Sonntag, 3. August 2014

Erster Beitrag: Einführung

Das letzte Abenteuer meines Lebens hat begonnen

1. Vorgeschichte
Ich war in meinem ganzen Leben bisher nie ernsthaft erkrankt. Entsprechend selten war ich auch bei meinem Arzt vorstellig. Zuletzt untersuchte mich mein Hausarzt anlässlich einer Vorbereitung für eine Augenoperation zur Beseitigung des grauen Stars. Dies war 2009. Im Januar 2007 war ich im Krankenhaus wegen eines Fahrradsturzes bei dem ich mir beide Hände gebrochen hatte.

Ich bin seit 45 Jahren glücklich verheiratet und wir haben drei nun schon erwachsene Kinder. In fortgeschrittenem Alter erlahmte das Liebesleben mit meiner Frau so ganz allmählich und wir hielten das für einen natürlichen Vorgang. Dies wäre vielleicht ein Anstoß gewesen, zum Arzt zu gehen. Aber da auch von Seiten meiner Frau die Sache nicht so ernst genommen wurde und auch sonst keinerlei Beschwerden auftraten, unterließ ich es, mich untersuchen zu lassen.
Ansonsten fühlte ich mich wohl, war aktiv und lebte in dem Bewusstsein, alt und krank werden nur die anderen…

2. Unbestimmte Beschwerden
Im Jahr 2013 stellten sich bei mir immer wieder Rückenschmerzen ein es wurde zum Herbst hin immer schlimmer, aber ich dachte: Rückenschmerzen ist das Volksleiden Nummer eins und vergeht in den meisten Fällen wieder. Tatsächlich wurde es auch immer wieder auch mal besser. Im November 2013 hatte ich eine relativ schwere Erkältung, die aber doch wiederum nicht so schwer war, dass ich einen Arzt aufgesucht hätte. Die Schmerzen waren nicht nur am Rücken sondern ich sprach von einem so genannten Wanderschmerz, er war mal in der Schulter oder in den Beinen. Zu Weihnachten zu verschlechterte sich mein Zustand immer mehr, so dass ich mit Sorge auf die Weihnachtstage blickte, bei denen ich doch immer sehr viel im Haushalt zu tun hatte. Dazu kam auch eine zunehmende Appetitlosigkeit und über Weihnachten verlor ich an Gewicht (ca. 5kg), was eigentlich schon ein Alarmzeichen hätte sein sollen.

Als es an Weihnachten immer schlimmer wurde versprach ich meiner Frau als erster Vorsatz für das nächste Jahr, mich bei unserem Hausarzt untersuchen zu lassen. Leider kam dann am 7. Januar 2014 noch ein kleiner Fahrradunfall dazu. Durch einen Fahrfehler fiel ich unglücklich vom Rad und zog mir eine Platzwunde am Kopf zu, die genäht werden musste. Dabei schlug ich auch unglücklich mit dem Knie auf, das dann anschwoll und noch am gleichen Tag operiert wurde.

Dabei litt ich auch immer noch an den Rückenschmerzen. Deshalb war es im Krankenhaus mit dem operierten Knie manchmal recht schwierig, da ich Schmerzen beim Liegen hatte.

Trotzdem nahm ich dann den Termin für eine Untersuchung bei meinem Hausarzt wahr und Anfang Januar erfolgte die Blutabnahme mit großem Blutbild. Mein Hausarzt fand aber nichts Gravierendes. Am 24. Januar wurden seine Laborergebnisse besprochen und er wies auf erhöhte Cholesterinwerte hin und wollte mich wegen des Knies zu einem Orthopäden schicken was ich aber dann nichts machte, weil sich das Knie von alleine erholte.

Auch weitere Blutuntersuchungen die der Hausarzt angeregt hatte, da er Diabetes vermutete, nahm ich nicht war. Dabei fühlte ich mich aber irgendwie nicht mehr wohl. Es war so ein Zustand zwischen gesund und krank und ich merkte dass mein Körper irgendwie mit etwas kämpfte. Ich hatte die Vermutung dass vielleicht noch die starke Erkältung vom November 2013 nachwirken würde. Im Laufe des Februars wurden die Schmerzen am Rücken stärker und am 23. Februar - es war ein Sonntag - waren die Schmerzen im Rücken so stark, dass ich den Notdienst im Krankenhaus der barmherzigen Brüder aufsuchte.

3. Untersuchung und Diagnose
Zunächst ging ich zum Notdienst der kassenärztlichen Vereinigung. Ich erzählte dem diensthabenden Arzt von meinen Beschwerden und bat ihn, mir etwas gegen meine Schmerzen zu geben.

Er nahm meine Schilderungen recht ernst und er vermutete schon eine kompliziertere Ursache. Er gab Blut von mir in die Untersuchung und bat mich in 2 Stunden wieder vorstellig zu werden. Er wollte dass ich den Krankenhausbereich nicht verlasse, da er unter Umständen einen verdeckten Herzinfarkt vermutete.

Gegen Mittag waren die Blutergebnisse da und er fand einen Wert besorgniserregend, der vermutlich bei der Untersuchung vom Hausarzt nicht erfasst worden war. Wegen dieses Wertes überwies er mich zu dem Notdienst der Krankenhauses.

Von meinem Sturz im Januar war ich mit der Notaufnahme schon gut vertraut und alles ging wieder seinen Gang. Betreut wurde ich von einer netten Ärztin, der ich auch meine ganze Geschichte erzählte. Sie untersuchte den Rücken und versuchte das Zentrum zu lokalisieren, von dem die Schmerzen ausgingen. Bei einer Röntgenaufnahme sah sie in der Lunge schwarze Punkte und sagte, dass dies weiter untersucht werden müsste.

Ich meinte ich könnte nun nachhause gehen und am nächsten Tag zu weiteren Untersuchungen kommen. Die Ärztin machte mir klar, dass sie mich nicht so einfach entlassen könnte und ich stationär bleiben müsste. Am Montag den 24. begannen dann die Untersuchungen und ich hatte den Eindruck dass die Ärzte im Krankenhaus allen Ehrgeiz daran setzten, die Ursache meiner Beschwerden zu finden. Ich wurde mit allen diagnostischen Möglichkeiten untersucht, die zur Verfügung standen.

Als das erste Mal bei der Visite die Rede davon war, dass die Rückenschmerzen von einem Tumor kommen könnten, begriff ich das gar nicht so richtig, da ich noch nie gehört hatte, dass ein Tumor Rückenschmerzen auslösen kann. Der Verdacht bestätigte sich aber. Am 5. März war ich dann zum ersten Mal in dem medizinischen Versorgungszentrum Urologie vorstellig. Der Arzt dort sagte zu seinem Gehilfen, da haben wir wieder den Klassiker, die Leute kommen, wenn es zu spät ist. Es wurde mir klar gemacht, dass meine Krankheit nicht mehr heilbar ist und alle Maßnahmen palliativ zu verstehen sind

4. Erste Maßnahmen
Es gab die erste Hormonspritze und ich bekam meinen Nachsorge Kalender. Es wurde die von der Tumorkonferenz – wusste gar nicht, dass es sowas gibt - empfohlene Therapie eingeleitet, die aus Anti Hormonspritze und den Bicalutamid Tabletten bestand.

Daneben wurde noch eine Knochentherapie mit XGEVA eingeleitet. Dazu war ich am 10. März zunächst bei meinem Zahnarzt und nachdem er zugestimmt hatte, bekam ich am 11. März die erste Spritze, die seitdem alle vier Wochen eingesetzt wird.
Am 14. März wurde ich bei der Strahlentherapie vorstellig. Sie hatten die CT Aufnahmen von meinem Körper, die mit Kontrastmittel gemacht waren, und sie zeigten mir die bereits von den Metastasen befallenen Stellen des Skeletts. Besonders auffällig war ein Brustwirbel und es wurde beschlossen eine Bestrahlung von Brustwirbelknochen zehn bis Lendenwirbelknochen eins durchzuführen diese Bestrahlung startete am 27. März und umfasste 14 Termine. Der Erfolg der Bestrahlung war sehr gut. Mit Beginn der Bestrahlung führte ich ein Schmerztagebuch und da ist zu ersehen, dass bereits während der Bestrahlung eine Schmerzlinderung einsetzte, die dann Ende April nahezu zur Schmerzfreiheit führte. So konnte ich nahezu unbeschwert im Mai Geburtstag feiern.

5. Schmerzen in den Beinen
Als ich am Dienstag 20.05.2014 zur Nachbesprechung in der Strahlentherapie war, wurde vereinbart weitere Untersuchungen im September durchzuführen. Man war mit dem Erfolg der Bestrahlung zufrieden.
Ich sprach von den Schmerzen in Po/Oberschenkeln, aber nach Rücksprache mit dem Oberartwurden keine Maßnahmen eingeleitet.
Mittlerweile stiegen aber die Schmerzen weiter an und zwar kamen vermehrt aus dem Bereich Gesäß und Oberschenkel im hinteren Bereich.

Am 5.6. war ich dann wieder in der Urologie und sprach von meinen Schmerzen. Ich bekam ein Rezept mit stärkeren Schmerzmitteln und eine Röntgenaufnahme wurde gemacht.

Am Pfingstsonntag 8.6.waren die Schmerzen so stark, dass ich morgens zur Notaufnahme des Krankenhauses ging. Eine übernächtigte Ärztin konnte mir nicht helfen und verschrieb nur stärkeren Mittel.
An diesem Tag hörte ich auch von einem anderen Arzt den klassischen Satz: Wenn ich mir einen Krebs aussuchen könnte, dann würde ich Ihre Sorte wählen!
Man empfahl mir möglichst bald wieder zur Strahlentherapie zu gehen. MRT bestätigte den Verdacht auf Spinalkanalstenose.
Am Tag darauf bekam ich die Panik, da sich neben dem bekannten Schmerz auch noch Gefühllosigkeit in den Beinen einstellte. Ich ging wieder zur Notaufnahme. Dort hätte man mich stationär behalten, aber ich beschloß, doch den vereinbarten Termin bei der Neurochirurgie am 24.6. abzuwarten. Dort wurde OP für 7.7. vereinbart.
Um noch einigermaßen Laufen zu können, kaufte ich mir einen Rollator

6. OP Spinalkanalstenose
Am Sonntagnachmittag 6.7. begleitete mich meine Frau ins Krankenhaus. Die OP war Montagmorgen angesetzt und ich erfuhr, dass ich an zweiter Stelle war. So verging der ganze Montagvormittag mit Warten.
Von der OP bekam ich nichts mit. Es war vielleicht 18 Uhr, als ich von einem Traum erwachte: ich wunderte mich, dass die Engel im Himmel blaue Kittel an hatten.
Es war toll, als ich am Dienstag die ersten Schritte ging und der Schmerz, der mich wochenlang geplagt hatte war weg, es war fast ein Aha Erlebnis wie bei der OP am grauen Star.
Fast 4 Wochen sind nun seit der OP vergangen. Es geht gut und ich komme ohne Schmerzmittel aus.
Mir ist klar, dass dies nur ein vorübergehender Zustand ist. Man muss z.B. nur die Berichte in http://www.krebs-kompass.de/ lesen.

Das letzte Abenteuer meines Lebens hat begonnen und ich werde weiter berichten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen