Freitag, 3. März 2017

SZ-Abonnentenbrief

Sehr geehrter Leser,
das Leben in einer Redaktion ist nicht immer lustig, meinungsstark, aufregend, debattenfreudig, konkurrenzintensiv oder routiniert-professionell. Manchmal ist es nur traurig.

Ein solcher Tag war der Mittwoch, als wir vom plötzlichen Tod unseres Feuilleton-Kollegen Christopher Schmidt erfuhren. Schmidt, gerade mal 52, war nicht nur ein Mensch der Literatur und des Theaters, sondern auch einer, der sich ebenso gerne mit der Grammatik der Ironie beschäftigte wie mit dem sauberen Setzen von Dübeln. Er war Leser, Handwerker, Autor, Vielarbeiter, Beziehungsmensch. Vielleicht haben Sie Sonja Zekris Nachruf auf Schmidt in der Donnerstagsausgabe der SZ gelesen. Aus dem Text sprechen Respekt, Trauer, Fassungslosigkeit, aber auch die gemeinsam geteilte Liebe zu einem Beruf und zu einer Zeitung.
 
Auch in der SZ-Redaktion gibt es viele Frauen und Männer, die so um die 50 herum sind. („So um die 50 herum“ reicht heute von Mitte 40 bis Anfang 60.) Jenseits der persönlichen Betroffenheit beim Tod eines Freundes, Kollegen, guten Bekannten löst so eine Nachricht auch oft die Reaktion aus: Der war ja nur wenig älter als ich oder, in vielen Fällen auch: Der war ja jünger als ich.
 
Viele von Ihnen werden dieses Gefühl selbst kennen. Wenn man älter wird, liest man Todesanzeigen mit einer anderen Wahrnehmung als früher, auch wenn man die Menschen, um die es da geht, gar nicht gekannt hat. Man sieht sich Geburts- und Sterbedaten an – und man rechnet. Als ich Mitte dreißig war, waren Todesanzeigen für mich in erster Linie Fenster in die Vergangenheit. Da gab es Zuschreibungen wie „Teilnehmer beider Weltkriege“ oder „eine aufopferungsvolle Gattin und Mutter, Schlesierin von Geburt und aus Überzeugung“. Das gibt es heute nicht mehr. Und meines Wissens ist die FAZ die einzige Zeitung, in der heute noch immer wieder mal Anzeigen erscheinen, in denen an Menschen erinnert wird, die 1943 oder 1945 gefallen sind. Das wirkt nahezu kurios.

Heute bin ich selbst am äußeren Ende des Um-die-50-herum. Ja, ich lese Todesanzeigen, die keine Fenster in die Vergangenheit mehr sind, sondern Spiegel der Gegenwart. Ich weiß nicht mehr so genau, wann das wirklich begonnen hat. Aber ich weiß, dass man, je älter man wird, desto sicherer wahrnimmt, zumal in seelisch unsicheren Momenten, dass man der Bahre näher steht als der Wiege. Wenn ich dann allerdings meinen jetzt 92-jährigen Vater besuche, dem es glücklicherweise immer noch recht gut geht, relativiert dies auch wieder manches Gegrübel über das eigene Alter.

Trotzdem wird auf dem Weg in die Lebenslandschaften jenseits der 60 das Gefühl, mindestens das meiste schon erlebt zu haben, manchmal sehr drängend. Gewiss gibt es viele fröhliche, gut gelaunte, optimistische Menschen, die sich mit 73 im Status von Prä-Senioren fühlen und die „vonne Endlichkait“, wie Günter Grass' letztes Buch heißt, nichts wissen wollen. Vermutlich ist das gut, so, wie es gut ist, dass wir nicht wissen, wann was mit uns passiert. Das ist schon allein deswegen gut, weil man, wüsste man denn um das Datum der eigenen Endlichkeit, stets in dessen Schatten leben würde. Das Beste, was einem Menschen passieren kann, ist, dass er so lange wie nur möglich im Licht lebt. Auch und gerade, wenn er um die Dunkelheit weiß.

Stirbt nun jemand, den man mochte, kannte, schätzte, ist dies auch ein plötzlicher Einbruch der Dunkelheit. Die erste Reaktion darauf ist oft das, was mit dem Wort „fassungslos“ umschrieben wird. Als die Nachricht von Christopher Schmidts Tod in der Redaktionskonferenz bekannt gegeben wurde, las man auf fast allen Gesichtern die Frage: „WAS?“. Es ist das Unverständnis, dass einer, der gerade noch da war, nie wieder da sein wird. Und es ist das Entsetzen, dass man damit nie gerechnet hätte. Gerechnet? Doch, dieser Begriff wird im Zusammenhang mit solchen Ereignissen oft benutzt. Natürlich hat man nicht damit „gerechnet“, denn Rechnen ist etwas Rationales, etwas, bei dem man vorhandene Größen, Zahlen, Fakten miteinander verbindet, um dann zu einem Ergebnis zu kommen. Beim plötzlichen Tod eines relativ jungen Menschen, so um die 50 herum, gibt es keine Rationalität, keine Rechenoperation erklärt so etwas.
 
Ich hoffe, Sie sehen mir nach, dass dieser Brief etwas düsterer ist als sonst. Das hat einerseits mit dem Tod Schmidts zu tun, aber andererseits eben auch damit, dass man bei so einer Nachricht einen Eishauch verspürt. Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie ein Wochenende, ja ein Jahr ohne Eishauch erleben.

Beste Grüße

Kurt Kister
Chefredakteur

1 Kommentar:

  1. Das kann ich nicht glauben Ein großartiges Zeugnis, dass ich an alle Krebs-Patienten in der Welt teilen muss Ich habe nie geglaubt, dass sie eine komplette Heilung für KREBS oder jede Heilung für KREBS sein könnte, sah ich Leute Zeugnis auf Blog-Seiten, wie DR OHIKHOBO Cannabisöl Heilung für Krebs brachte sie Wieder ins Leben zurück Ich musste es auch versuchen, weil ich durch eine Menge versucht habe, von Krebs befreit werden und Sie können, glaube, dass in nur wenigen Wochen begann ich mit dem Öl nach dem Erhalt es von der dr durch die DHL-Dienste, Alle meine Schmerzen stoppen allmählich. Im Moment kann ich Ihnen sagen, dass ich ganz von dem Krebs geheilt bin, den ich seit vielen Jahren leide. Verzögerung in der Behandlung führt zum Tod.Kontakt ihn durch seine E-Mail: drohikhoboherbalcenter@gmail.com oder Sie können ihn auch durch seine whatsapp Nummer +2348103601042 für seine Cannabisöl Heilung für Krebs zu erreichen.

    AntwortenLöschen