Donnerstag, 26. April 2018

Ein Wegbegleiter

Schon bald nach der Diagnose hat mir meine Schwester ein Buch von dem CDU-Politiker Wolfgang Bosbach geschenkt, der die gleiche Krankheit hat und öffentlich damit umgeht. Mit großem Interesse habe ich heute gelesen, dass er nun an einem ähnlichen Punkt angekommen ist wie ich. Der Focus berichtete im Februar:

Krebskranker Bosbach hat genug von Tabletten: „Mache mir keine Hoffnung mehr“
Im Kampf gegen den Krebs hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach nichts unversucht gelassen - sogar „Wundermittel“ habe er geschluckt, erzählt er. Hoffnung auf Heilung habe er aber keine mehr. Sein Ziel: Die Wahlperiode zu Ende bringen.

Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach lehnt es ab, die Medikamentendosis im Kampf gegen seinen Prostatakrebs erneut zu erhöhen. Dem Hamburger Magazin „Stern“ sagte der  61-Jährige: „Am Anfang hieß es, die Operation kann helfen. Hat sich zerschlagen. Dann Bestrahlung. Zerschlagen. Jetzt soll ich noch mehr Tabletten nehmen. Das mache ich nicht. Ich mache mir keine Hoffnungen mehr, die unrealistisch sind. Bei mir geht es nicht mehr um Heilung, nur noch um etwas Lebensverlängerung.“
Bosbach erzählte dem „Stern“ weiter, dass er im Kampf gegen die Erkrankung auch Akupunktur gemacht, alternative Heilmethoden angenommen und sogar taiwanesische Wundermittel geschluckt habe. Viel gebracht habe jedoch auch dies nicht. 
Das Leben langsamer angehen zu lassen, kommt für den CDU-Abgeordneten nicht in Frage. „Mein Arzt riet mir: Machen Sie das, was Sie am liebsten machen.“ Das sei für ihn ein wunderschöner Satz gewesen. Auch seine Töchter haben ihn nicht zum Kürzertreten bewegen können. „Wir haben es wirklich versucht", sagte seine älteste Tochter Caroline dem Magazin. „Er hat es versprochen.“ Dennoch habe sie ihren Vater nicht häufiger gesehen. Caroline Bosbach: „Er kann nicht anders. Er braucht das. Wenn er arbeiten kann, ist er glücklich.“ 
Als ihr Vater den Kindern vom Krebs erzählte, seien sie alle am Boden zerstört gewesen. „Aber er hat nie geklagt, sondern gesagt: Alles wird gut, seid nicht traurig, noch steh' ich munter vor euch. Er war derjenige, der Trost spendete, obwohl es ihn betraf.“

Letzteres kann ich nur bestätigen! Am meisten Freude macht es mir, wenn ich trotz beschlossenem Rückzug noch viele kleine Dinge schaffe, die den Hinterbliebenen einmal hilfreich sein können. Sie haben auch gelernt, wie mit mir umzugehen ist und dafür bin ich allen sehr dankbar. Mal sehen, was aus der neuen Chemo wird. Es bleibt spannend, das letzte Abenteuer!!!

Sonntag, 8. April 2018

Ich hab' mich so an dich gewöhnt

Das werde ich morgen nach dem Frühstück singen, wenn ich die letzten Xtandi nehme:
Es waren 12 Schachteln, mit  jeweils 112 Weichkapseln, also insgesamt 1344 Kapseln. Rückblickend hat mir die Therapie meist gut getan und gerade im zurückliegenden 2017 noch gute Wochen beschert.
Übernächste Woche beginnt wieder eine Chemo, aber diesmal mit Cabazitaxel und keiner weis, wie das bei mir wirken wird. Geht also doch schon etwas in die Richtung "letzter Strohhalm". Die Wirkung von Xtandi hat aber leider unvermeidbar deutlich nachgelassen und die allgemein bei Krebs beschriebenen Beschwerden werden zunehmend kräftiger. Morgens ist es sehr schwer, überhaupt "in die Gänge" kommen.
Das Gefühl "was soll ich denn noch hier" kommt immer stärker hoch und ich muss an den "Kollegen" denken, der aus dem Uro-Onko-Arztzimmer kam und uns im Wartezimmer Wartenden zu rief: "Denkt daran, Andere wollen auch leben auf dieser buckligen Welt".