Mittwoch, 28. Dezember 2016

Vorschau 2017

Von Herrn Ziegert http://www.elysium.digital/ habe ich gelernt, dass man dem Tod auch eine heitere Seite abgewinnen kann und soll. Daran wurde ich erinnert, als mir gestern bei meiner Schwester ein Bilderbuch in die Hand fiel.
Ich habe mir erlaubt, ein Bild zu kopieren und den dazugehörigen "Reimwitz" etwas umzustellen:

Alle Kinder laufen,
als gäb es was zu kaufen,
nur den Klaus,
den tragen sie voraus

Die Weihnachtstage sind vorbei, es ist Zeit, an den Jahreswechsel zu denken. Nachdem ich schon 2016 nicht wollte, besteht die Gefahr, dass mich keiner mehr ernst nimmt, wenn ich 2017 als mein Endjahr sehe - die Schmerzen beim Aufstehen haben mich eben sehr deutlich daran erinnert. Am 1.2.2017 ist Staging, der mittlere Überlebensgewinn durch Zytiga ist aufgebraucht und viel an Therapien gibt es nicht mehr.
Jetzt, wenn es wieder ruhig wird im Haus, kann ich die ganzen Briefe in Ruhe lesen, die ich als Antwort auf mein Lebenszeichen bekommen habe - ein ganz tolles Weihnachtsgeschenk.
Darauf freue ich mich sehr und Allen jetzt schon einmal vielen Dank!!!

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Weihnachtspost

Ich bin überhaupt nicht der Kartenschreiber, aber in diesem Jahr hat es mich gepackt, mit Menschen, die mir in meinem Leben wichtige Begleiter waren, noch einmal Kontakt aufzunehmen. Warte ich zu lange damit, kann es sein, dass ich nicht mehr in der Lage bin, mich so äußern, wie ich es möchte. Schreibe ich zu früh, heißt es, "sei doch nicht pessimistisch, Du siehst doch gut aus und hast sicher noch viel Zeit!"
Aus diesem Grund habe ich einfach nur erweiterte Weihnachts- und Neujahrswünsche versandt und dabei in der Schatzkiste der Erinnerungen gekramt. Wesentlich war mir, das Stück Lebensweg zu betrachten, das ich mit Dir/Ihnen gehen durfte. Was einem da so alles einfällt ...
Vielleicht kommt noch Post von mir! Wenn nicht, wünsche ich allen auf diesem Weg ein frohes Fest und freue mich auf das Familientreffen, wo ich hoffentlich noch einmal meinen Mann stehen kann.

Samstag, 17. Dezember 2016

Schmerzensschrei

Etwa 300 Einträge umfasst mein Blog mittlerweile und es ist auch für mich lehrreich, manchmal zurück zu blättern. Vor über zwei Jahren fand ich es schlimm, als mir berichtet wurde, dass ein Krebspatient so laut schrie, dass man ihn in der ganzen Straße hörte, als er vom Krankenhaus nach Hause gebracht wurde. Ich berichtete darüber:
http://letztabent.blogspot.de/2014/10/dorfgeschichten-der-hat-auch-krebs-ghabt.html
Er ist jetzt ruhig und liegt schon lange am Friedhof. Heute kann ich mir dieses Verhalten durchaus vorstellen, da mir auch ein Schrei entfährt, wenn unerwartet eine Schmerzattacke zuschlägt. Aber ich habe gelernt: ganz ruhig verhalten, ein schnell wirkendes Capros schlucken und 20 Minuten warten. So hoffe ich, dass ich die bevorstehende weihnachtliche Stille nicht oft stören werde.

Montag, 12. Dezember 2016

Das Kreuz tragen

Als wir im Juli 1969 endlich heiraten konnten, ermahnte uns der Geistliche: "Das Kreuz wird auch über Eurer Ehe stehen!"
Glücklich wie wir waren, sagte uns das nicht viel. Erst im Dezember 1972 begriffen wir, was Bruno damit gemeint haben könnte:
http://letztabent.blogspot.de/2015/02/gedanken-am-sonntagmorgen-unser-sohn.html
Heute, genau vor 44 Jahren, wurde unser erster Sohn Oliver geboren und blieb leider nur eine Woche bei uns. Der Abschied tat sehr weh und der Schmerz ist heute noch fühlbar.
Bis zu meiner Diagnose vor bald drei Jahren wurden uns bislang keine weiteren, wirklich schweren Kreuze mehr aufgeladen. Bei all dem Schönen, was wir erlebt haben, dürfen wir für diese Bilanz dankbar sein!

Sonntag, 4. Dezember 2016

Es kommt schon Wehmut auf,

wenn ich mich erinnere, dass wir genau vor einem Jahr von unserer letzten Kreuzfahrt zurückkamen. Die Albatros steuerte mit Schwung ihren Heimathafen an und wir verbrachten noch ein paar Tage in unserem Butjadingen.
Heute könnte ich eine solche Reise nicht mehr buchen und ob ich will oder nicht, es zeichnet sich eben doch deutlich die Wirkung der Krankheit ab.
Aber: Freuen wir uns über das, was noch möglich war und blicken nach vorne. "Weihnachten 2016 nehme ich noch mit", habe ich allen versprochen!

Freitag, 2. Dezember 2016

Erben und Vererben

Mit diesem wunderschönen Bild lockt unsere Bank auf die Seite, wo wichtige Infos zum Thema "Erben und Vererben" angeboten werden. Doch unser Steuerberater hat sich schon liebevoll um eine maßgeschneiderte Lösung für uns bemüht ...
Aber dieses Bild lädt zum Träumen ein! Dreimal war wir bei den Pinguinen und zweimal bei den Eisbären (nur noch 800 km zum Nordpol). Da passt es gut zur Erinnerung, dass ich gerade in unserer Zweitwohnung frierend mein morgend-liches Zytiga geschluckt habe. Und nun heißt es, träume weiter, bis auch das Morphin wirkt.

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Peter Hintze

An welchem Krebs er gestorben ist, habe ich nicht gefunden. Zeit-Online schreibt: "... Auch in der Debatte um die Sterbehilfe stellte er sich gegen die Beschlüsse beider Kirchen und setzte sich für eine ärztliche Beihilfe beim Suizid von Schwerkranken ein. "Gott hat uns geschaffen, damit wir unser Schicksal selbst bestimmen", sagte er im vergangenen Jahr in einem Gespräch mit der ZEIT-Beilage Christ und Welt. Niemand könne verlangen, das Leid auszuhalten, weil Christus es am Kreuz genauso gemacht habe. "Wir sind nicht Jesus", sagte er.
Für sich selbst schloss er Sterbehilfe aus. "Ich habe eine starke Liebe zum Leben. Deshalb hoffe ich, dass ich nie in so eine Situation komme", sagte er in dem Gespräch. Hintze starb jetzt an Krebs, der schon 2013 bei ihm diagnostiziert worden war."

3 Monate Zytiga

Im Laufe der längerfristigen Krebsbehandlung entstehen so kleine Jubiläen. Besonders andächtig habe ich daher heute im Morgengrauen vorschriftsmäßig meine 4 Tabletten eingenommen, die ich nun seit 3 Monaten bekomme.
Schon bald nach meiner Diagnose hatte ich versucht, meinen Enkeln zu erklären, was mit dem Opa los ist:
http://letztabent.blogspot.de/2014/08/xtandi-zytiga-docetaxel-bicalutamid-wie.html

Nach einem etwas holprigen Start scheint Ritter Zytiga nun doch Schlagkraft gewonnen zu haben. Ob es auch bei mir gelingt, die 4,4 Monate "Survival" aus der Studie zu erreichen, wird sich wohl bald zeigen, denn 3 sind ja nun schon verbraucht.
Bleibt noch der Respekt vor dem hohen Preis und der Dank an die Solidargemeinschaft meiner Krankenkasse.
Aber, glaubt mir, ich habe mir diese Krankheit wirklich nicht extra ausgesucht!

Mittwoch, 30. November 2016

Das Leben kann schön sein

Das tolle Selfie hat Tochter Kathrin auf dem Weihnachtsmarkt gemacht.
Eigentlich sähe ich doch gar nicht krank aus, sagt man.
Gut, dass mich in der vergangenen Nacht keiner fotografiert hat.
Aber der Körper hat die angenehme Eigenschaft, Schmerzen schnell zu vergessen, und so hoffe ich heute - alle Tabletten sind geschluckt - doch wieder auf einen guten Tag!

Dienstag, 29. November 2016

Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016

Krebs ist eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Ein neuer Bericht des Robert-Koch-Instituts zeigt, dass immer mehr Menschen an Krebs erkranken. Doch es gibt auch gute Nachrichten für Krebspatienten.
In Deutschland sterben heute mehr Menschen an Krebs als vor drei Jahrzehnten, zugleich leben sie aber aufgrund neuer Therapien länger. Das geht aus dem ersten Bericht zum Krebsgeschehen hervor, den das Robert-Koch-Institut (RKI) und Bundesgesundheitsministerium am Dienstag in Berlin vorstellten. Menschen, die an Krebs sterben, werden heute im Schnitt 74 Jahre alt - vier Jahre älter als noch 1980.
Auch die Zahl derer, die mit Krebs oder nach überstandener Krebserkrankung leben, steigt. In Deutschland leben derzeit rund vier Millionen Menschen, die in ihrem Leben schon einmal an Krebs erkrankt sind.
Gleichwohl hat sich die Zahl der Krebsneuerkrankungen zwischen 1970 und 2013 auf etwa 482.500 nahezu verdoppelt. Auch sterben heute insgesamt mehr Menschen an Krebs. Gab es 1980 rund 193.000 Todesfälle, waren dies 2014 etwa 224.000. Wesentliche Ursache dafür ist nach Angaben der Experten die Alterung der Gesellschaft. Für fast alle Krebsarten steigt das Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Lebensalter.
Persönliches Resümee: Etwa jeder zweite Mensch hat im Laufe seines Lebens mit Krebs zu tun. Es gibt noch viel schlimmere und aggressivere Krebsarten als meinen PCa. Wenn aber zu oft die guten Heilungschancen von Prostata-Krebs erwähnt werden, könnte das die Bereitschaft zur Vorsorge verringern. Ein gute Übersicht zu meinem Zustand - vor allem auch bezüglich der Knochenmetastasen - fand ich hier:
https://www.maennerredenjetzt.de/downloads/Ueber-Prostatakrebs.pdf

Freitag, 25. November 2016

Energetische Revitalisierung

Auch wenn die Sonne nicht scheint, ist der Blick auf das Zugspitzmassiv eindrucksvoll. Gerade mit Krankheit ist es ein guter Ort, um "aufzutanken". Zum zweiten Mal habe ich etwas versucht, was nicht im Bereich der Schulmedizin liegt. Ich wurde angeleitet, in mich hineinzuhören, meinen Körper zu empfinden. Die ursprünglichen Energieströme sollen wieder in Fluss kommen. Mir kam der Gedanke, dass die Medikamente, die meinen Krebs zur Zeit wieder mehr oder weniger erfolgreich bremsen, nur ein Hilfsmittel sind. Leistet die eigentliche Arbeit nicht doch mein Körper? Ich werde versuchen, diese Gedanken weiterzuspinnen und Energie aus dem Einklang mit meinem Körper zu mobilisieren.

Donnerstag, 24. November 2016

Lebens-Reset

Diese Frage oben auf der Tafel beim Weg zum Ruhebereich regt in unserem Hotel immer wieder zum Nachdenken an.

Schön, dass man oft findet: "die gleiche Frau wieder heiraten" oder "Alles wieder genauso machen".

Die Tafel war diesmal schon nahezu voll mit guten Gedanken. Ich dachte heute, dass ich bei der Berufswahl meine Interessen etwas breiter hätte streuen können.
Einem Menschen bei der Bewältigung seiner Krankheit zu helfen hat doch eine andere Dimension als wenn der Ingenieur ein lebloses Gerät oder Programm zum Laufen bringt.

Aber den "Reset" Schalter gibt es bei unserem Leben nicht!

Mittwoch, 23. November 2016

Die Krankheit lässt sich einfach nicht ignorieren


und raubt mir den Schlaf. Mein zehnter Aufenthalt hier im Kranzbach war bis jetzt so schön, fast wie in alten Zeiten! Nun muss ich sehen, was mein Vorrat an Medikamenten noch hergibt.
Eben fand ich endlich die Anzeige zum Tod eines lieben Bekannten (verwandt mit dem Schwiegersohn).
"Wenn Du in der anderen Welt wieder ein Pandurenlager eröffnest, lieber Rolf, kannst Du bald mit Besuch rechnen!"

Dienstag, 22. November 2016

Willkommen zu Hause


hieß es vor einem Jahr an Bord der MS Albatros! Unsere letzte Kreuzfahrt führte uns von Bremerhaven durch den Atlantik bis zu den Kanarischen Inseln. Meine fällige "Knochenspritze" (XGEVA) bekam ich vom Schiffsarzt und es ging mir noch gut, obwohl sich schon gnadenlos das Ende der Hormontherapie abzeichnete.
Die Jacke von Wolfskin liebe ich immer noch. "Mit der müsst Ihr mich mal beerdigen", habe ich meiner Familie gesagt!
Heute sind wir froh, im "Kranzbach" einige Tage zu Hause zu sein. Bei einer Hotel-Beurteilung habe ich einmal geschrieben, der Aufenthalt hier ist vergleichbar mit einer Luxuskreuzfahrt (Seetag: Erholung auf See) und ich freue mich auf den heutigen Tag!

Montag, 21. November 2016

7 Tage... Leben und Sterben

Zufällig beim NDR gefunden und sehenswert für alle, die lernen wollen, mit dem Geschenk "Lebenszeit" noch bewusster umzugehen:
Zwischen Leben und Sterben ist es meist ein schmaler Grat. NDR Autorin Domenica Berger ist im siebten Monat schwanger. Während in ihrem Bauch neues Leben wächst, verbringt sie sieben Tage mit zwei Menschen, deren Lebenssituation von der werdenden Mutter nicht weiter entfernt sein können. Einer davon ist Peter, 75 Jahre alt. Er hat Prostata-Krebs im Endstadium. Die Ärzte geben ihm noch ein halbes Jahr. "Ich möchte, dass der Tod direkt klingelt und sagt, heute bist du dran! Nicht, dass der noch tagelang ums Haus schleicht und mich quält." Peter Nürnberg lacht, wenn er das sagt und legt eine CD mit seinem Lieblings-Schlager ein.
Wie reden wir übers Sterben?
Leben und Sterben. Das gehört zusammen. Trotzdem fällt es vielen unfassbar schwer, darüber zu sprechen. Das weiß auch Hilde Spehrs. Sie hat Bauchspeicheldrüsenkrebs. "Wenn ich noch mal Kinder hätte, dann würde ich mit ihnen übers Sterben sprechen. Ich finde es wichtig, dass wir mit der Gewissheit leben, dass unser Leben endlich ist."
Aber was erzählt man seinem Kind übers Sterben? Muss es Angst davor haben? Wie schauen Menschen auf ihr Leben zurück, wenn ihr Tod bald naht? Und was lernt Domenica Berger fürs Leben und das ihres Kindes? 7 Tage... Leben und Sterben - ein tragisch-heiterer Film über den Anfang und das Ende eines Lebens. Ein Film, der Mut macht. Fürs Leben und Sterben.
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/7_tage/7-Tage-Leben-und-Sterben,sendung466176.html

Samstag, 19. November 2016

Schulbank 2016

Als es mir schlecht ging, wollte ich eigentlich gar nicht mehr hingehen, zum Prostata-Informationstag 2016 im Krankenhaus St.Josef. "Für Dich ist doch nichts Neues mehr dabei", dachte ich. Nun war ich aber doch mit Frau und Sohn dort. Wir bekamen kaum noch Platz, so groß war der Andrang. Mit der Krankheit nicht alleine zu sein tut gut und die Vorträge waren interessant. Auch aus der Art, wie Bekanntes aktuell präsentiert wird, kann man lernen. Wie dynamisch die Entwicklung ist, konnte ich an meiner eigenen Behandlung erleben: Vor mehr als zwei Jahren zeigte ich meinem Urologen einen Artikel wo der frühe Einsatz der Chemo empfohlen wird:
http://letztabent.blogspot.de/2014/08/17-monate-sind-geboten.html
Da es lediglich ein Tagungsbericht war, verfolgten wir das (leider?) nicht weiter. Aber heute ist dies der Standard, der bereits in den Leitlinien festgelegt ist. Ein bisschen habe ich aber doch davon profitiert, da ich doch noch relativ frühzeitig eine Chemo bekam, die mich wieder aufbaute.
Herzlichen Dank an die Ärzte, die ihren Samstag geopfert haben, und an die Leiter unserer Selbsthilfegruppe!

Donnerstag, 17. November 2016

Das ist mein schönstes Weihnachtsgeschenk,

sagte heute meine Frau, nachdem sie den Bericht meines Onkologen zum letzten Staging gehört hatte. Ob es nun wirklich die Monate durch Zytiga werden, wie ich sie hier in Aussicht gestellt hatte, weiß ich nicht:
http://letztabent.blogspot.de/2016/09/uberlebenszeit-puzzle.html
Mir ist bewusst, dass mein Krebs immer für Überraschungen gut ist. Trotzdem würde ich ihn nicht als "Dämon" bezeichnen, wie in unserer Regensburger Tageszeitung zu lesen war.
Da halte ich mein Bild mit der Katze, die ihrer gefangenen Maus vorübergehend wieder einmal etwas Freiheit gewährt, doch für treffender.

Samstag, 12. November 2016

Der letzte Koffer

Da habe ich doch neulich von einer Reise geträumt für die man keinen Koffer packen muss!
Und nun finde ich ein Buch, in dem beschrieben wird, was in dem letzten Koffer sein sollte. Es wird da endlich einmal beschrieben, was wirklich abläuft, wenn es zu Ende geht. Manches passt schon zu meinen eigenen Erfahrungen, aber vieles kann ich lernen!
Wenn ich das Buch heute mit großem Interesse lese, dann heißt das nicht, dass ich die Reise bald antreten will. Im Gegenteil, mit einer guten Vorbereitung lässt sich die Abfahrt eventuell noch weiter verzögern.
Übrigens hat mir das Buch Amazon empfohlen. Es wird ja manchmal kritisiert, dass man zum gläsernen Kunden wird. Aber diese Empfehlung war echt gut!

Der Reisebegleiter für den letzten Weg: Das Handbuch zur Vorbereitung auf das Sterben, Broschiert – 27. April 2015 von Berend Feddersen (Autor), Dorothea Seitz  (Autor), Barbara Stäcker  (Autor) Irisiana Verlag

Freitag, 11. November 2016

Das Internet - unerschöpflich

Ich kann mir kaum noch vorstellen, wie Schwerkranke früher den Kontakt zur Welt behalten haben. Sicher kommt der Zeitpunkt, da will der Patient einfach nur seine Ruhe haben. Aber vorher will er noch teilnehmen am Leben!
Die Arbeit im Internet fängt damit an, dass man Informationen sammelt und Foren besucht. Jeder weiß, das muss mit größter Vorsicht behandelt werden, weil auch viel Unsinn zu finden ist. Ich habe aber noch keinen Arzt erlebt, der sagte: Vergessen Sie das Internet, nur ich kann Ihnen sagen, wo es lang geht. Über ein Forum habe ich auch gute Freunde gefunden, die mir gerade am Anfang nach der Diagnose eine große Hilfe waren.
Eine neue Dimension ergibt sich, wenn man selbst im Internet aktiv werden kann. Mein Blog kam gut an. Er hat nun weiter Kreise gezogen und in dem neuen, gut gemachten Magazin  http://www.elysium.digital können Sie ein Interview lesen, bei dem mir Fragen gestellt wurden, die mich selbst zum Nachdenken anregten!
                                                                                                              Vielen Dank an Herrn Ziegert

Dienstag, 8. November 2016

Reisefieber

Letzte Nacht fieberte ich einer Reise entgegen, die eigentlich schon meine Eltern bei der Geburt für mich gebucht haben. Der Termin scheint aber nun näher zu kommen!
Es soll Wellness pur sein, es gibt keine Schmerzen mehr und für alles ist gesorgt. Ich muss keinen Koffer packen oder sonst irgendwas mitnehmen. Leider kommt meine Frau, ohne die ich bislang keine große Reise gemacht habe, nicht mit. Sie kommt aber möglichst bald nach, hat sie versprochen!
Könnte es ein Traum sein, weil ich vor dem Schlafengehen zu lange Lichtmond in 3D gesehen habe?
                                                                                                                  Träume weiter, Klaus...
http://lichtmond.de/lm4/de.php

Donnerstag, 3. November 2016

Im Partykeller beim letzten Enkelbesuch

Bald ist es 10 Jahre her, dass ich mir bei einem Radunfall (Abstieg über den Lenker) beide Hände gebrochen habe. Die wohlmeinende Familie schenkte mir ein Skelett, vielleicht damit ich besser auf meine Knochen aufpasse.
Jedenfalls war dieses Skelett immer Stammgast bei den Kellerparties. Jetzt hat es durch meine Krankheit neue Aktualität gewonnen.
Hier sieht es fast schon so aus, als wolle ER mich an der Hand nehmen. So wie sich meine Knochenschmerzen zur Zeit anfühlen, wäre ich manchmal fast bereit mitzukommen.
Aber mein Onkologe hat mir heute noch einmal kräftig Morphin verschrieben. An dem Spruch "Krebskranke müssen heute keine Schmerzen mehr leiden" habe ich erhebliche Zweifel und ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertrage.

Freitag, 28. Oktober 2016

Wieder ist einer vorausgegangen

2014 bekamen wir einen neuen Pfarrer. Die MZ berichtete darüber:
http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt-nachrichten/der-glaube-muss-freude-machen-21179-art1113623.html
Zum vergangenen Jahreswechsel verschwand Pfarrer Mayer und man sagte, er habe Krebs.
Da es mir zu dieser Zeit auch so schlecht ging, dass ich mit einem baldigen Ende rechnete, nahm ich großen Anteil am Schicksal unseres Pfarrers, über den auch wir uns sehr gefreut hatten.
Heute erreichte mich die Nachricht, dass er verstorben ist. Welchen Krebs er hatte, weiß ich nicht, vermutlich einen schlimmeren als meinen.
Wir werden es wohl nie begreifen, warum er, der noch so viel vor hatte, schon mit 53 Jahren gehen musste, und nicht ich, der ich doch mit 71 auf ein erfülltes Leben zurückblicken kann?

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Fortbildung

Eigentlich für Ärzte gedacht gab es heute an "meinem" Krankenhaus eine Vortragsreihe "Im Fokus: Onkologie 2016". Besonders interessierte mich der Beitrag zu meinen derzeitigen Behandlungen.
Dank moderner Medikamente - und die in der richtigen Reihenfolge - hoffe ich, mich auf der flachen, roten Linie dem Tod zu nähern. Vor einigen Jahren soll noch die gestrichelte Linie gegolten haben und ich wäre wohl nicht mehr am Leben!
Es tat sehr gut, die Ärzte nicht als die allwissenden "Halbgötter in Weiß" zu erleben, sondern zu sehen, mit welchen Problemen sie kämpfen. Abgesehen von der Medizin steht dann auch das Wohl des Patienten an erster Stelle  und für jeden wird eine individuelle Lösung gesucht. Ich bin froh, so ein Krankenhaus in meiner Nähe zu haben und danke allen, die mir bislang in dieser schweren Zeit geholfen haben.

Nachtrag 28.10.16: Von einem meiner Ärzte habe ich eine ganz liebe Antwort bekommen, die ich hier doch veröffentlichen muss: "Vielen Dank für Ihren Blog. Ich hoffe, wir können Ihre "Rote Kurve" weiterhin flach halten, und diesen Weg mit so viel Perspektive und Lebensfreude gestalten, als wenn wir auf Ihrem Titelbild unterwegs wären.
Leider sind wir ja alle auf irgendeiner roten Kurve, der eine weiß es, der andere nicht, der dritte ist sich dieser Tatsache nicht bewusst."

Woran genau stirbt man eigentlich bei Krebs?

Die Frage woran man an Krebs stirbt, ist nicht mit einem Satz zu beantworten und es ist schwer im Internet etwas zu diesem Thema zu finden.
Auszüge aus: http://board.netdoktor.de/beitrag/woran-genau-stirbt-man-eigentlich-bei-krebs.175060/
Ich glaube jeder von uns hat sich diese Frage schon mal gestellt, 'Todesursache Krebs'?
Es kommt halt immer darauf an, von welchem Krebs diejenige Person betroffen ist.
In der Regel bedeutet Krebs im Endstadium, dass der Krebs gestreut hat und Metastasen gebildet hat. Die inneren Organe, die lebenswichtige Funktionen übernehmen, werden dann auch befallen. Z.B. funktioniert bei Lungenkrebs die Lunge nicht mehr richtig oder bei einem Nierenzellkarzinom versagt die Niere. Dadurch wird der Körper automatisch vergiftet und es kommt zum Multiorganversagen.
Durch Tumorzellen und verdrängendes Wachstum, durch Herzinsuffizienz etc. können Wasseransammlungen auftreten und das Herz und die Lunge 'abdrücken', die Lunge füllt sich dann auch mit Wasser und die Atmung wird behindert. Jeder Krebskranke ist durch eine Schwächung des Immunsystems potentiell ein einfacherer Angriffspunkt für Infektionserreger. Auch durch die Chemotherapie kann das Immunsystem geschwächt werden. Verbunden mit langer Bettlägerigkeit sterben viele Krebskranke im Endstadium an einer Lungenentzündung.
Was jedoch bei vielen Tumorpatienten anzutreffen ist, ist eine allgemeine "Kachexie", also eine Abgemergeltheit, viele Patienten sind kaum mehr als Haut und Knochen, wenn man sie anblickt. Dies liegt daran, dass der Tumor ein sehr energieverbrauchender Prozess ist, gleichzeitig die Betroffenen natürlich auch Schmerzen haben und teilweise ganz andere Gedanken haben, als große Mengen Nahrung zu essen.
So kann es dann z.B. zu einer Entgleisung der Elektrolyte kommen mit entsprechenden Folgen, wie z.B. eine Herzrhythmusstörung, die dann zum Tode führt. Aber auch viele andere genaue Todesursachen sind möglich.
Bei einem Krebs, der beispielsweise zu einer Absiedelung (Metastase) ins Gehirn führt, kann diese Metastase auch wachsen und somit gesundes Gehirngewebe "abdrücken", da das Gehirn ja von Schädelknochen umgeben ist, die nicht nachgeben bei Druck. Dann kann letztendlich ein Teil des Stammhirns in das Übertritts-Loch zum Rückenmark gedrückt werden, wodurch dann das Atemzentrum, dass im Stammhirn liegt, abgeklemmt wird und nicht mehr arbeiten kann.

Fazit für mich: Das mit der rapiden Gewichtsabnahme habe ich erlebt. Im Vergleich dazu sind die Gesichtsprobleme eher lästig. Wie es kommt bleibt wohl "mein letztes Abenteuer".
Bemerkenswert heute die Todesanzeige eines "freischaffenden Denkers" (Jahrgang 1957) in unserer Zeitung: Erst am Ende unseres Weges stehen die Antworten.

Dienstag, 25. Oktober 2016

Der graue Alltag

Die meisten Kranken kennen wohl den Effekt: Da war ein schönes Fest, die Kinder und Enkel waren da - Pauline durfte ihre Pizza selbst gestalten - und dann kommt gnadenlos der hoffnungslose Alltag.
Die Beschwerden sind geblieben, ich muss ja schon froh sein, wenn sie (noch) nicht stärker werden, den Verbrauch an Tabletten will ich auch nicht einfach hochfahren und dann ist in zwei Monaten auch noch Weihnachten...
Der nächste Arzttermin ist in 14 Tagen, aber da wird es auch nur ein "Wait and see" geben.
Das einzige, was aufbaute, ist Bürokram zu ordnen, um der Nachwelt kein allzu großes Chaos zu hinterlassen.

Freitag, 21. Oktober 2016

Ein geschenkter Tag

Als ich im Mai 2015 bei der Grundsteinlegung des Erweiterungsbaus sprechen durfte, war nicht klar, ob ich die Einweihung des neue Gebäudes noch erleben würde.
http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/kultur-de-welt/grundsteinlegung-beim-medienhaus-der-neue-tag-der-verlag-schreibt-zukunft-d46786.html
Heute war es so weit und mit einer Tablette mehr konnte ich gut an der eindrucksvollen Feier teilnehmen. Der Bericht von heute ist auch schon im Onetz.
Bei der Feier wurden Karikaturen erstellt. Meine Tochter gestand mir, dass sie den gleichen Gedanken wie ich hatte: Wäre das auf dem Sterbebildchen nicht mal was anderes als die meist langweiligen Passfotos?

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Ahnenforschung

Ein entfernter Verwandter hat sich gemeldet und wir haben gesucht, wie wir eigentlich verwandt sind. Die Suche ergab, dass wir einen gemeinsamen Urgroßvater haben!
Wenn ich so über mehrere Generationen zurück und auch in die Zukunft blicke, so wird mir bewusst, welch kurze Episode auch mein Leben sein wird. Schnell ist vergessen, was sich da alles abgespielt hat und auch alte Fotos nützen nichts mehr, wenn man sie keiner Person mehr zuordnen kann.
Heute hat man mir in der Strahlentherapie deutlich gemacht, dass man gegen meine derzeitigen Beschwerden nichts mehr tun kann. Allmählich komme ich zu dem Punkt, wo alle medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Gerade deshalb werde ich morgen zu einer Feier gehen, wo mit Sicherheit noch einmal ein schönes Foto von mir gemacht wird!
http://www.onetz.de/weiden-in-der-oberpfalz/vermischtes/burgerversammlung-vor-dem-medienhaus-trommeln-fuer-die-dachmarke-d1704671.html?cp=Kurationsbox

Sonntag, 16. Oktober 2016

Was ist die Prostataloge?

Gestern diskutierte ich mit einem Mitglied unserer SHG über unsere Verläufe. Er erzählte, dass er an der  Prostataloge mit erheblichen Nebenwirkungen bestrahlt wurde, aber schon 10 Jahre Zeit gewonnen hat. Ich hatte den Begriff schon gehört und mich gewundert, dass dieses Organ, das uns zum Mann macht, aber auch das Ende unseres Lebens bestimmen kann, einen Logenplatz im Körper hat!
Man lernt eben nicht aus. https://befunddolmetscher.de/darmspiegelung/9526/Prostataloge sagt dazu: Die Prostata-Loge ist der Bereich, in dem die Vorsteherdrüse liegt. Bei manchen Erkrankungen muss der Arzt die Vorsteherdrüse durch eine Operation entfernen. In diesem Fall ist mit der Prostata-Loge der Bereich gemeint, in dem die Vorsteherdrüse vor der Operation gelegen hat.

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Endspurt

So heißt das neue Buch von Wolfgang Bosbach, das demnächst erscheint. Besonders interessiert mich natürlich sein Umgang mit "unserer" Krankheit.
Das Buch ist in der Form eines Interviews gestaltet. So gern  Bosbach den Entertainer gibt, mitunter wird der Dialog aber auch ernst. Todernst. „Haben Sie schon ernsthaft darüber nachgedacht: Falls die Schmerzen zu schlimm werden, dann mache ich Schluss“, fragt Müller-Vogg. Die Antwort des überzeugten Katholiken:
„Nein, das ist für mich überhaupt kein Thema. Wobei ich natürlich nicht weiß, was noch alles auf mich zukommen könnte. Man sollte da also mit Prognosen vorsichtig sein. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in eine Situation kommen könnte, in der Suizid eine Option wäre. Vielleicht will ich mir das auch gar nicht vorstellen. Deshalb halte ich mich mit Unwert-Urteilen über das Handeln anderer sehr zurück.“

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich

An diesen Spruch musste ich heute denken, als ich den letzten PSA Wert bekam. Der Onkologe will noch einen neuen Wert abrufen, um einen Fehler auszuschließen. Nach erfolgreicher Chemo und 23 Tagen Zytiga wäre das ein sehr guter Erfolg. Ich hatte nicht geglaubt, noch einmal in den einstelligen Bereich zu kommen. Abgesehen von den Kopfproblemen hatte ich schon das Gefühl, dass es mir eigentlich gut geht. Ganz, ganz langsam könnte der empfindungslose Bereich auch kleiner werden. Haben die Nerven ein Reparaturprogramm gestartet?
Aber Vorsicht mit Hoffnungen, morgen sieht die Welt vielleicht wieder anders aus, wenn ich im Morgengrauen meine 4 Tabletten schlucke.

Prostatatage

Im Herbst startet wieder die Informationskampagne: Mein Krankenhaus lädt zum "Tag der Männergesundheit" ein und das andere KH unserer Stadt wirbt mit "Prostatakarzinom 2016 - Neue Lösungen für alte Probleme" Vor zwei Jahren war ich zum ersten Mal dort:
http://letztabent.blogspot.de/2014/10/wieder-einmal-die-schulbank-gedruckt.html
Vor einem Jahr hielt ich bei dieser Veranstaltung sogar einen Kurzvortrag aus der Sicht eines Betroffenen.
Ob ich in diesem Jahr überhaupt hingehe, weiß ich nicht. Es gibt für mich nichts Neues. Wenn ich versuche, in dem Diagramm, das ich vor zwei Jahren photographiert habe, meinen Stand zu kennzeichnen (roter Pfeil), so ist das schon verdammt nahe an dem Punkt, wo das Ganze mit "Death" endet!
Positive Sicht: Wer hätte damals im Jahr 2014 gedacht, dass ich bei meist guter Lebensqualität noch so lange lebe.

Montag, 10. Oktober 2016

Carpe diem *

So grüßt auch Konrad, ein Schweizer Architekt und "Kollege" aus dem PCa-Forum. Die SZ hat diese Redewendung, die gerade für uns unheilbar Kranke gelten soll, professionell untersucht.
Ich selbst denke dabei immer an einen Obstbaum, der früher voll mit verlockenden Früchten bestückt war. Wenn ich heute nach einer mehr oder weniger guten Nacht auf diesen Baum sehe, so hängt da nicht mehr viel, was zum Pflücken einlädt.
Doch einen Erfolg habe ich: Das Problem mit dem linken Ohr könnte eher eine normale HNO Problematik sein und was Zytiga betrifft, werde ich dem Rat von Dieter folgen und mich in Geduld üben.
*In dem früheren Leben, als die Nächte noch interessant sein konnten, haben wir gelegentlich "noctemque" dazugefügt.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Das Leben ist schön

Wenn ich nachts keinen Schlaf finde, greife ich gerne zum Kopfhörer und dem MP3 Player, den mir mein Neffe Tobias geschenkt hat. Vergangene Nacht habe ich das Tinnituspfeifen mit einem Lied von Sarah Connor (Album Muttersprache) übertönt:

Wenn der Tag gekommen ist 
Und ich meine Augen schließe 
Und mich mein Löwenmut verlässt. 
Wenn der Tag gekommen ist 
Und ich mit dem Wasser fließe, 
Hoffe ich, dass ihr mich nicht vergesst.

Ich will keine Trauerreden,
Ich will keine Tränen sehen,
Kein Chor, der Hallelujah singt.
Ich will, dass ihr feiert,
Ich will, dass ihr tanzt,
Mit 'nem lächelnden Blick
Und 'nem Drink in der Hand.
’nem Heissluftballon,
Auf dem riesengroß steht:
Das Leben ist schön, auch wenn es vergeht.
Und wenn ihr schon weint, dann bitte vor Glück
Dann bin ich da oben 
Und sing mit euch mit…
Yeey.
Und ich sing mit euch mit.

Dann habe ich doch noch einmal gut geträumt und geschlafen

Nachtrag: Heute gehört und passt vielleicht doch besser zu mir: „A scheene Leich“ der Geschwister Well. Dieses Album befasst sich mit einem Thema, das jeder Mensch am liebsten weit von sich schiebt, solange er nicht selbst betroffen ist: dem Tod. Die Platte vereint die schönsten Beerdigungslieder, die sich im Lauf eines langen Musikantenlebens mit großer Verwandtschaft so angesammelt haben.
http://well-brueder.de/tag/a-scheene-leich/

Sonntag, 2. Oktober 2016

Heute 85%, was kommt???

Mein Zustand ist unverändert, gefühlte 85% nach Karnofsky. Aber ich bin ja schon froh, wenn es (noch) nicht schlechter wird.
Ich wollte mich mal schlau machen, was denn da so auf dem Weg zu den 0% zu erwarten ist. Aber bei all meinen schlauen Krebs-Büchern fehlt irgendwie das allerletzte Kapitel. Da werden noch die möglichen, palliativen Maßnahmen aufgelistet, aber dann ist Schluss.
Die Erfahrungsberichte in myprostate.eu geben auch nicht viel her:
Zur Zeit sind hier 469 Fälle gelistet, davon berichten etwa 150 in angemessenen Abständen, d.h. Update jünger als 3 Monate. Bei etwa 350 Fällen erfolgte der letzte Update vor mehr als 9 Monaten, so dass man zweifeln muss, ob diese Herren noch an Bord sind.
Bei 20 Fällen findet man dieses Zeichen: † = Leider haben wir eine Todesnachricht erhalten. Hier sind dann Meldungen wie diese zu lesen: "Nach einer Zeit mit vielen Schmerzen und häufigen Krankenhausaufenthalten, ist mein Ehemann am 22.11.2010 im Klinikum Aachen verstorben. Iris"
Am PCa selbst stirbt kaum einer. Wer weiß, was mich erwartet?
                        Aber vielleicht ist es gut, wenn ich (und meine Familie) es nicht wissen!

Nachtrag: In     http://www.prostatakrebse.de/informationen/html/ende.html    gibt es eine Seite mit dem Titel  "Wenn es auf das Ende zugeht"
Der zu erwartende oder bevorstehende Tod durch die Erkrankung ist ein ganz sensibles Thema, wahrscheinlich das sensibelste überhaupt bei den Forumsdiskussionen. Es gibt – glücklicherweise seltene – Krankheitsverläufe, angesichts derer alle ärztliche Kunst versagt. Auf dieser Seite sind die Berichte zu einigen solcher Fälle und die Antworten darauf zusammengestellt.

Donnerstag, 29. September 2016

Gedenktage II

Im Juli denke ich immer an unseren Hochzeitstag. Doch im September gibt es ein fast genauso wichtiges Gedenken: Vor 52 Jahren fragte ich diese junge Dame, ob sie sich ein gemeinsames Leben mit mir vorstellen könnte - und sie sagte Ja!
Eigentlich hatte sie sich das Leben in der Freiheit nach 9 Jahren Klosterinternat zunächst etwas anders vorgestellt, als gleich eine feste Bindung einzugehen. Aber sie blieb immer bei ihrem Ja.
Wenn meine Lebensmonate vermutlich früher aufgebraucht sind als ihre, bekommt sie diese Freiheit wieder. Aber ob sie jetzt noch viel damit anfangen kann, muss ich leider bezweifeln.

Daher verspreche ich, alle vernünftigen Chancen zu nutzen, um noch lange hier zu bleiben!

Mittwoch, 28. September 2016

Überlebenszeit Puzzle

Die Wirksamkeit der Krebsmedikamente wird so getestet: In einer Gruppe von Patienten mit gleicher Krankheit erhält die eine Hälfte das Medikament und die andere Hälfte ein Placebo. Nach angemessener Zeit zieht man Bilanz und ermittelt, wie lange die Patienten mit dem Medikament länger gelebt haben. Bei den Medikamenten die für mich noch infrage kommen, sieht es so aus:
Docetaxel     10 Monate
Cabazitaxel    3 Monate
Zytiga            8 Monate
Xtandi            5 Monate
Da ich 6 Monate schon mit Docetaxel verbraucht habe, bleiben noch 20. Es ist mir klar, dass man eigentlich so nicht rechnen darf. Es sind nur ganz grobe Schätzungen.
Ich verstehe nun meinen Onkologen aber besser, als er mir erklärte, dass Zytiga unter den mir verbleibenden Optionen doch ein wichtiger Baustein ist.
Wir vereinbarten eine 10 tägige Zytigapause und wollen dann sehen, wie mein Kopf auf einen Neustart mit diesem Medikament reagiert.

Montag, 26. September 2016

Zytiga

Irgendwie kriegen wir das nicht aus dem Kopf: Ein Medikament das teuer ist, muss mir auch besonders gut helfen. In diesem Sinne schluckte ich 3 Wochen lang vorschriftsmäßig im Morgengrauen meine 4 Zytiga Tabletten.
Letzten Freitag ging es mir bezüglich Kopf so schlecht, dass ich Zytiga beendet habe und versuche, mich wieder zu erholen. Im Internet findet man:

"Leider ist die Ansprechrate von Zytiga nicht besonders hoch (aus der US Community). Etwa 1/3 sprechen sehr gut an, etwa 1/3 haben eine relative kurzfristige Verlangsamung des PSA Wachstums und bei dem letzen Drittel geht der PSA Wert unvermindert hoch. Es kommt in etwa der Hälfte der Fälle, die auf Zytiga ansprechen, zu einem PSA Flare. Das kann bis zu 12 Wochen dauern bis der PSA Wert dann anfängt zu fallen. Die nicht so gute Ergebnisse kommen deswegen zustande, weil in vielen Fällen der Tumor schon Hormon resistent ist."

Ich könnte mir vorstellen, dass es bei mir zum PSA Anstieg gekommen ist, der die latent schon vorhandenen Kopfprobleme (Sehstörungen im Januar) verstärkt hat.

Freitag, 23. September 2016

Buddhistischer Blog

Besonders dieser Beitrag spricht mich an:
http://psychandresblock.blogspot.de/2016/09/zerfall-im-buddhismus-wird-viel-vom.html
Vielen Dank an Andres für den einfühlsamen Text zum Thema Zerfall! Er trifft genau die Probleme, die mich derzeit bewegen und ich werde diesen Blog genauer verfolgen.

Donnerstag, 22. September 2016

Aufsättigungsbestrahlung

Wie mit dem Lineal gezogen, so geht eine Grenze über meinen Kopf. Den aktuellen Bereich der Gefühllosigkeit (leider nicht nur äußerlich) habe ich hell markiert.
Die Bestrahlungen sind abgeschlossen und es hat sich kaum eine Besserung ergeben. Ich habe wieder einen neuen Begriff gelernt: Es war eine Palliative Aufsättigungsbestrahlung!
Nachdem ich in der zweiten Januarhälfte schon an der Schädelbasis bestrahlt wurde, war diesmal nur noch eine begrenzte "Aufsättigung" möglich.
Allmählich stoße ich nun wohl an Grenzen, wo medizinisch sinnvoll noch was machbar ist, und muss mit diesem Kopf leben.
Um zu wissen, dass es auch schlimmer kommen kann, lese ich:  http://www.krebsmagazin.de/knochenmetastasen-konnen-das-leben-zur-holle-machen/

Allein mit der Angst

Die SZ schreibt heute, dass sich viele Betroffene nach einer Krebsbehandlung orientierungslos fühlen, zumal auf dem Land. Dabei sind regelmäßige Arztgespräche und Untersuchungen lebenswichtig, betont die Bayerische Krebsgesellschaft.
Aus meiner Erfahrung kann ich das nur bestätigen. Die 10 Bestrahlungstermine (teilweise zu "unmöglichen" Zeiten) taten gut, auch wenn sich die gewünschte Wirkung bislang nicht zeigte. Dann ist nächste Woche wieder ein Termin beim Onkologen, wo ich hoffe wieder eine Packung Zytiga (= 1 Monat Überleben) zu bekommen.
Körper und Geist tut es einfach gut, wenn sich jemand kümmert und auch in Notfällen ansprechbar ist. Dafür möchte ich mich einfach mal auf diesem Weg bei allen Beteiligten bedanken.

Dienstag, 20. September 2016

Lebensqualität

Dafür gibt es eine Maßzahl, den Karnofsky-Index, der in Wikipedia so beschrieben ist:
Der Karnofsky-Index ist eine Skala, mit der symptombezogene Einschränkung der Aktivität, Selbstversorgung und Selbstbestimmung bei Patienten mit bösartigen Tumoren bewertet werden können. Sie reicht von maximal 100 Prozent (keinerlei Einschränkungen) bis zu 0 Prozent (Tod). Die Abstufung erfolgt in der Regel in 10-Punkt-Schritten. Somit kann letztlich der abstrakte und schwer fassbare Begriff der Lebensqualität mit einer gewissen Annäherung operationalisiert und standardisiert werden. Zweck des Index ist es, die Prognose einzuschätzen, Therapieziele zu definieren und Therapiepläne zu erstellen. Die Bewertung des Ausgangszustandes des Patienten ist nötig, da sich bei Krebserkrankungen in verschiedenen Stadien unterschiedliche Ziele stellen (Heilung, Lebensverlängerung, funktionelle Restitution, Palliativmedizinische Versorgung) und auch ganz unterschiedlich behandelt werden sollte.

Tabelle

100 %
Keine Beschwerden, keine Zeichen der Krankheit.
90 %
Fähig zu normaler Aktivität, kaum oder geringe Symptome.
80 %
Normale Aktivität mit Anstrengung möglich. Deutliche Symptome.
70 %
Selbstversorgung. Normale Aktivität oder Arbeit nicht möglich.
60 %
Einige Hilfestellung nötig, selbständig in den meisten Bereichen.
50 %
Hilfe und medizinische Versorgung wird oft in Anspruch genommen.
40 %
Behindert. Qualifizierte Hilfe benötigt.
30 %
Schwerbehindert. Hospitalisation erforderlich.
20 %
Schwerkrank. Intensive medizinische Maßnahmen erforderlich.
10 %
Moribund. Unaufhaltsamer körperlicher Verfall.
0 %
Tod.
Vielleicht gehe ich dazu über, in Zukunft die Frage "Wie geht es?" mit einer Zahl zu beantworten. Die Aussage wäre heute um 7Uhr: Dank Zytiga eigentlich fast 100%, wenn da die linke Kopfhälfte nicht wäre, die mich auf gefühlte 85% herunterzieht.

Freitag, 16. September 2016

Ophtalmicus und Maxillarus

So heißen die beiden Nerven, die in meiner linken Gesichtshälfte immer noch durch Knochenmetastasen eingeklemmt sind. Der dritte vom Trigeminus für den Unterkiefer sendet seine Signale. Anatomie ist sicher hochinteressant!
Aber für den Betroffenen ein blödes Gefühl: Kein Gefühl außen um das Auge und im Oberkiefer. Für die Bestrahlungen gilt das Prinzip Hoffnung. Ich muss mich in Geduld üben, oder mich schon damit abfinden, dass die Lebensqualität langsam unwiederbringlich abzubröckeln beginnt?

Bei Problemen mit dem Trigeminus bin ich in guter Gesellschaft, aber nicht in Zusammenhang mit Krebs: Der mir bekannte, ehemalige MdB Ludwig Stiegler wurde wegen Trigeminus Neuralgie - das soll sehr weh tun - vor 10 Jahren operiert. Siehe: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/archiv/spd-landeschef-nach-operation-wieder-zurueck-im-arbeitsalltag-wie-ein-neues-leben-stiegler-ich-haette-tot-sein-koennen-d1142557.html

Bild aus: Von Henry Vandyke Carter - Henry Gray (1918) Anatomy of the Human Body (See "Buch" section below)Bartleby.com: Gray's Anatomy, Tafel 778, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=526568

Montag, 12. September 2016

Krebsforschung

So zeigte die Süddeutsche Zeitung am Wochenende den Angriff von drei kugelförmigen Immunabwehrzellen auf eine Krebszelle. Noch gelingt dies nur bei wenigen Krebsarten in wenigen Fällen. Es soll Patienten geben, die 100.000 € investieren und dann enttäuscht sind, wenn nur 10 Monate Überleben herauskommen. Also kein Strohhalm, den es sich lohnt zu greifen. Aber die Forscher haben Hoffnung, den Krebs eines Tages doch zu besiegen.
Interessanter finde ich auf der Seite 2 die rechte Spalte: "Sturz aus der Wirklichkeit". Es geht um Psychoonkologie und die Gefahr, dass Todesangst nach der Diagnose dazu führt, sich abzukapseln. Dies versuche ich zu vermeiden!
Gleich hole ich mir meine Tagesration Zytiga - auch nicht gerade billig und frühmorgens nüchtern einzunehmen - und warte immer noch auf eine Wirkung.

Der steinerne Patient

Alfons, der Leiter unserer Selbsthilfegruppe, war für die Brücken unserer Stadt zuständig. Heute gab er eine Führung und berichtete über seinen schwierigsten Patienten, die "steinerne Brücke". Ihre Genesung steht vor dem Abschluss.
Hier ist gelungen, was in der SHG bei vielen nicht mehr möglich ist.
Das wunderschöne Spätsommerwetter stimmt mich melancholisch. Die Störungen im Gesicht lassen die Krankheit nicht vergessen. Ob ich so einen Herbst noch einmal erleben werde? Hoffentlich ist das Wetter ganz scheußlich, wenn ich mich einmal von dieser Welt verabschieden muss!

Samstag, 10. September 2016

Liebe Leser,

ich möchte mich einfach mal für 31.570 Seitenzugriffe - aus welchem Grund auch immer - bedanken. Es tut gut, von so vielen Menschen begleitet zu werden.
Fast hätte ich im Februar das Schreiben schon eingestellt, aber dann hat mich die Chemo, die ich rückblickend schon fast als "Wellness-Chemo" bezeichne, wieder auf die Beine gebracht. Auch der Übergang zu Zytiga nach der Chemo scheint momentan zu klappen, wenn da nicht die Probleme mit dem Schädelknochen wären. Aber das, was er umschließt, scheint noch in Ordnung zu sein.
Muss ich mir meinen Beitrag vor 2 Jahren:
 http://letztabent.blogspot.de/2014/10/beschadigt-weiterleben.html
zu Herzen nehmen und versuchen, das Geschenk dieses wunderschönen Spätsommers mit meiner Frau zu genießen (soweit die Bestrahlungstermine Zeit dazu lassen).

Donnerstag, 8. September 2016

Nervus Trigeminus

Welch ein Kunstwerk der Körper ist, erfahre ich am eigenen Leibe, wenn etwas ausfällt. So lerne ich nun den Nervus trigeminus (siehe Wiki lat., „Drillingsnerv“) kennen. Er führt sensible und motorische Fasern, mit denen er weite Teile des Kopfes erreicht. Diese Fasern werden gebündelt und der Strang muss durch ein Loch im Schädelknochen geführt werden.
Meine Knochenmetastasen sind auch hier überall tätig und haben dieses Loch jetzt so verkleinert, dass der Nerv eingeklemmt wird. Anfänglich war das nur ein Kribbeln in der linken Gesichtshälfte, aus dem aber nun fast eine vollständige Gefühllosigkeit wurde. Es kam mir vor, als hätte die Katze wieder zugebissen, die mich arme kleine Maus erjagt hat.
Ich war froh, dass meine Ärzte den medizinischen Sachverhalt klären konnten und so kein weiterer Raum für Spekulationen war. Vom Onkolgen bekam ich ein hochwirksames Medikament (Dexa, Beipackzettel 1 m lang). Der Strahlentherapeut bereitet eine Bestrahlung vor, wie sie mir schon im Januar bei den Augenproblemen geholfen hat.
Wenn die Oberlippe kein Signal sendet, ist es unmöglich aus einem großen Gefäß zu trinken. Aber der Mensch ist findig und nimmt dann eben einen Trinkhalm, sieht bei einen Radlerhalbe (!) zwar komisch aus, aber es geht. So konnte ich mit meiner Familie doch noch traditionell das Fischlokal auf unserer  Herbstdult besuchen.

Donnerstag, 1. September 2016

Der Anfang vom Ende am Horizont ?

Beim CT Anfang Juni sah man in der Leber einen kleinen Fleck, den es vorher nicht gab. Dieser Fleck hat sich trotz Chemo vergrößert - ist "größenprogredient" schreiben die Ärzte.
Am MITTWOCH, 15. APRIL 2015 habe ich unter dem Thema "Wohin geht die Reise?" meine Krankheit mit einer langen Autobahnfahrt verglichen. Einige Baustellen habe ich ja schon problemlos passiert. Aber dieses Zeichen am Horizont macht mir doch ein bisschen Angst.
Aktuell ist aber erst mal die Chemo abgeschlossen und ab morgen gibt es Zytiga! Das ist eines der modernen, sündhaft teuren Medikamente, die bei mir bislang noch nicht zum Einsatz kamen. Auch mein Onkologe weiß nicht, wie das bei mir wirken wird - es bleibt spannend!

Montag, 29. August 2016

Strafe muss sein?

Es war so schön gestern, mit den Kindern und Enkelkindern. Papa/Opa durfte grillen und alle wurden satt.
Da musste ich doch - ganz altmodisch - den Fotoapparat mit Selbstauslöser auf dem Stativ aufbauen und alle machten ihr Sonntagsgesicht.
Die Strafe kam, als ich schlafen wollte und alle Knochen sich schmerzhaft meldeten. Da half kein Fentanylpflaster, kein Ibuprofen und kein Tilidin. Jetzt habe ich noch ein Morphinsulfat draufgelegt und damit bin ich am Ende mit meinem Arsenal.
Übermorgen bin ich wieder in der Onkologie, das wäre dann der Zyklus 13 mit Doce, aber ich bin ja nicht abergläubisch. Wichtig wird, ob das CT vom letzten Mal etwas Auffälliges gezeigt hat!?

Freitag, 26. August 2016

Auf zu neuen Ufern

Das lasen wir in den vergangenen Tagen immer auf unserem Frühstücksset! Vor einem halben Jahr wäre mir dazu nur Folgendes eingefallen: "Entsprechend der Sage stellt der Fluss Styx die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und dem Totenreich Hades dar."
Ich sah mich schon in der Gruppe derer, die eine Münze für die Überfahrt bereithalten müssen!
Doch bei diesem Kurzurlaub - Docetaxel und Tilidin sei Dank - gelang es, auch auf der Seite der Lebenden noch etwas Neues zu entdecken. Bei herrlichem Wetter machte auch die Rückreise Spaß und ich freue mich immer, am ganz normalen Leben teilnehmen zu können.

Mittwoch, 24. August 2016

KKU

Die weißen Wegweiser sind schon etwas grau geworden, auf denen noch KKU (Kernkraftwerk Unterweser) zu lesen ist. So wie der krebskranke Henning Mankell oft in seinem seinem letzten Buch "Treibsand" darüber nachdenkt, welche Altlasten unsere Generation  durch den radioaktiven Abfall  produziert hat, so denke auch ich daran, wie ich im Gegensatz dazu die "friedliche Nutzung der Atomenergie" als Fortschritt für die Menschheit erlebt habe.
!978 ging das KKU als eines der stärksten Atomkraftwerke in Betrieb und als ich mit meinen Kindern vor etwa 30 Jahren unseren ersten Urlaub an der Nordsee machte, waren wir dort im Besucherpavillon, wo auch mein Sohn von dem Modell begeistert war.
Meine Krankheit erlaubte es mir, noch einen Traum wahr zu machen: Wir wohnen in Bremerhaven oben im Sail City und man sieht in der Ferne das stillgelegte KKU. Vorne ist ein neues Werk für Off Shore Windkraftwerke zu sehen. Gerade wenn man sich der Begrenztheit des eigenen Lebens bewusst ist, regt das zum Nachdenken an. Diese Woche ist für mich krankenhausfrei, die Beschwerden halten sich in Grenzen und da ist dann auch mal Platz für allgemeine Gedanken!

Dienstag, 16. August 2016

Rente erst mit 69

Finanzexperten der Bundesbank halten es für "unvermeidlich", dass es in Zukunft Rente erst ab 69 gibt. Mit 69 bekam ich, wie viele andere auch, meine Krebsdiagnose!!!

Dank einer großzügigen Altersteilzeitregelung konnte ich meinen Schreibtisch mit 59 räumen. Ein ganzer Lebensabschnitt würde mir fehlen, hätte ich noch 10 Jahre weiterarbeiten müssen.
Meine Frau sagte, lass uns große Reisen machen und die Welt entdecken, solange wir das noch können. Ich habe das zwar nicht verstanden, da ich nie daran dachte, auch einmal alt und krank zu werden. Aber ich bin dem Rat gerne gefolgt und mit zu den Pinguinen gefahren.
Heute sind wir beide froh, nicht mehr in ein Flugzeug steigen zu müssen, denken aber gerne an unsere Reisezeit, die den nächsten Generationen nicht mehr gegönnt ist???

Sonntag, 14. August 2016

Die Zeit läuft

*  Vor 3 Jahren begannen die Rückenschmerzen
*  2,5 Jahre seit Diagnose
*  Nach ersten Behandlungen und guter Zeit, Absturz zu Beginn 2016
*  Von diesem Jahr, das ich eigentlich nicht wollte, sind nun doch fast 2/3  vergangen
*  Bis heute 5 Monate Überleben mit positiver Lebensqualität-Bilanz durch Chemo geschenkt
*  Die Haare haben sich gelichtet, aber die Fingernägel sind noch dran
*  Heute - Tag10 nach letztem Zykel - sieht es recht gut aus
*  Ich sehe meine "Krebskatze" nicht, weiß aber, dass sie da ist und mich belauert
*  Am Donnerstag wieder Termin im Krankenhaus
*  Heute in einer Woche sind wir im Hotel "Sail-City" in Bremerhaven (Bild rechts) und schauen von einer höheren Etage rüber nach Butjadingen ("wenn alles gut geht", auf diesen Nachsatz legt meine Frau großen Wert)
*  Im Herbst hoffe ich noch auf einen Aufenthalt im Kranzbach
*  In 4 Monaten sind wir dann schon in Weihnachtsvorbereitungen
*  Weiter will ich die Zeitachse an diesem schönen Sonntagmorgen nicht bemühen


Mittwoch, 10. August 2016

Uroonkologie, zweites Semester

Vor einem Jahr war alles noch einfach. Mit verschiedenen Medikamenten wurde Testosteron niedergeknüppelt und die Wirkung auf PSA beobachtet. Dass diese Therapie einmal zu Ende sein wird und ich beim mCRPC ankomme, war klar. Ich erklärte meinen Enkeln schon vor 2 Jahren was dann kommen könnte:
http://letztabent.blogspot.de/2014/08/xtandi-zytiga-docetaxel-bicalutamid-wie.html
Heute ist mir bewusst, dass das Zusammenspiel dieser Ritter von größter Bedeutung ist und als wichtiges Thema auf den einschlägigen Fachtagungen diskutiert wird. Ein Freund aus der SHG hat mir einen Bericht vom März 2016 besorgt, aus dem dieses Diagramm stammt:
Natürlich werden wir versuchen, die oberste Kurve (76,5% überleben 12 Monate) zu erreichen. Das gute Anschlagen der Chemo mit DOC könnte eine Basis dafür sein.

Als ich heute morgen nicht mehr schlafen konnte, ging mir ein Bild durch den Kopf, das nur Katzenkenner verstehen: Mein Krebs ist die Katze, die mich kleine Maus erbeutet hat. Die Katze will die Maus gar nicht töten, sondern spielen. Sie gibt ihr immer wieder die Möglichkeit zur Flucht, um sie dann aber, wenn sie vielleicht etwas Hoffnung geschöpft hat, gnadenlos wieder zu fangen. Wenn die Maus aufgeben will, wird sie mit sanften Tatzenschlägen wieder aufgeweckt, solange, bis sie wirklich am Ende ist.

Ist das grausam? Nein, so ist die Natur zu der auch wir Menschen gehören!

Sonntag, 7. August 2016

Geschwistertreffen

Nun hat es also doch noch einmal geklappt, mit meinen drei Schwestern das kleine, traditionelle Sommerfest zu feiern. Es war schon mutig von unseren Eltern, damals um das Kriegsende herum 4 Kinder groß zu ziehen.
Noch ist unser Geschwisterkreis vollständig, zwei meiner Schwager fehlen aber schon, einer hatte Krebs. Hier zeigt sich eben auch, dass vielfach die Männer vor den Frauen gehen.
Es war uns durchaus bewusst, dass ich in einem Jahr eventuell auch nicht mehr dabei bin. Aber diesmal war ich - aufgebaut durch die letzte Chemo - noch einmal der Herr über den Grill und die Enkel sorgten für Leben, ein schönes Fest. Und, im Gegensatz zu den Jahren vorher, haben wir  fast gar nicht über Krankheiten gesprochen!

Meine Bildauswahl: Ganz links bin ich der etwa 10 jährige Junge und rechts mein aktuelles Profilbild - 61 Jahre später! Eine kaum vorstellbare Zeit mit viel Leben liegt dazwischen!

Dienstag, 2. August 2016

Ein guter Rat von Henning Mankell

"So wie sich alles andere in meinem Leben verändert hat, bringt auch jeder Morgen eine neue Herausforderung. Ich muss es schaffen, die Gedanken auf etwas anderes zu lenken als die Krankheit. Einen gewissen Teil meiner täglichen Zeit verwende ich darauf, mich zu fragen, wie ich mich fühle. Ob ich neue Nebenwirkungen verspüre, oder ob es ein guter Tag zu werden verspricht. Gelingt es mir jedoch nicht, mich dann davon los zu reißen und meine Gedanken mit einem wirklich heftigen Schwenkmanövern in eine andere Richtung zu lenken, dann ist die Schlacht für diesen Tag verloren. Dann ist die Gefahr groß, dass Resignation, Überdruss und Angst die Oberhand gewinnen. Was bleibt in dem Fall noch? Sich ins Bett zu legen und den Kopf zur Wand zu drehen?"
In seinem Buch "Treibsand" denkt Henning Mankell über die Welt nach und erzählt wichtige Erlebnisse. Ab und zu geht er auch aktuell auf seine Krankheit ein. Auch ich gehe morgens vor dem Aufstehen meine "to do" Liste durch und es ist gut, wenn da Punkte dabei sind, die nichts mit Krebs zu tun haben, und die ich bewältigen kann.
Ein sehr schöner Programmpunkt war heute der achte Geburtstag meines Enkels Philipp!

Sonntag, 31. Juli 2016

Schiffschaukel

Der Versuch, mein derzeitiges Leben zu beschreiben, führt mich zum Bild der Schiffschaukel.
Beim Gang über den großen Rummelplatz des Lebens bin ich an der Schiffschaukel hängengeblieben. Der kräftige Anschubser durch eine Chemoinfusion muss erstmal kurz verdaut werden, aber dann beginnt eine gute Zeit. Es ist nur ein Minimum an Medikamenten nötig und ich schaukle durch diesen schönen Sommer. Wichtig ist, die ersten 10 Tage zu nutzen, bevor der Schwung nachlässt. Ab Tag 11 geht es mit der Lebensfreude bergab, was nur teilweise durch Steigerung der Medizin abgefangen werden kann. Aber am Tag 14 gibt es ja wieder neuen Schwung!
Schon 10 solche Schubser habe ich nun bekommen und der aktuelle lässt heute nach. Aber es war eine gute Zeit!
Fast komme ich mir vor, wie der kleine Junge, den die Eltern fragen: Willst Du nochmal? So wie es aussieht, bestimme ich, wie lange ich schaukeln darf: Wenn ich glaubhaft versichere, dass es mir gut geht, bekomme ich weitere Termine. Bis zum 14.9. habe ich sie schon in meinem Heftchen. Wie es dann weitergeht und was dann kommt, damit will ich mich heute nicht belasten.

Freitag, 29. Juli 2016

Genug gelitten - selbstbestimmt sterben

unter diesem Titel lief gestern im WDR ein beeindruckender Film. Er ist noch zu sehen unter: Linktipp: Sendung vom 28.07.2016
http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/tag-sieben/video-genug-gelitten---selbstbestimmt-sterben-100~.html
Zwei Fälle werden dargestellt: Eine Frau, die zu Exit International in die Schweiz fährt, und ein Mann mit Prostatakrebs (!) in der Endphase. Besondere Probleme hatte er damit, ein Pflegefall mit Windeln zu sein, was ich gut nachvollziehen kann. Nach einem missglückten Versuch, sein Leben zu beenden, kommt er 14 Tage auf eine Palliativstation. Er ist dann noch 3 Wochen zuhause, bis er "natürlich" sterben darf! Thematisch passte das sehr gut zu dem gestrigen Treffen mit meinem Freund, für den ich ein Exemplar unseres "Türöffners" basteln durfte.

Mittwoch, 27. Juli 2016

Bloggen über Krankheiten

"Das muss doch mal jemand aufschreiben" so war gestern bei http://www.faz.net/ zu lesen. Es ist die Rede von einer "virtuellen Selbsthilfegruppe. Meine Krankheit ist öffentlich – dieser Gedanke steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Patienten, die twittern oder bloggen, gelten als Paradiesvögel. Es gibt digitale Krankheitstagebücher, das schon. Doch größere Netzwerke existieren nicht. In Amerika sind die Kranken schon den digitalen Schritt weiter. In öffentlichen Chats oder Facebook-Gruppen tauschen sich Betroffene und Angehörige aus."
Für mich war Henning Mankell ein Vorbild für den offenen Umgang mit seinem Krebs:
http://letztabent.blogspot.de/2014/12/krebs-ist-der-schatten-der-auf-uns.html und ich lese gerade "Treibsand".
Beim Stöbern im Internet fand ich aber auch Kommentare, in denen es sinngemäß hieß: Leute lasst uns in Ruhe mit Euren Krankheitsgeschichten. Ich will meine Gesundheit genießen und muss das nicht lesen. Hätte ich in meinem vorherigen Leben vielleicht auch gesagt...

Samstag, 23. Juli 2016

Klassentreffen




52 Jahre liegen zwischen diesen Bildern!



Dem Klassensprecher Reinhard Danke für die Organisation und meiner Krankheit Danke, dass ich zumindest teilweise teilnehmen konnte! 
Noch etwas getragen von dem Sendungsbewusstsein unserer Selbsthilfegruppe, konnte ich es mir nicht verkneifen, die ehemaligen Kameraden - auch alle schon 70 plus - auf die Bedeutung der Vorsorgeuntersuchung hin zu weisen.
Gott sei Dank nahmen sie es nicht als Störung der lockeren Stimmung an, sondern wir hatten eine interessante Diskussion, da viele auch schon Erfahrungen gesammelt hatten.
So gibt es auch mal andere Themen, als die sich meist wiederholenden uralten Schulgeschichten!