Freitag, 29. August 2014

Xtandi, Zytiga, Docetaxel, Bicalutamid - wie würde ich das meinen Enkeln erklären:

Mir schwirrt der Kopf von allen Dingen, die es da gibt, wie würde ich das meinen Enkeln erklären:

Der menschliche Körper ist wie eine Ritterburg, die immer wieder von Feinden angegriffen wird. Meist sind es harmlose Krankheiten, die dank der körpereigenen Abwehr wieder zurückgeschlagen werden können.
Bei Eurem Opa kamen aber ganz fiese Angreifer, nennen wir sie Prostacas, die sich unbemerkt an verschiedenen Stellen in die Burg eingeschlichen haben. Bemerkt wurden sie erst, als sie mit ihrem zerstörerischen Werken an den Fundamenten der Burg – den Knochen - nagten.
Nun haben wir mit dem Gegenangriff begonnen. Da kam der Ritter Tranantone, der zusammen mit seinen Gehilfen Bicalutamid den Prostacas den Treibstoff (Testosteron) wegnimmt. Ein anderer Ritter Xgeva hilft zusammen mit Genosse Denosumab die Fundamente der Burg zu erhalten.
So kann der Angriff einige Zeit – vielleicht sogar ein paar Jahre – in Schach gehalten werden. Irgendwann greifen die Prostacas aber wieder an und haben gelernt, sich anderweitig Treibstoff zu besorgen.
Wir müssen dann nach neuen Verteidigern Ausschau halten. Vielleicht kommt Docetaxel, der große Zerstörer, der leider nicht nur die Prostacas zerstört, sondern auch eigene Kämpfer beschädigt. Aber dann gibt es auch noch die Ritter Xtandi und Zytiga, die wir in den Kampf schicken könnten. Sie kämpfen aber in einem schwierigen Umfeld und der Erfolg ihrer Aktionen ist nicht immer eindeutig
Was die Prostacas gar nicht mögen sind Atomstrahlen. Ich habe guten Kontakt zu einer Werkstatt, die solche Strahlen verschießen kann. Wenn das nicht mehr reicht, hole ich mir Hilfe bei den Rittern Alpharadin und Xofigo. Sie können solche Strahlen heimlich in meine Burg bringen und wir können sie damit direkt vor Ort in den Kampf schicken.
Aber eines ist klar: irgendwann ist der Kampf verloren! Aber die Burg hätte sowieso nicht ewig gehalten und wäre auch ohne den Angriff einmal eingestürzt, damit etwas Neues gebaut werden kann.

Zum Thema: Wieviele Jahre?

Am 6.8. habe ich dazu etwas geschrieben. Nun habe ich ein neues Diagramm betreffend Patienten in meinem Zustand gefunden. Quelle: http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Urologische-Klinik-und-Poliklinik/de/patienteninformation/prostatakarzinom/therapie/fortgeschrittenes_PCA/index.html
Ich habe mir erlaubt, hier einmal grob meine Zeitrechnung einzuzeichnen. Demnach würden heute in meiner Gruppe nur noch etwa 85% leben, Ende 2015 wären wir bei 50%, aber hier zeigt sich Fortschritt: Dieser Wert konnte in den letzten Jahren auf 60% angehoben werden! Dann gibt es aber auch noch einen Rest von 20% bei dem die Kurve bis 2018 geht und recht flach wird. Als Ingenieur arbeite und denke ich immer noch gerne in Diagrammen.
Nun haben sich die Forscher hier natürlich die denkbar einfachste Messgröße herausgesucht: Die Zeit bis zum Ableben. Gerade jetzt, wo so viel über Sterbehilfe diskutiert wird, sollte man aber berücksichtigen, dass reine Lebenszeit nicht unbedingt das einzig erstrebenswerte ist. Man müsste die reine Lebenszeit in geeigneter Weise mit der "Lebensqualität" verknüpfen, z.B. messbar mit der Health-Survey Skala: Das „36-item-Health-Survey”-Skala (SF36). Vielleicht wäre ein Parameter wie in der Physik: "Arbeit ist Leitung mal Zeit" zu definieren.
Aber das subjektive Empfinden ist wieder anders: Solange man gesund ist, nimmt man Lebensqualität als selbstverständlich (mir ging es auch so) und da ist der Ingenieur mit seinen Berechnungen am Ende!

Donnerstag, 28. August 2014

Heute beim Urologen

Eigentlich hatte ich mir viele Fragen zurecht gelegt, aber es war nur die Vertretung des Arztes da, der mich sonst betreute. Ich merkte dass er es eilig hatte und mir nur schnell die fällige Spritze verpassen wollte. Daher unterließ ich es weiter zu fragen.
Im Wartebereich fand ich am Schriftenstand ein neues Heftchen, dass ich noch nicht kannte. Herausgegeben von einem Pharmakonzern (astellas) aber inhaltlich sehr gut. Die dort gegebenen Ratschläge werde ich mit in unseren Nordseeurlaub nehmen!

Vier Wege zu mehr Lebensfreude während einer Hormonbehandlung gegen Prostatakrebs.

Mit Krebs und seiner Behandlung umzugehen, kann emotional belastend sein, aber es kann für Sie auch eine Zeit sein, andere Sichtweisen in Ihr Leben zu bringen. Die Hormontherapie, die ihnen ihr Urologe verschrieben hat, ist ein neuer Schritt in Ihrem Leben und in ihrem Kampf gegen den Krebs. Wenn Sie aktiv sind und während ihrer Behandlung einen gesunden Lebensstil pflegen, werden sie sich besser fühlen, und ihre Lebensqualität wird zunehmen. Dies liegt an Ihnen, ob Sie diese neue Behandlung dazu nutzen wollen, das Leben sogar noch mehr zu genießen. Denken Sie daran, dass sie die Tatsache, dass sie Krebs haben, nicht ändern können. Was sie aber ändern können, ist die Art, wie sie leben: mit gesunden Entscheidungen und möglichst gutem Wohlbefinden, körperlich wie seelisch. Beginnen Sie heute mit den Veränderungen, die sich für ihr restliches Leben positiv auswirken können.

Ein paar andere Blogs zu meinem Thema gefunden

Tumor ist, wenn man trotzdem lacht!
http://dubesiegstmichnicht.blogspot.de/  
Hier findet man ein beeindruckendes Video (23.8.11)

http://tumor-mit-humor.blogspot.de/  Nachtrag: Was mich immer etwas aus der Fassung bringt sind Männer in den 70ern, die neben mir auf dem Chemo-Stuhl sitzen und sich darüber beschweren, dass ausgerechnet Sie Krebs haben. Wie ungerecht das Leben doch sei. Ich persönlich würde gern tauschen. Mit Mitte 70 ein bisschen Prostata gehört ja fast zum guten Ton :-)

http://prostatakarzinom.blogspot.de/  Ich schreibe diesen Blog, um anderen , die vielleicht vor dem gleichen Problem stehen mit der Diagnose Prostatakrebs und nicht wissen wie es weiter geht! Für mich hat es mit einer Katastrophe begonnen und je mehr ich darüber öffentlich geredet habe, öffneten sich plötzlich Türen und Möglichkeiten, die ich vorher nicht gesehen habe. Es ist meine eigene Geschichte mit dem Prostatakrebs ! Thomas Schroeder / Im Jahr erkranken mehr als 60.000 Männer an Prostatakrebs!!

Mittwoch, 27. August 2014

Bauchgefühle

Am 6.8. habe ich über die Bauchgefühle berichtet. Sie kommen heute immer wieder hoch, wenn ich an meinen morgigen Termin im Krankenhaus denke.
Eigentlich ist ja nichts außergewöhnliches zu erwarten: Ich bekomme eine Spritze und einen Eintrag in meinen "Nachsorgekalender" mit einer achtstelligen Nummer von der Bayerischen Landesärztekammer.
In der SZ wurde ja berichtet, welcher Schock es ist, wenn die Ärzte sagen: "Wir können nichts mehr für Sie tun". Soweit ist es morgen sicher noch nicht (Ca spricht wohl noch auf den Hormonentzug an) und daher sollte ich diesen Termin eher positiv sehen und mich freuen, wenn sich jemand um mich kümmert. Ich bemühe mich...

Dienstag, 26. August 2014

„Sterben ist nicht schrecklich“

So lautet der Titel eines Interviews Von Nina von Hardenberg
SZ: Frau Anwar, hat Sie schon mal ein Patient nach einem tödlichen Gift gefragt?
Petra Anwar: Ja, natürlich, das ist ganz häufig. Vor allem bei meinem ersten Besuch bei einem Kranken. Die Leute bekommen in der Klinik ihre Diagnose und werden dann mit dem Satz „Wir können nichts mehr für Sie tun“ entlassen. Dann landen die Menschen in so einem Vakuum, und die Angst baut sich auf. Dann kommt der Gedanke: Lieber alles schnell hinter mich bringen, denn was kommt, kann nur noch schrecklich sein.
Ist das Sterben wirklich so schrecklich?
Das Sterben ist nicht schrecklich, wenn ich Zugang zu Palliativmedizin habe, wenn ich also eingebettet bin in ein sicheres Netzwerk, das mir auch Nestwärme geben kann mit Ärzten und Seelsorgern als Ansprechpartnern. Leider ist das nicht überall so, und dann kann es schon schlimm werden. Dabei will ich jetzt auch nicht so tun, als wäre ich Mrs. Perfekt, und alle können bei mir superselig sterben. Aber wir können schon viel tun.
Was tun Sie denn, wenn ein Kranker sich umbringen will?
Ich frage, wovor er Angst hat. Ich sage: Wir sind bei Ihnen, egal was passiert. Der Pflegedienst kommt jeden Tag gucken, Sie sind völlig abgesichert. Wir schau'n erst mal, ob wir Ihre Leiden nicht so lindern können, dass Sie noch etwas von Ihrem Leben haben. In der Regel relativiert sich dann der Sterbewunsch. Die Menschen gewöhnen sich an ihre Situation, sie fragen auch nicht mehr: „Wie lange noch?“ Sie fühlen sich sicher und kommen irgendwie zur Ruhe. Man ist dann nur sehr selten damit konfrontiert, dass einer sagt, ich kann nicht mehr, ich will jetzt die Spritze haben.
Wann erleben Sie es dennoch? Bei Schmerzen?
Schmerzen sind eigentlich nie ein Grund. Eher der Verlust der Autonomie. Es gibt Patienten, die können es schwer ertragen, wenn sie im Bett liegen und nichts mehr machen können. Das ist aber eher selten. Ich habe das oft bei Patienten mit der Nervenkrankheit ALS erlebt. Da bleibt der Kopf klar, der Körper kann nichts mehr. Sämtliche Muskeln versagen. Diese Patienten sind bis zum Schluss völlig klar. Da machen sich viele Gedanken, ob sie Sterbehilfe in der Schweiz in Anspruch nehmen sollen. Bei Krebspatienten ist das ganz anders. Sie werden immer müder, schlafen immer mehr und schlafen irgendwann ein.

Kann man sich auf diese Aussage verlassen ???

Samstag, 23. August 2014

Ein halbes Jahr

Als mir die Stationsärztin mit der strengen Prinz Eisenherz Frisur sagte, meine Rückenschmerzen kämen von einem Tumor, den man noch suchen muss, begriff ich gar nicht, was sie meinte. Woher soll man denn auch wissen, dass ein Tumor Rückenschmerzen verursachen kann.
Erst am nächsten Tag wurde mir klar: Du hast Krebs und der hat schon gestreut!
Das ist nun genau ein halbes Jahr her. Was ist ein halbes Jahr? Für uns alte Leute vergeht es sehr schnell. Wir sagen ja: ist denn schon wieder Weihnachten, oder: sind die Enkelkinder aber schnell groß geworden!
Doch kann ich mich auch an Zeiten erinnern, wo ein halbes Jahr sehr lange war. Da war die Zeit, als ich meine Frau kennen und lieben gelernt hatte, und wir ein halbes Jahr getrennt waren. Es gab die komplizierte Schwangerschaft, wo zwei Drittel der Zeit  unendlich lang erschienen, als diese Zeit vor uns lag. Auch nun kommt mir dieses halbe Jahr seit der Diagnose lang vor, denn es hat sich viel getan. Kürzlich kam ja auch noch die Gürtelrose dazu!
Ich habe versucht, das in meinem Blog zu beschreiben. Meine Umwelt hält mich für tapfer. Aber ich glaube nicht, dass ich schon das Prädikat verdient habe, das man manchmal auf Todesanzeigen liest: Nach langer, schwerer und mit Tapferkeit ertragener Krankheit hat er sein Ziel erreicht…
In der Tat hatte ich bislang doch immer wieder die Kraft, mich zu erholen, obwohl ich - jetzt zurückblickend - in diesem halben Jahr nur etwa vier Wochen wirklich schmerzfrei war. Aber ich weiß, meine Kraft ist nicht unbegrenzt.
Mir ist da folgendes Bild eingefallen: Ich befinde mich mit einem Raumschiff auf einer galaktischen (Abenteuer)-Reise und habe nur begrenzte Vorräte an Treibstoff, mit dem ich meinen Kurs korrigieren kann. Irgendwann sind diese Vorräte aufgebraucht und dann verschwinde ich führungslos irgendwo im All. Es sei denn, ich hätte mir eine kleine Reserve aufgehoben, um damit wieder in die Umlaufbahn der Erde zu geraten und dort als Komet zu verglühen.


Dienstag, 19. August 2014

Schmerzen ignorieren

Leider bin ich damit nicht sehr weit gekommen. Im Internet habe wieder alles zu Schulter und Achselhöhle durchsucht. Sichtbare Veränderungen an der Haut zeigten dann die richtige Spur: Gürtelrose. Dies bestätigte auch der Hausarzt und verschrieb dicke Pillen, die alle 4 Stunden zu nehmen sind.
Bin richtig erleichtert, dass das mal nichts mit dem Ca zu tun hat, allenfalls ist eventuell das Immunsystem geschwächt.
"So ist das Leben" sagt sogar manchmal schon der kleine Philipp!
Nachdem unsere Enkel ja vor kurzem die Windpocken überstanden haben, ist der Grundstock gelegt für das, worunter der Opa gerade ziemlich leidet...

Montag, 18. August 2014

Ich darf wieder 20kg heben

6 Wochen sind seit meiner Wirbelsäulen OP vergangen und laut Merkblatt darf ich nun wieder maximal 20kg heben. Ich habe aber das vorherige Limit 5kg auch nicht so ganz ernst genommen (genauso wenig wie den 4 wöchigen Führerschein Entzug).
Meinen Vorsatz Elektoschrott zu entsorgen, habe ich nun begonnen umzusetzen. Ich gehöre ja noch zu der Generation, der es schwer fällt, funktionierende Geräte, die man mit Herzblut gekauft hat, einfach wegzuwerfen.
Aber es will sie keiner mehr. Ich selbst will auch nicht mehr mit quälend langsamen PCs oder eiernden Video- bzw. Tonbändern, oder rauschenden Cassetten arbeiten.
Das Auto ist schon fast voll und ich muss noch sehen, wo ich das Zeug loswerde. Es ist gut, wenn man was zu tun hat. Die Schmerzen in der Schulter ignoriere ich jetzt erst mal. Habe einfach keine Lust auf KH.

Sonntag, 17. August 2014

Letzter Brief an meinen Schwager

Beim Familienfest zitierte ich aus dem letzten Brief an meinen Schwager, der mir vor einigen Jahren vorausgegangen ist:

Lieber Schwager,
bevor wir demnächst ans andere Ende der Welt fahren, ist es mir ein Bedürfnis, Dir persönlich zu schreiben.
Wir denken oft an Dich und ich überlege, wie ich in Deiner Situation handeln würde. Ich weiß nicht, ob ich mich so überlegt und bewusst in mein Schicksal fügen könnte, wie wir es bei Dir erleben!
Auch meine Frau gibt zu, dass sie beim Lesen der Zeitung bei den Todesanzeigen auch auf das Geburtsjahr der Verstorbenen schaut. Man sieht so allmählich, wie auch unsere Jahrgänge auftauchen, wobei man natürlich hofft, noch nicht so schnell an der Reihe zu sein.
Andererseits weiß man jenseits der 60, die große aktive Zeit ist vorbei und was man jetzt noch erlebt ist ein Geschenk, das man dankbar annehmen muss.
Bei den Eltern haben wir erlebt, was bleibt, wenn jemand die Erde verlässt. Dies gilt auch für Personen, die sehr bedeutend waren, oder sich für solche gehalten haben. Mir ist das ein Zeichen, das eigene Leben nicht so wichtig zu nehmen, die Welt wird sich weiter drehen, auch wenn ich einmal nicht mehr dabei bin.
Dein Beispiel hilft zu einer solchen Einstellung...

Statement zum Familienfest

Liebe Gäste,das letzte Mal, als wir uns in dieser Runde trafen, feierten wir unbeschwert den Geburtstag meiner Frau. Ich hatte zwar seit einiger Zeit das Gefühl, dass gesundheitlich etwas nicht stimmte, aber auch der Hausarzt konnte das nicht erklären. Die Diagnose des nicht mehr heilbaren Tumors war im Februar ein Schock für uns alle. Das ist nun etwa ein halbes Jahr her und wir haben mittlerweile viel erlebt.Da ist zunächst die Erfahrung der Liebe und des Mitgefühls, was sonst im Alltag nicht so deutlich wird. Wir leben bewusster, freuen uns über jeden gelungenen Tag und wir haben ein bisschen gelernt, mit der Krankheit umzugehen.Dann ist da die medizinische Seite: Mit meinem Krankenhaus habe ich gute Erfahrungen gemacht. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Mühe man sich gibt und welcher Aufwand (auch finanziell) getrieben wird, um einem älteren Menschen, der sein Leben eigentlich gelebt hat, noch eine gute Zeit zu ermöglichen. Fast könnte man ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn man sieht, wie leichtfertig wo anders auf der Welt mit einem Menschenleben umgegangen wird.Was bleibt, ist die Angst vor der Zukunft, da Krebs eine sehr „schmerzintensive“ – wie es im Fachjargon heißt – Krankheit sein kann. Irgendjemand hat diesen Lebensabschnitt einmal als das letzte große Abenteuer bezeichnet. Dieses beschreibe ich auch in meinem Internetblog, von dem Ihr die Adresse habt.Es gilt die Zeit zu nutzen, in der es gut geht und ich freue mich, dass ich heute, so wie früher, am Grill stehen kann. Aber, wie meine Schwester aus ihrer letzten Zeit mit ihrem Mann erzählte: sie waren immer zu dritt, denn er – der Krebs – war immer irgendwie dabei. Doch heute hat er friedlich zu sein.

Freitag, 15. August 2014

Mariä Himmelfahrt

Heute ist bei uns Feiertag: Mariä Himmelfahrt
Als ich im Morgengrauen aufwachte, tat es in der rechten Achselhöhle weh. In meinem "Urteil" stand doch auch etwas von Lymphknotenvergrößerung? Also ab ins Internet und suchen. Bald landete ich natürlich auf:
http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/stadium-fortgeschritten.
Damit war die Stimmung für den ersten Teil des Tages gelaufen.

Als gute Katholiken waren wir in der Kirche und sangen zum Schluss:

6. Segne Du Maria, unsre letzte Stund!
Süße Trostesworte flüstre dann Dein Mund.
Deine Hand, die linde, drück das Aug uns zu,
|: Bleib im Tod und Leben unser Segen Du!:|

Donnerstag, 14. August 2014

Urteil, war es Tod auf Verlangen ?

Weiden. (dpa/we) Die tödlichen Schüsse auf seine unheilbar kranke Ex-Frau muss ein 64 Jahre alter Mann mit acht Jahren Haft büßen. Das Landgericht Weiden sprach den Mann am Donnerstag unter anderem wegen Totschlags schuldig. Nach Überzeugung des Gerichts hatte der Mann im vergangenen Oktober die unheilbar an Krebs erkrankte 61-Jährige mit drei Kopfschüssen umgebracht.
Das Paar hatte trotz der Scheidung in Weiden zusammengelebt. Die Frau hatte wegen ihrer schweren Krankheit nur noch eine Lebenserwartung von wenigen Wochen oder Monaten.

Aus dem Bericht im Oberpfalznetz:
Wochenlang sei über Suizid gesprochen worden. "Unser Plan war, zum Gardasee zu fahren. Wir wollten gemeinsam aus dem Leben gehen." Die Waffen lagen schon im Auto. "Dann haben wir gemerkt, die weite Fahrt ist nicht mehr möglich." Selbst ein Freitod am Felixberg nicht mehr: "Es kam wieder ein Krankheitsschub und wir haben gemerkt: Wir kommen aus der Wohnung nicht mehr raus."
"Sind Sie nie auf eine alternative Möglichkeit gekommen, aus dem Leben zu scheiden?", fragt Richter Markus Fillinger. Doch, sagt Kurt N. Beim Onkologen habe man sich nach humaner Sterbehilfe in der Schweiz erkundigt. Der Arzt habe auf Adressen im Internet verwiesen. "Aber eine Fahrt dorthin war unmöglich geworden." Ein Flug? Noch weniger möglich. "Sie hatten doch genügend Gift daheim", spielt Fillinger auf die Schmerzmittel an. Auch darüber habe er sich mit einem Apotheker unterhalten, sagt N. Der riet ab: "Da wissen Sie nie, wie es ausgeht."

Fazit: Das Ende ist nicht so leicht zu realisieren - zumal bei uns in Deutschland

17 Monate sind geboten

Beim Surfen im Internet habe ich heute im Morgengrauen folgende Meldung entdeckt! Ich werde der Sache nachgehen!
--------------------------------------------------------------------------------------------
Zugabe von Docetaxel zu einer Hormontherapie verlängert wesentlich die Überlebenszeit
ASCO 2014, 1. Juni 2014 (American Society of Clinical Oncology): Die Zugabe von Docetaxel zu einer Standard Hormontherapie verbessert wesentlich die Gesamtüberlebenszeit bei metastasierten, hormonsensitiven Prostatakrebs.
Ergebnisse einer Phase-III-Studie E3805, zeigen, dass die Zugabe von Chemotherapeutikum Docetaxel zur Standard-Hormon-Therapie verlängert das Überleben von Männern mit neu diagnostiziertem hormonsensitiven Prostatakrebs um rund 10 Monate.
Bei fortgeschrittenen, metastasierten Prostatakrebs war der Überlebensvorteil deutlich größer.
Die relative Verlängerung der medianen Gesamtüberlebenszeit war sogar noch größer unter den 520 Patienten mit fortgeschrittenen, metastasierten Prostatakrebs: 32,2 Monate vs. 49,2 Monate (Unterschied von 17,0 Monate).
-----------------------------------------------------------------------------------------------
Mal sehen, was meine Ärzte dazu sagen?

Mehrfach nachgefragt: Mein "Uro" zuckte die Schultern, "soll ich Sie den Onkologen vorstellen?". Bei der Infoveranstaltung am 25.10. war man deutlicher: Das kommt höchstens bei sehr jungen Patienten infrage und es gibt auch widersprechende Studien.

Aufwachen aus der OP

Habe heute mit Bekannten über die Krankheit gesprochen: Was wäre passiert, wenn ich nach der OP nicht wieder wach geworden wäre: Aus meiner Sicht

  NICHTS

(Dass ich die blauen Gestalten im Aufwachraum für Engel gehalten habe, deutet darauf hin, dass religiöse Fundamente aus der Kindheit noch aktiv sind?)
Sicher meine Umwelt hätte rotiert und ich versuche, da nicht ein allzu großes Chaos zu hinterlassen. Ich bin stolz darauf, heute bereits eine Portion Elektroschrott entsorgt zu haben!

Dienstag, 12. August 2014

Wolfgang Bosbach

Heute morgen im MOMA hat mich wieder Herr Bosbach angestrahlt! Meine Schwester hatte mir zum Geburtstag ein Buch über ihn, der an der gleichen Krankheit leidet, geschenkt.

In Wiki findet man: Am 3. Juni 2010 machte Bosbach im ZDF in der Talkshow Markus Lanz seine Prostatakrebserkrankung öffentlich. Im August 2012 gab Bosbach bekannt, dass die Erkrankung wegen fortgeschrittener Metastasen unheilbar sei. Dennoch kandidierte er bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 und wurde erneut direkt gewählt.
Nachdem bei mir die Sache mit der Stenose nun ausgestanden ist, fühle ich mich eigentlich wieder so gut wie an meinem Geburtstag - und in dieser Phase (schlafender Krebs durch Hormonentzugstherapie) unserer gemeinsamen Krankheit ist Herr Bosbach vermutlich auch. Gut, er ist 7 Jahre jünger als ich und arbeitet noch aktiv. Die Erfahrung habe ich aber auch gemacht: wenn es etwas zu tun gibt, was ich kann, fühle ich mich besser. Aber trotzdem bin ich froh, in Rente zu sein, und meine Zeit selbst bestimmen zu können.

Zeit

Jeder Krebskranke hat wohl das Erlebnis, dass mit dem Zeitpunkt der endgültigen Diagnose eine neue Zeitrechnung beginnt. Bei mir ist nun ein halbes Jahr vergangen, in dem ich schon einiges erlebt habe.
Es trifft sich gut, dass es morgen so weit ist, meine Uhr aufzuziehen, die dann wieder 1 Jahr läuft. Werde ich sie noch einmal - oder sogar öfter - aufziehen können?

... und wieder das Thema Sterbehilfe

"Souverenität bis zum letzten Atemzug" forderte ein Vertreter der "Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben" kürzlich bei einem Vortrag in Regensburg. Angeblich sind laut einer Forsa-Umfrage 70% der Bevölkerung für eine aktive Sterbehilfe.
Doch unsere Politiker führen einen unsäglichen Eiertanz um die dieses Thema auf, der Ärzte und Pfleger verunsichert oder kriminalisiert.
Wenn Geburtshilfe erlaubt ist, warum soll es dann am anderen Eckpunkt des Lebens keine direkte Hilfe geben? Ich bin sicher, dass ich ein Ende dieser Debatte in Deutschland nicht mehr erleben werde und bin daher schon mal Mitglied bei "Dignitas" (Schweiz) geworden.
Mit großem Interesse habe ich folgendes Buch gelesen: "In "Der sanfte Tod" verteidigt Maurits Verzele das Recht jedes Menschen, über seinen Tod selbst zu entscheiden. Er respektiert den persönlichen Entschluss zum Freitod, wenngleich er nur ganz bestimmte Motive als Grund dafür billigt."
Am besten hat mir der Schlusssatz in diesem Buch gefallen;
"Überlegen Sie es sich gut, bevor Sie zur Tat schreiten!
Das Leben ist schön, besonders wenn man weiß, wie man problemlos und ohne Schmerzen ein Ende machen kann."

Montag, 11. August 2014

Keine Arzttermine?

So fragte meine Frau heute etwas ungläubig. Aber so ist der Mensch, so bald es gut geht, beginnt er sich zu langweilen. Ich habe aber heute an meiner "vorletzten Ruhestätte" gearbeitet. Der Sound passt nun und alle Optionen für Fernsehen sind eingerichtet. Habe die Anlage mit Musik von "Hangar-7" getestet.
Wenn ich mir vorstelle, wie es mir ginge, wenn ich ohne ärztliche Hilfe geblieben wäre, bin ich sehr dankbar und genieße die geschenkte Zeit...

Sonntag, 10. August 2014

Positiv denken

Mein Lieblingsberg ist der Breitenstein und in den vergangenen Jahren war ich jedesmal oben. Ich verkündete immer selbstbewusst: wenn ich das nicht mehr schaffe, werde ich alt.
In diesem Jahr haben wir die Reise in diese Region abgesagt (so wie viele andere, geplante Reisen).
Doch nun, gut ausgeschlafen und schmerzfrei, überlege ich, ob sich das nicht doch nachholen lässt. Aus diesem Grunde habe ich auch schon mal mein Profilbild geändert!

Freitag, 8. August 2014

Wieder eine Nacht überstanden



Es ist 6 Uhr morgens, nach "Herumgeistern", wie es meine Frau nennt, um 2 und um 4 bin ich  nun endgültig aufgestanden. Die Gefühle in den Beinen wurden doch so unangenehm, dass ich nicht mehr entspannt schlafen konnte. Mit Schmerzmitteln will ich nicht schon wieder anfangen und an eine Neuauflage meines Schmerztagebuches denke ich auch noch nicht. Aber da ist eben die Angst vor einer neuen Schmerzperiode und wenn ich da schlaflos im Bett liege, sehe ich vor meinem geistigen Auge das Röntgenbild von meinem Skelett mit den vielen weißen Flecken. Eine neue Aufnahme ist erst im September geplant...
Aber, es gilt den Tag zu nutzen, die Zeit ist zu kostbar, um so viel davon zu verschlafen! Eine neues Projekt wartet auf mich: Ein meist leerstehendes Kinderzimmer richte ich für meine Bedürfnisse her. Dies gilt insbesondere für die multimediale Ausstattung. Viele brauchbare Teile habe ich im Keller gefunden, den ich auch auch noch aufräumen will. Aber das ist eine andere Geschichte...

Ein guter Tag und Rückblick

Meine Frau meinte, ich flitze herum wie früher. Abgesehen von schlechtem Schlaf fehlte auch nichts. Etwas Wehmut kommt aber auf, wenn ich auf das letzte Jahr zurückblicke, was wir da alles unternommen haben,

z.B. die letzte(?) Kreuzfahrt rund um England und dann noch an der Nordseeküste.
Eine kleine Radtour war noch möglich, aber es begannen schon die Schmerzen im Rücken, die keiner deuten konnte. Und in diesem Jahr mussten wir alles absagen, da es nicht mehr planbar war. Traurig war der letzte Gang in unser Reisebüro. Wir hatten eine Fernreise nach Asien gebucht und die war auf keinen Fall mehr durchführbar.

Donnerstag, 7. August 2014

Todkranke Ehefrau litt an extremen Schmerzen


"Brutale Schmerzen" Dieser Artikel hat mir heute zu Denken gegeben. Sieht es so aus in der letzten Schlucht?
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Weiden. (ca) Im Prozess gegen den ehemaligen Bauunternehmer Kurt N. aus Bodenwöhr wegen Totschlags gibt es immer mehr Hinweise auf einen gescheiterten gemeinsamen Suizid. Landgerichtspräsident Walter Leupold las aus einem Schreiben des Angeklagten vor: "Wollten in Torbole am Gardasee gemeinsam aus dem Leben gehen." Am Ende ging es seiner todkranken Frau selbst dafür zu schlecht: "Sogar der Felix (eine Anhöhe mit einer Wallfahrtskirche) in Neustadt war zu viel".

Der Hausarzt aus Weiden bestätigte den dramatischen Zustand. Inge N. (61), "eine attraktive Frau, die jünger aussah", war über 20 Jahre seine Patientin. Seit 2011 litt sie an einem Tumor, der operiert wurde. Die Chemotherapie verlief "relativ gut". "Man machte sich Hoffnungen, dass es zur Genesung gekommen war." Im März 2012 ergab eine Nachuntersuchung ein weiteres Fortschreiten des Tumors mit Metastasen im Bauch und entlang der Gefäße. Die Onkologie empfahl eine palliative Chemo, also eine nicht auf Heilung zielende Therapie: "Das war zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr realistisch."

"Es ging ihr ab Juli subjektiv wesentlich schlechter." Die Beine schwollen an, der Bauchumfang nahm durch den Tumor zu. Im August und September musste sie aufgrund innerer Blutungen stationär behandelt werden. Ab Juli waren die Schmerzen so stark, dass sie vom Klinikum mit vier verschiedenen Opiaten versorgt wurde. Der Internist sah sie zum letzten Mal am 22. August und schätzte da ihre Lebenserwartung auf drei bis sechs Wochen. Leupold. "Sie hat also sogar noch länger gelebt, als Sie ihr an Lebenserwartung gaben?" Der Arzt:. Das kann man sagen." Das Verhältnis des Ehepaars sei immer einvernehmlich gewesen. "Er hat mitgelitten."

Kam ein Freitod in Frage? "Jeder in der Situation stellt sich die Frage, ob es die Möglichkeit zum Freitod gibt", sagt der Internist. Das Einwachsen des Tumors in das Nervengeflecht verursache extreme Schmerzen. Schmerzen, die nicht immer gelindert werden können, wie Prof. Dr. Peter Betz, Rechtsmediziner aus Erlangen, wusste: "Gerade Tumorschmerzen sind ganz brutal. Sie können mit der Konzentration der Morphine schon hochgehen, aber das ist immer eine Gratwanderung zwischen Atemlähmung und Schmerzempfinden."

Sein Kollege Prof. Dr. Stephan Seidl hatte die Leiche obduziert. Er stellte zwei Schädeldurchschüsse fest. Dabei wurde die Pistole, eine Derringer, an der rechten Schläfe aufgesetzt. Der Schusskanal beider Schüsse laufe erstaunlich parallel etwas nach oben. Für Institutsleiter Prof. Betz "spricht das mehr dafür, dass die Schüsse von einer Person ausgeführt worden sind". Der dritte Schuss erfolgte mit zeitlichem Abstand mit dem Revolver in den Nacken und durchschlug Rückenmark und Hals.

Bei der Festnahme in München hatte der 64-Jährige Polizisten den Tatablauf geschildert. Seine Frau habe an starken Schmerzschüben gelitten. Am Vortag habe sie versucht, die Pistole abzudrücken, war aber zu schwach. Einen Notarzt wollte sie nicht. "Sie wollte keinen Arzt mehr sehen, kein Krankenhaus und keine Chemo." Schon länger sei Suizid ein Thema gewesen. "Das hat sich zugespitzt", gibt ein Kripobeamter die Aussagen von Kurt N. wieder.

Als nachts erneut ein Schmerzschub auftrat, habe sie ihren Mann um Hilfe angefleht. Beim Verlassen des Schlafzimmers habe er hinter sich den Schuss gehört. Seine Frau sei schwer verletzt und röchelnd auf dem Bett gelegen. Daraufhin habe er ihr die Pistole aus der Hand genommen und in die Schläfe geschossen. Als sie noch immer nach Luft schnappte, habe er aus dem Tresor im Untergeschoss seinen Revolver geholt, um "das Leiden zu beenden".

Ein plausibler Tathergang? Durchaus, meinen die Rechtsmediziner. Nur in einem Punkt könnte sich der Angeklagte geirrt haben: Die Patientin war möglicherweise schon nach dem ersten Schuss tot. Betz: "Laien denken immer: Der röchelt, also lebt er noch. Aber das kann finale Schnappatmung sein, der Hirntod liegt da längst vor. Es dauert nach einem Schädelbasisbruch eine gewisse Zeit, bis Blut in die Luftröhre fließt." Die DNA-Spuren an der Pistole halfen nicht weiter. Sie sind von Inge N. Das könne laut Rechtsmedizin aber auch am "Blutstaub" liegen.

Mittwoch, 6. August 2014

Das letzte Abenteuer

Jetzt will ich doch mal versuchen, zu erklären, was ich mit dem letzten Abenteuer meine. Gut dazu eigenen sich Bilder von unserer Reise durch Namibia:
Im fortgeschrittenen Alter gerät man auf einen bequemen, geraden Lebensweg, das Ende ist nicht zu sehen. Im Laufe der Zeit wird man langsamer und irgendwann ist die Reise dann wohl zu Ende.
Die Diagnose im Februar hat mir gezeigt, dass ich diesen geraden, einfachen Weg verlassen habe.Zwei Berge habe ich nun schon erklommen (Strahlentherapie, Operation) und es zeigte sich, dass wieder ein Weg weitergeht. Es tut gut zwischendurch wieder auf dem geraden Weg zu sein,
denn irgendwann werde ich in der Schlucht ankommen, aus der kein Weg herausführt.
Es soll aber keiner glauben, dass ich die Krankheit immer so sehen kann! Es gibt auch eine ganz andere Sicht der Dinge, die mich gelegentlich überfällt...

Das "Bauchgehirn" erleben?

Jeder kennt es, das seltsame Gefühl im Bauch vor großen Ereignissen. Bei Wiki findet man folgenden Versuch der Erklärung:

"Umgangssprachlich wird unbewusst auf das Bauchgehirn durch folgende Äußerungen verwiesen: „Kribbeln im Bauch“, „auf den Magen geschlagen“, das „Schmetterlingsgefühl“ im Bauch, oder es werden „Entscheidungen aus dem Bauch heraus“ getroffen. Einfach so dahin gesagt? N E I N – denn dahinter stecken eigenes Erleben und untrügliche Erfahrungen. Das kann jeder ältere Mensch bestätigen, denn er nimmt tagtäglich diese „stille Kompetenz“ die uns das Bauchgehirn vermittelt, unbewusst in Anspruch."

Momentan geht es mir gut, ich führe nahezu ein normales Leben. Aber ab und zu kommt es aus dem Bauch: Da kommt was Großes auf Dich zu! Ist es das letzte Abenteuer?

Wie viele Jahre bleiben noch?

Auch ich habe unterschrieben, dass meine Daten in die Forschung einfließen. Es ist aber schwer, aus den Arbeiten für den Einzelfall eine Prognose zu bekommen. Für meinen Fall habe ich im Internet folgende Tabelle für die Zeit nach der Erstdiagnose gefunden:

Jahr    Überlebende von 100
1       85
2       75
3       62
4       57
5       42
6       35
7       28
8       20
9       15
10     12

Dienstag, 5. August 2014

Psychohygiene

Ich habe die Empfehlung bekommen, das Blog "Arbeit und Struktur" von Wolfgang Herrndorf zu lesen. Es hat mich sehr beeindruckt.
Wohl jeder Krebskranke beschäftigt sich mal mit Thema, das Herrndorf am 30.4. 2010 um 21:36 beschrieben hat:
"Was ich brauche, ist eine Exitstrategie. Ich hatte Cornelius gegenüber schon mal angefangen, aber das war noch zu Zeiten der Manie, und da war ich noch vollkommen sicher, daß es nur eine Waffe sein könne. Aus dem einfachen Grund, daß ich herumging und mich prüfte und spürte, die Sache nicht in einem Moment der Verzweiflung, sondern der Euphorie hinter mich bringen zu können, und ohne Probleme. Voraussetzung dafür war, daß zwischen Entschluß und Ausführung nicht mehr als eine Zehntelsekunde liegen dürfe. Schon eine Handgranate wäre nicht gegangen. Die Angst vor den drei Sekunden Verzögerung hätte mich umgebracht. Medikamente mit dem langwierigen Vorgang des Schluckens und Wartens sowieso. Weil ich wollte ja nicht sterben, zu keinem Zeitpunkt, und ich will es auch jetzt nicht. Aber die Gewißheit, es selbst in der Hand zu haben, war von Anfang an notwendiger Bestandteil meiner Psychohygiene. Googeln fällt mir unsagbar schwer, ein praktikables How-to nicht auffindbar. Freunde informiert: Falls jemand von Mitteln und Wegen weiß oder im Besitz davon ist – am 21. Juni ist das erste MRT. Bis dahin brauche ich was hier. Ob ich die Disziplin habe, es am Ende auch zu tun, ist noch eine ganz andere Frage. Aber es geht, wie gesagt, um Psychohygiene. Ich muß wissen, daß ich Herr im eigenen Haus bin. Weiter nichts."

Aber erst drei Jahre später hat Wolfgang Herrndorf das umgesetzt.

Montag, 4. August 2014

Vor 4 Wochen operiert

Vier Wochen sind nun seit meiner Operation vergangen:

Die Spinalkompression hatte den Wirbelkanal so eingeengt, dass ich kaum noch Gehen konnte. Ein Zusammenhang mit dem Krebs wurde zwar nicht bestätigt, aber im Internet findet man eindeutige Aussagen: "Knochenmetastasen in der Wirbelsäule können zu einem Zusammendrücken des Rückenmarkkanals oder der austretenden Nervenbahnen führen. Eine solche Quetschung (Spinalkanalkompression) kann Schmerzen und Nervenschädigungen hervorrufen."

Nach der OP war der schlimme Schmerz weg, aber, wie schon im Merkblatt meiner Ärzte angekündigt, wurden "neue Schmerzreize gesetzt gesetzt und es muss Ruhe in das System kommen".
Was ich eigentlich tun darf oder nicht, sagte keiner so richtig - vielleicht nimmt man das auch bei Krebspatienten nicht so genau.

Aber eines darf ich nun nach 4 Wochen laut Merkblatt offiziell wieder: Autofahren!

Das wäre fast wie Führerscheinentzug gewesen (wenn ich mich daran gehalten hätte). Das zu hebende Gewicht darf ich aber erst in 14 Tagen von 5 kg auf 20 kg steigern.

Henning Mankell hat auch Krebs

Die SZ berichtet: Die Therapie hat angeschlagen, der Schriftsteller schöpft Mut. "Ich bin ein Kind der Vierziger Jahre, in meiner Generation hat jeder Krebs automatisch mit Tod assoziiert".
Ähnlich ging es mir auch. Das Thema hatte ich früher weit weg geschoben und wenn ich hörte, einer hat Krebs, dann sah ich ihn schon auf dem Friedhof.
Dabei gibt es eigentlich viel schlimmere Krankheiten, wie z.B. Ebola. Irgendwo habe ich gelesen, der Vorteil an Krebs ist, dass der Patient sich meist in Ruhe auf sein Ende vorbereiten kann und alles regeln kann.

Sonntag, 3. August 2014

Depression

Eigentlich geht es mir so gut wie schon lange nicht mehr. Es ist ein wunderschöner Sommertag, fast die ganze Familie - einschließlich Enkel - ist versammelt. Trotzdem stehe ich irgendwie neben mir, was hat das alles noch für einen Sinn, wo mein Weg doch klar vorgegeben ist. Die Recherche im Internet (wegen Schlaflosigkeit ab 4Uhr) hat mir das klar gezeigt. Die Spinalkanalstenose war sicher durch die Knochenmetastasen verursacht und dann melden sich auch, zwar noch ganz zaghaft, die Brustwirbel wieder, die nach der Bestrahlung im April friedlich waren.
Habe heute gegen hohen Blutdruck auf Anraten des Hausarztes Telmisartan eingeworfen. Im Beipack steht, dass damit Depressionen auftreten können. Diese Bemerkung gibt es auch zum Biculatamid, das ich ja schon seit Monaten nehme.
Also lassen wir Telmisartan wieder weg. Das Herzinfarktrisiko stört mich in keiner Weise, im Gegenteil...

Erster Beitrag: Einführung

Das letzte Abenteuer meines Lebens hat begonnen

1. Vorgeschichte
Ich war in meinem ganzen Leben bisher nie ernsthaft erkrankt. Entsprechend selten war ich auch bei meinem Arzt vorstellig. Zuletzt untersuchte mich mein Hausarzt anlässlich einer Vorbereitung für eine Augenoperation zur Beseitigung des grauen Stars. Dies war 2009. Im Januar 2007 war ich im Krankenhaus wegen eines Fahrradsturzes bei dem ich mir beide Hände gebrochen hatte.

Ich bin seit 45 Jahren glücklich verheiratet und wir haben drei nun schon erwachsene Kinder. In fortgeschrittenem Alter erlahmte das Liebesleben mit meiner Frau so ganz allmählich und wir hielten das für einen natürlichen Vorgang. Dies wäre vielleicht ein Anstoß gewesen, zum Arzt zu gehen. Aber da auch von Seiten meiner Frau die Sache nicht so ernst genommen wurde und auch sonst keinerlei Beschwerden auftraten, unterließ ich es, mich untersuchen zu lassen.
Ansonsten fühlte ich mich wohl, war aktiv und lebte in dem Bewusstsein, alt und krank werden nur die anderen…

2. Unbestimmte Beschwerden
Im Jahr 2013 stellten sich bei mir immer wieder Rückenschmerzen ein es wurde zum Herbst hin immer schlimmer, aber ich dachte: Rückenschmerzen ist das Volksleiden Nummer eins und vergeht in den meisten Fällen wieder. Tatsächlich wurde es auch immer wieder auch mal besser. Im November 2013 hatte ich eine relativ schwere Erkältung, die aber doch wiederum nicht so schwer war, dass ich einen Arzt aufgesucht hätte. Die Schmerzen waren nicht nur am Rücken sondern ich sprach von einem so genannten Wanderschmerz, er war mal in der Schulter oder in den Beinen. Zu Weihnachten zu verschlechterte sich mein Zustand immer mehr, so dass ich mit Sorge auf die Weihnachtstage blickte, bei denen ich doch immer sehr viel im Haushalt zu tun hatte. Dazu kam auch eine zunehmende Appetitlosigkeit und über Weihnachten verlor ich an Gewicht (ca. 5kg), was eigentlich schon ein Alarmzeichen hätte sein sollen.

Als es an Weihnachten immer schlimmer wurde versprach ich meiner Frau als erster Vorsatz für das nächste Jahr, mich bei unserem Hausarzt untersuchen zu lassen. Leider kam dann am 7. Januar 2014 noch ein kleiner Fahrradunfall dazu. Durch einen Fahrfehler fiel ich unglücklich vom Rad und zog mir eine Platzwunde am Kopf zu, die genäht werden musste. Dabei schlug ich auch unglücklich mit dem Knie auf, das dann anschwoll und noch am gleichen Tag operiert wurde.

Dabei litt ich auch immer noch an den Rückenschmerzen. Deshalb war es im Krankenhaus mit dem operierten Knie manchmal recht schwierig, da ich Schmerzen beim Liegen hatte.

Trotzdem nahm ich dann den Termin für eine Untersuchung bei meinem Hausarzt wahr und Anfang Januar erfolgte die Blutabnahme mit großem Blutbild. Mein Hausarzt fand aber nichts Gravierendes. Am 24. Januar wurden seine Laborergebnisse besprochen und er wies auf erhöhte Cholesterinwerte hin und wollte mich wegen des Knies zu einem Orthopäden schicken was ich aber dann nichts machte, weil sich das Knie von alleine erholte.

Auch weitere Blutuntersuchungen die der Hausarzt angeregt hatte, da er Diabetes vermutete, nahm ich nicht war. Dabei fühlte ich mich aber irgendwie nicht mehr wohl. Es war so ein Zustand zwischen gesund und krank und ich merkte dass mein Körper irgendwie mit etwas kämpfte. Ich hatte die Vermutung dass vielleicht noch die starke Erkältung vom November 2013 nachwirken würde. Im Laufe des Februars wurden die Schmerzen am Rücken stärker und am 23. Februar - es war ein Sonntag - waren die Schmerzen im Rücken so stark, dass ich den Notdienst im Krankenhaus der barmherzigen Brüder aufsuchte.

3. Untersuchung und Diagnose
Zunächst ging ich zum Notdienst der kassenärztlichen Vereinigung. Ich erzählte dem diensthabenden Arzt von meinen Beschwerden und bat ihn, mir etwas gegen meine Schmerzen zu geben.

Er nahm meine Schilderungen recht ernst und er vermutete schon eine kompliziertere Ursache. Er gab Blut von mir in die Untersuchung und bat mich in 2 Stunden wieder vorstellig zu werden. Er wollte dass ich den Krankenhausbereich nicht verlasse, da er unter Umständen einen verdeckten Herzinfarkt vermutete.

Gegen Mittag waren die Blutergebnisse da und er fand einen Wert besorgniserregend, der vermutlich bei der Untersuchung vom Hausarzt nicht erfasst worden war. Wegen dieses Wertes überwies er mich zu dem Notdienst der Krankenhauses.

Von meinem Sturz im Januar war ich mit der Notaufnahme schon gut vertraut und alles ging wieder seinen Gang. Betreut wurde ich von einer netten Ärztin, der ich auch meine ganze Geschichte erzählte. Sie untersuchte den Rücken und versuchte das Zentrum zu lokalisieren, von dem die Schmerzen ausgingen. Bei einer Röntgenaufnahme sah sie in der Lunge schwarze Punkte und sagte, dass dies weiter untersucht werden müsste.

Ich meinte ich könnte nun nachhause gehen und am nächsten Tag zu weiteren Untersuchungen kommen. Die Ärztin machte mir klar, dass sie mich nicht so einfach entlassen könnte und ich stationär bleiben müsste. Am Montag den 24. begannen dann die Untersuchungen und ich hatte den Eindruck dass die Ärzte im Krankenhaus allen Ehrgeiz daran setzten, die Ursache meiner Beschwerden zu finden. Ich wurde mit allen diagnostischen Möglichkeiten untersucht, die zur Verfügung standen.

Als das erste Mal bei der Visite die Rede davon war, dass die Rückenschmerzen von einem Tumor kommen könnten, begriff ich das gar nicht so richtig, da ich noch nie gehört hatte, dass ein Tumor Rückenschmerzen auslösen kann. Der Verdacht bestätigte sich aber. Am 5. März war ich dann zum ersten Mal in dem medizinischen Versorgungszentrum Urologie vorstellig. Der Arzt dort sagte zu seinem Gehilfen, da haben wir wieder den Klassiker, die Leute kommen, wenn es zu spät ist. Es wurde mir klar gemacht, dass meine Krankheit nicht mehr heilbar ist und alle Maßnahmen palliativ zu verstehen sind

4. Erste Maßnahmen
Es gab die erste Hormonspritze und ich bekam meinen Nachsorge Kalender. Es wurde die von der Tumorkonferenz – wusste gar nicht, dass es sowas gibt - empfohlene Therapie eingeleitet, die aus Anti Hormonspritze und den Bicalutamid Tabletten bestand.

Daneben wurde noch eine Knochentherapie mit XGEVA eingeleitet. Dazu war ich am 10. März zunächst bei meinem Zahnarzt und nachdem er zugestimmt hatte, bekam ich am 11. März die erste Spritze, die seitdem alle vier Wochen eingesetzt wird.
Am 14. März wurde ich bei der Strahlentherapie vorstellig. Sie hatten die CT Aufnahmen von meinem Körper, die mit Kontrastmittel gemacht waren, und sie zeigten mir die bereits von den Metastasen befallenen Stellen des Skeletts. Besonders auffällig war ein Brustwirbel und es wurde beschlossen eine Bestrahlung von Brustwirbelknochen zehn bis Lendenwirbelknochen eins durchzuführen diese Bestrahlung startete am 27. März und umfasste 14 Termine. Der Erfolg der Bestrahlung war sehr gut. Mit Beginn der Bestrahlung führte ich ein Schmerztagebuch und da ist zu ersehen, dass bereits während der Bestrahlung eine Schmerzlinderung einsetzte, die dann Ende April nahezu zur Schmerzfreiheit führte. So konnte ich nahezu unbeschwert im Mai Geburtstag feiern.

5. Schmerzen in den Beinen
Als ich am Dienstag 20.05.2014 zur Nachbesprechung in der Strahlentherapie war, wurde vereinbart weitere Untersuchungen im September durchzuführen. Man war mit dem Erfolg der Bestrahlung zufrieden.
Ich sprach von den Schmerzen in Po/Oberschenkeln, aber nach Rücksprache mit dem Oberartwurden keine Maßnahmen eingeleitet.
Mittlerweile stiegen aber die Schmerzen weiter an und zwar kamen vermehrt aus dem Bereich Gesäß und Oberschenkel im hinteren Bereich.

Am 5.6. war ich dann wieder in der Urologie und sprach von meinen Schmerzen. Ich bekam ein Rezept mit stärkeren Schmerzmitteln und eine Röntgenaufnahme wurde gemacht.

Am Pfingstsonntag 8.6.waren die Schmerzen so stark, dass ich morgens zur Notaufnahme des Krankenhauses ging. Eine übernächtigte Ärztin konnte mir nicht helfen und verschrieb nur stärkeren Mittel.
An diesem Tag hörte ich auch von einem anderen Arzt den klassischen Satz: Wenn ich mir einen Krebs aussuchen könnte, dann würde ich Ihre Sorte wählen!
Man empfahl mir möglichst bald wieder zur Strahlentherapie zu gehen. MRT bestätigte den Verdacht auf Spinalkanalstenose.
Am Tag darauf bekam ich die Panik, da sich neben dem bekannten Schmerz auch noch Gefühllosigkeit in den Beinen einstellte. Ich ging wieder zur Notaufnahme. Dort hätte man mich stationär behalten, aber ich beschloß, doch den vereinbarten Termin bei der Neurochirurgie am 24.6. abzuwarten. Dort wurde OP für 7.7. vereinbart.
Um noch einigermaßen Laufen zu können, kaufte ich mir einen Rollator

6. OP Spinalkanalstenose
Am Sonntagnachmittag 6.7. begleitete mich meine Frau ins Krankenhaus. Die OP war Montagmorgen angesetzt und ich erfuhr, dass ich an zweiter Stelle war. So verging der ganze Montagvormittag mit Warten.
Von der OP bekam ich nichts mit. Es war vielleicht 18 Uhr, als ich von einem Traum erwachte: ich wunderte mich, dass die Engel im Himmel blaue Kittel an hatten.
Es war toll, als ich am Dienstag die ersten Schritte ging und der Schmerz, der mich wochenlang geplagt hatte war weg, es war fast ein Aha Erlebnis wie bei der OP am grauen Star.
Fast 4 Wochen sind nun seit der OP vergangen. Es geht gut und ich komme ohne Schmerzmittel aus.
Mir ist klar, dass dies nur ein vorübergehender Zustand ist. Man muss z.B. nur die Berichte in http://www.krebs-kompass.de/ lesen.

Das letzte Abenteuer meines Lebens hat begonnen und ich werde weiter berichten.