?

Montag, 14. August 2017

Die Sau verlässt das Dorf schon wieder

Es ist für Arzt und Patient eine schwere Entscheidung, welche Therapiemöglichkeiten aufgegriffen werden sollen. Unter Umständen wäre ja auch ein "off label use" möglich. Ende des Monats habe ich noch ein Gespräch bei unserer Nuklearmedizin. Aber ich habe die Hoffnung, dass mir ehrlich gesagt wird, wann wirklich Schluss ist. Noch wirkt Xtandi, aber ein Ende zeichnet sich ab und mit meinem kaputten Kopf bin ich auch eher ein Sonderfall.
Die Schlagzeile stammt aus der SZ vom 8.8.2017

Samstag, 12. August 2017

Andreas Derball

"zwischen der welt" ist name des homerecording-projekt eines 45-jährigen menschen mit chronischer beeinträchtigung (Andreas Derball), welches sich inhaltlich überwiegend mit dem sinn des seins, seinen licht- und schattenseiten, der letzten lebensphase & dem tod auseinandersetzt - daher zwangsläufig existenzielle fragen des lebens stellt - mit & zu allem, was nicht erklärbar ist - & das ist verdammt viel. ...hoffnungen, unvermeidbare illusionen, sehnsüchte & spielereien inbegriffen...

Abschied am 7. Januar 2016
Liebe Freunde, Bekannte, Zufällig-Lesende,
tja, wie anfangen, was sagen? Dies ist mein letzter post. Wenn ihr es lest, habe ich endlich den Mut gefunden, meinem irdischen Horror ein selbstbestimmtes Ende zu bereiten. Ich habe eine Freundin gebeten, dies für mich nach meinem Ableben zu veröffentlichen - hoffe, es funktioniert & fällt nicht in irgendeine Anti-Suizid-Zensurschachtel. Darum betone ich ausdrücklich, dass dies keinerlei Freitodverherrlichung o.ä. ist, lediglich eine Mitteilung an die Menschen, die mich kannten....

Der Brief geht noch lange und ist beeindruckend, so wie auch die Musik, die uns Andreas hinterlassen hat (zu finden auf YouTube). Ich freue mich, zufällig Kontakt zu der Freundin gefunden zu haben, die diesen Abschiedsbrief veröffentlicht hat.

Freitag, 11. August 2017

Liebe

Bald werden es 53 Jahre - mehr als zwei Drittel meines Lebens - dass ich meine Frau kennen lernte und sie fragte, ob wir für immer beisammen bleiben wollen. Es wurde eine wunderbare Zeit, für die ich ihr unendlich dankbar bin. Es tut mir sehr leid, dass ich ihr durch meinen Abschied viel Schmerz zufüge, wenn ich einmal sagen muss: Es reicht, es ist genug:
http://letztabent.blogspot.de/2015/12/es-reicht-es-ist-genug.html
Es war immer ein Grundsatz in unserer Ehe, dass wir uns viel Freiheit ließen, mit der wir aber immer verantwortungsvoll umgingen. Das gilt bis zuletzt, auch für das, was ich plane. Meine Frau spricht nicht gerne darüber, aber sie hat diesen Spruch auf einer Todesanzeige gefunden und meinte spontan, das würde sie auch schreiben:

Samstag, 5. August 2017

Muss man den Tod fürchten?

Diese Frage stellt man in Chrismon, dem evangenlischen Magazin immer prominenten Leuten. Der Schriftsteller Eugen Ruge hat sie so beantwortet:

"Ich fürchte den Tod, aber ich kann mir vorstellen, dass man ein Einverständnis erreichen kann. Man muss sich nur mal vorzustellen versuchen, man würde ewig leben. Unendlich heißt nicht: sehr lange. Sondern: es hört niemals auf. Alles wiederholt sich immer und immer. Man kann hoffen, dass man irgendwann zu vergessen beginnt. Aber genau das ist der Tod: ein Sich-selbst-Vergessen. ­Was immer im Tod mit uns passiert, ich bin relativ sicher, dass wir als Individuum aufhören zu existieren. Die buddhi­s­tischen Mönche üben dieses Selbstvergessen ja zu Leb­zeiten bereits ein. Und sie behaupten, das Erreichen dieses Zustandes sei Glück."
Diese Aussage steht in Zusammenhang mit einem Bekannten, der neulich seinen 100sten Geburtstag feierte. Alle sagen toll, ohne größere Krankheit so alt zu werden. Seine Tochter gestand uns, dass es für ihren Vater, der früher sehr aktiv war, zunehmend schwerer wird, den unvermeidlichen Niedergang der körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu ertragen. So alt werde ich sicher nicht. Unvorstellbare 28 Jahre müsste ich da noch durchhalten! Durch meine Krankheit habe ich das Gefühl, das Altern im Zeitraffermodus zu erleben. Noch freue ich mich, wenn der Zeitraffer nicht gar zu schnell läuft, und dann habe ich mir ja immer noch das Recht aus bedungen, eventuell selbst das Ende zu bestimmen, wenn es für mich und meine Angehörigen nur noch Quälerei ist.
Ein symbolträchtiges Bild, das ich zufällig entdeckte, möchte ich noch anfügen:
Die handgefertigte Standuhr, die mit einmal Aufziehen etwas mehr als ein Jahr läuft, muss wieder aufgezogen werden - ich führe Buch darüber. Das Bild zeigt
natürlich die Zeit, zu der ich ein neues Verhältnis bekommen habe,
links sieht man meinen Kopf, der mir zur Zeit die meisten Probleme bereitet
und rechts spiegelt sich ein Kreuz, das meine Frau sehr schätzt und unter dem meine Schwiegermutter gestorben ist.

Eugen Ruge hat auch eine interessante Vorstellung von Gott. Nachzulesen ist das gesamte Interview unter:

Donnerstag, 3. August 2017

Verrückt oder mutig

Nun habe ich doch tatsächlich den Anbieter für Internet und Telefon gewechselt. Oft hatte ich das Gefühl, geht mich doch nichts mehr an! Aber seit heute bin ich weg vom Klingeldraht.
Ich habe die Kollegen bewundert, was sie mit DSL aus den Drähten herausgeholt haben. Aber ich habe auch die Installation des Koaxialkabels erlebt und weiß, welcher Schatz da eigentlich vergraben wurde. Nachdem man die Nuss geknackt hat, auf dem eigentlich für reine Verteilung gedachten Netz auch eine bidirektionale Übertragung zu realisieren, steht ja hier eine ungeahnte Übertragungskapazität zur Verfügung, wenn man sich eines Tages auch im Kabel, von Analog-TV verabschiedet.
Ja, ein bisschen bricht sie noch durch, die Freude, mit der ich vom begeisterten Radiobastler zum Studium der Nachrichtentechnik kam.
Das Bild zeigt, wie ich einen Plattenspieler in ein Tonbandgerät verwandelte.
Zu dieser Zeit gab es für uns Ingenieure noch viel zu tun. Auch wieder so ein Punkt wo ich sehe, dass meine Zeit vorbei ist!
Trotzdem freue ich mich über das schnelle Internet und hoffe, dass kein Abenteuer Vodafone daraus wird. Weiteren Bedarf an Abenteuern habe ich nicht.

Dienstag, 1. August 2017

Das ganze Leben ist ein Abenteuer

Es ist einfach schön, zu beobachten, mit welcher Freude Enkelin Felicitas in ihr Leben startet.
Sicher kommt schon mal der eine oder andere Wutanfall, sie muss sich ja gegenüber den Geschwistern durchsetzen, die in der Schule bereits den Ernst des Lebens erfahren.
Die eigenen Kinder sind nun schon eher in der Mitte des Lebens und wir Eltern im letzten Abschnitt.
Ich freue mich und bin dankbar, dass ich so noch zwei Generationen erleben darf.
Manchmal bekomme ich aber schon Angst, wenn ich denke, was auf die Kinder in unserer Welt noch zukommt, wo wir sagen, das geht uns nichts mehr an.
Das ganze Leben ist ein Abenteuer - nicht nur das letzte, über das ich hier berichte.
Ich wünsche Allen viel Erfolg und, dass es ihnen gelingt, die Weichen richtig zu stellen, wenn es um Wendepunkte im Lebensweg geht.