Das letzte Abenteuer meines Lebens hat begonnen
1. Vorgeschichte
Ich war in meinem
ganzen Leben bisher nie ernsthaft erkrankt. Entsprechend selten war ich auch
bei meinem Arzt vorstellig. Zuletzt untersuchte mich mein Hausarzt anlässlich
einer Vorbereitung für eine Augenoperation zur Beseitigung des grauen Stars. Dies
war 2009. Im Januar 2007 war ich im Krankenhaus wegen eines Fahrradsturzes bei
dem ich mir beide Hände gebrochen hatte.
Ich bin seit 45
Jahren glücklich verheiratet und wir haben drei nun schon erwachsene Kinder. In
fortgeschrittenem Alter erlahmte das Liebesleben mit meiner Frau so ganz
allmählich und wir hielten das für einen natürlichen Vorgang. Dies wäre
vielleicht ein Anstoß gewesen, zum Arzt zu gehen. Aber da auch von Seiten
meiner Frau die Sache nicht so ernst genommen wurde und auch sonst keinerlei
Beschwerden auftraten, unterließ ich es, mich untersuchen zu lassen.
Ansonsten fühlte ich mich wohl, war aktiv und lebte in dem Bewusstsein, alt und krank werden nur die anderen…
Ansonsten fühlte ich mich wohl, war aktiv und lebte in dem Bewusstsein, alt und krank werden nur die anderen…
2. Unbestimmte Beschwerden
Im Jahr 2013 stellten
sich bei mir immer wieder Rückenschmerzen ein es wurde zum Herbst hin immer
schlimmer, aber ich dachte: Rückenschmerzen ist das Volksleiden Nummer eins und
vergeht in den meisten Fällen wieder. Tatsächlich wurde es auch immer wieder
auch mal besser. Im November 2013 hatte ich eine relativ schwere Erkältung, die
aber doch wiederum nicht so schwer war, dass ich einen Arzt aufgesucht hätte.
Die Schmerzen waren nicht nur am Rücken sondern ich sprach von einem so
genannten Wanderschmerz, er war mal in der Schulter oder in den Beinen. Zu
Weihnachten zu verschlechterte sich mein Zustand immer mehr, so dass ich mit
Sorge auf die Weihnachtstage blickte, bei denen ich doch immer sehr viel im
Haushalt zu tun hatte. Dazu kam auch eine zunehmende Appetitlosigkeit und über
Weihnachten verlor ich an Gewicht (ca. 5kg), was eigentlich schon ein
Alarmzeichen hätte sein sollen.
Als es an Weihnachten
immer schlimmer wurde versprach ich meiner Frau als erster Vorsatz für das
nächste Jahr, mich bei unserem Hausarzt untersuchen zu lassen. Leider kam dann
am 7. Januar 2014 noch ein kleiner Fahrradunfall dazu. Durch einen Fahrfehler
fiel ich unglücklich vom Rad und zog mir eine Platzwunde am Kopf zu, die genäht
werden musste. Dabei schlug ich auch unglücklich mit dem Knie auf, das dann
anschwoll und noch am gleichen Tag operiert wurde.
Dabei litt ich auch
immer noch an den Rückenschmerzen. Deshalb war es im Krankenhaus mit dem
operierten Knie manchmal recht schwierig, da ich Schmerzen beim Liegen hatte.
Trotzdem nahm ich
dann den Termin für eine Untersuchung bei meinem Hausarzt wahr und Anfang
Januar erfolgte die Blutabnahme mit großem Blutbild. Mein Hausarzt fand aber
nichts Gravierendes. Am 24. Januar wurden seine Laborergebnisse besprochen und
er wies auf erhöhte Cholesterinwerte hin und wollte mich wegen des Knies zu
einem Orthopäden schicken was ich aber dann nichts machte, weil sich das Knie
von alleine erholte.
Auch weitere
Blutuntersuchungen die der Hausarzt angeregt hatte, da er Diabetes vermutete,
nahm ich nicht war. Dabei fühlte ich mich aber irgendwie nicht mehr wohl. Es
war so ein Zustand zwischen gesund und krank und ich merkte dass mein Körper
irgendwie mit etwas kämpfte. Ich hatte die Vermutung dass vielleicht noch die
starke Erkältung vom November 2013 nachwirken würde. Im Laufe des Februars
wurden die Schmerzen am Rücken stärker und am 23. Februar - es war ein Sonntag -
waren die Schmerzen im Rücken so stark, dass ich den Notdienst im Krankenhaus
der barmherzigen Brüder aufsuchte.
3. Untersuchung und Diagnose
Zunächst ging ich zum
Notdienst der kassenärztlichen Vereinigung. Ich erzählte dem diensthabenden
Arzt von meinen Beschwerden und bat ihn, mir etwas gegen meine Schmerzen zu
geben.
Er nahm meine Schilderungen
recht ernst und er vermutete schon eine kompliziertere Ursache. Er gab Blut von
mir in die Untersuchung und bat mich in 2 Stunden wieder vorstellig zu werden.
Er wollte dass ich den Krankenhausbereich nicht verlasse, da er unter Umständen
einen verdeckten Herzinfarkt vermutete.
Gegen Mittag waren
die Blutergebnisse da und er fand einen Wert besorgniserregend, der vermutlich
bei der Untersuchung vom Hausarzt nicht erfasst worden war. Wegen dieses Wertes
überwies er mich zu dem Notdienst der Krankenhauses.
Von meinem Sturz im
Januar war ich mit der Notaufnahme schon gut vertraut und alles ging wieder
seinen Gang. Betreut wurde ich von einer netten Ärztin, der ich auch meine
ganze Geschichte erzählte. Sie untersuchte den Rücken und versuchte das Zentrum
zu lokalisieren, von dem die Schmerzen ausgingen. Bei einer Röntgenaufnahme sah
sie in der Lunge schwarze Punkte und sagte, dass dies weiter untersucht werden
müsste.
Ich meinte ich könnte
nun nachhause gehen und am nächsten Tag zu weiteren Untersuchungen kommen. Die
Ärztin machte mir klar, dass sie mich nicht so einfach entlassen könnte und ich
stationär bleiben müsste. Am Montag den 24. begannen dann die Untersuchungen
und ich hatte den Eindruck dass die Ärzte im Krankenhaus allen Ehrgeiz daran
setzten, die Ursache meiner Beschwerden zu finden. Ich wurde mit allen
diagnostischen Möglichkeiten untersucht, die zur Verfügung standen.
Als das erste Mal bei
der Visite die Rede davon war, dass die Rückenschmerzen von einem Tumor kommen
könnten, begriff ich das gar nicht so richtig, da ich noch nie gehört hatte,
dass ein Tumor Rückenschmerzen auslösen kann. Der Verdacht bestätigte sich aber.
Am 5. März war ich dann zum ersten Mal in dem medizinischen Versorgungszentrum
Urologie vorstellig. Der Arzt dort sagte zu seinem Gehilfen, da haben wir
wieder den Klassiker, die Leute kommen, wenn es zu spät ist. Es wurde mir klar
gemacht, dass meine Krankheit nicht mehr heilbar ist und alle Maßnahmen
palliativ zu verstehen sind
4. Erste Maßnahmen
Es gab die erste
Hormonspritze und ich bekam meinen Nachsorge Kalender. Es wurde die von der
Tumorkonferenz – wusste gar nicht, dass es sowas gibt - empfohlene Therapie
eingeleitet, die aus Anti Hormonspritze und den Bicalutamid Tabletten bestand.
Daneben wurde noch
eine Knochentherapie mit XGEVA eingeleitet. Dazu war ich am 10. März zunächst
bei meinem Zahnarzt und nachdem er zugestimmt hatte, bekam ich am 11. März die
erste Spritze, die seitdem alle vier Wochen eingesetzt wird.
Am 14. März wurde ich
bei der Strahlentherapie vorstellig. Sie hatten die CT Aufnahmen von meinem
Körper, die mit Kontrastmittel gemacht waren, und sie zeigten mir die bereits
von den Metastasen befallenen Stellen des Skeletts. Besonders auffällig war ein
Brustwirbel und es wurde beschlossen eine Bestrahlung von Brustwirbelknochen
zehn bis Lendenwirbelknochen eins durchzuführen diese Bestrahlung startete am
27. März und umfasste 14 Termine. Der Erfolg der Bestrahlung war sehr gut. Mit
Beginn der Bestrahlung führte ich ein Schmerztagebuch und da ist zu ersehen,
dass bereits während der Bestrahlung eine Schmerzlinderung einsetzte, die dann Ende
April nahezu zur Schmerzfreiheit führte. So konnte ich nahezu unbeschwert im
Mai Geburtstag feiern.
5. Schmerzen in den Beinen
Als ich am Dienstag
20.05.2014 zur Nachbesprechung in der Strahlentherapie war, wurde vereinbart
weitere Untersuchungen im September durchzuführen. Man war mit dem Erfolg der
Bestrahlung zufrieden.
Ich sprach von den
Schmerzen in Po/Oberschenkeln, aber nach Rücksprache mit dem Oberartwurden keine
Maßnahmen eingeleitet.
Mittlerweile stiegen
aber die Schmerzen weiter an und zwar kamen vermehrt aus dem Bereich Gesäß und
Oberschenkel im hinteren Bereich.
Am 5.6. war ich dann
wieder in der Urologie und sprach von meinen Schmerzen. Ich bekam ein Rezept
mit stärkeren Schmerzmitteln und eine Röntgenaufnahme wurde gemacht.
Am Pfingstsonntag
8.6.waren die Schmerzen so stark, dass ich morgens zur Notaufnahme des Krankenhauses
ging. Eine übernächtigte Ärztin konnte mir nicht helfen und verschrieb nur
stärkeren Mittel.
An diesem Tag hörte
ich auch von einem anderen Arzt den klassischen Satz: Wenn ich mir einen Krebs
aussuchen könnte, dann würde ich Ihre Sorte wählen!
Man empfahl mir
möglichst bald wieder zur Strahlentherapie zu gehen. MRT bestätigte den
Verdacht auf Spinalkanalstenose.
Am Tag darauf bekam
ich die Panik, da sich neben dem bekannten Schmerz auch noch Gefühllosigkeit in
den Beinen einstellte. Ich ging wieder zur Notaufnahme. Dort hätte man mich
stationär behalten, aber ich beschloß, doch den vereinbarten Termin bei der
Neurochirurgie am 24.6. abzuwarten. Dort wurde OP für 7.7. vereinbart.
Um noch einigermaßen Laufen zu können, kaufte ich mir einen Rollator
Um noch einigermaßen Laufen zu können, kaufte ich mir einen Rollator
6. OP Spinalkanalstenose
Am Sonntagnachmittag
6.7. begleitete mich meine Frau ins Krankenhaus. Die OP war Montagmorgen
angesetzt und ich erfuhr, dass ich an zweiter Stelle war. So verging der ganze
Montagvormittag mit Warten.
Von der OP bekam ich
nichts mit. Es war vielleicht 18 Uhr, als ich von einem Traum erwachte: ich
wunderte mich, dass die Engel im Himmel blaue Kittel an hatten.
Es war toll, als ich
am Dienstag die ersten Schritte ging und der Schmerz, der mich wochenlang
geplagt hatte war weg, es war fast ein Aha Erlebnis wie bei der OP am grauen
Star.
Fast 4 Wochen sind
nun seit der OP vergangen. Es geht gut und ich komme ohne Schmerzmittel aus.
Mir ist klar, dass
dies nur ein vorübergehender Zustand ist. Man muss z.B. nur die Berichte in http://www.krebs-kompass.de/
lesen.
Das letzte Abenteuer
meines Lebens hat begonnen und ich werde weiter berichten.
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