Samstag, 28. Mai 2016

Sommerfest in München

Vor 25 Jahren haben wir das Olympische Dorf in München verlassen! Wenn es irgendwie möglich ist, kommen wir aber zum Sommerfest der Pfarrgemeinde. Die Reihe der Leute, die wir noch kennen, hat sich schon ziemlich gelichtet. Aber wenn wir mal da sind, ist es, als seien wir nie weggewesen. Ich freue mich auf morgen und mein Begleiter hat Ruhe zu geben, sonst gibt es eine Extratablette!
Nachtrag am 30.5.16: Es war ein wunderschöner Tag, mit vielen wertvollen Begegnungen! Ein Tag, für den es sich gelohnt hat, zu leben. Vielen Dank an Alle für die Gespräche und das Mitgefühl!

Echternacher Springprozession

Wenn ich die Wirkung der nun zurückliegenden Chemo beschreiben soll, so fällt mir die „Echternacher Springprozession“ ein. Sie soll sich ja (ich war noch nie selbst dabei) in der Form des „drei Schritte vor, zwei zurück“ abspielen.
So war ich ab dem ersten Tag nach der Tröpfelung immer gut drauf. Spätestens nach einer Woche bröckelte dieser Zustand aber wieder ab und ich musste zu meinen Tabletten greifen.
Dieser Effekt stellte sich, womit ich gerechnet hatte, auch nach dem letzten Zyklus ein. Mein Krebs scheint aber erst recht langsam wieder wach zu werden und so freuen wir uns auf ein paar Tage im schönen Kranzbach!

Mittwoch, 25. Mai 2016

Mein Krebs und ich

Der Psychoonkologe sagt in der "Krebsreise", der Krebs ist kein "Ding", sondern ein Zustand oder Prozess. Letzte Nacht habe ich "meinen" Krebs aber anders empfunden. Lassen Sie mich das als modernes Märchen erzählen: Vor vielen Jahren hat sich dieser Krebs fies und unbemerkt bei mir eingenistet. Er will und wird mich "fertig machen". (Die Tempelwächter aus Bali mögen mir verzeihen, dass ich sie zur Visualisierung herangezogen habe.)
Im Februar 14 zeigte sich mein neuer Begleiter das erste Mal und hat zugeschlagen, die Schäden konnten geheilt werden. Mit der Hilfe meiner Ärzte durfte ich zurückschlagen und er wurde so ausgehungert, dass er länger als ein Jahr aktionsunfähig war (Hormonentzugstherapie). Ende 15 holte er zum Gegenschlag aus. Das kündigte sich im PSA Anstieg an, aber der Angriff kam erst zum Jahreswechsel. Mit Schmerzen zeigte er, dass er nun der Herr meiner Knochen ist. Über welche Vielfalt an Waffen er verfügt, demonstrierte er mit den schlimmen Sehstörungen.
Ich war schon nahe daran, zu kapitulieren, als ich ihn im März 16 mit dem Gift einer Chemo überraschen konnte. Die ersten Zyklen legten ihn jeweils für mehrere Tage lahm. Doch er ist lernfähig und die Wirkung meines Giftes schwindet. Mal sehen, wie er heute auf den vorläufig letzten Zyklus reagiert. Ich fürchte, er wird sich nur noch einmal wütend schütteln und einen neuen Angriff planen...
Meldung am Nachmittag: Das Gift ist erst mal ohne Komplikationen drin! Respekt vor meinen Ärzten in der Onkologie: Nächste Woche geht es in die Röhre! Vielleicht finden wir, wo er sich verkrochen hat und was er vor hat.

Montag, 23. Mai 2016

Eindrücke vom letzten PROCAS Treffen

Eingebunden in den Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. gibt es auch in Regensburg seit vielen Jahren eine Gruppe, zu der ich Kontakt habe.
Ich freute mich, dass es mir mein Zustand erlaubte, am Treffen in der vergangenen Woche teilzunehmen. Der Andrang war wieder groß und als "alter Hase" berät man gerne Männer, die noch unter dem Schock eines Anfangsverdachtes stehen.
Letztes Jahr hatte ich Rainer kennengelernt. Er war vergleichbar weit fortgeschritten wie ich, monierte aber bei meinem Vortrag, dass ich zu viel vom Tod gesprochen habe. Ich fragte diesmal, warum Rainer fehlte. Er ist Ende Februar verstorben! Er hatte noch in beispielhaftem Lebensmut Bergwanderungen geplant, als der Krebs ihn unentrinnbar einholte.
Wenn einer geht, den man persönlich kannte, trifft das besonders. Vermutlich bin ich nun derjenige in der Gruppe, der am weitesten fortgeschritten ist!

Wichtige Links:
http://www.prostatakrebs-shg-rbg-opf.de/
http://www.prostatakrebs-bps.de/  Auch hier kann man seine Geschichte einstellen und diskutieren. Ich bevorzuge aber nach wie vor:   http://de.myprostate.eu/

Freitag, 20. Mai 2016

Die Krebsreise

"Einen kleinen Reisebegleiter für krebskranke Menschen" nennt Moses G. Steinvorth sein Büchlein, das ich im Wartebereich unserer Onkologie fand.
Das Buch ist als "Reisebegleiter" gedacht. Der Autor - ein Psychoonkologe - schlägt vor, die Krebserkrankung als eine Art "Reise" zu sehen, und er will Orientierungspunkte geben.
Was ist Krebs überhaupt? Er erfasst den Menschen als Ganzes, ist eine alles erschütternde Lebenskrise, eine Herausforderung und kann eine Chance sein.
Die 60 Seiten sind so gehaltvoll, dass ich Mühe habe, besondere Zitate zu finden. Ich müsste das ganze Buch kopieren. Sehr getroffen hat mich das Kapitel "Lebenswille und Lebenssinn"."Jeder Arzt weiß, dass das zur entscheidenden Größe werden kann" und ich habe das schon selbst erfahren.
Es ist viel von "Heilung" die Rede. Darauf kann ich in medizinischem Sinn nicht mehr hoffen. Aber waren nicht die gute Phase der Hormontherapie 2015 und das Wiederaufleben durch die Chemo kleine Zwischenheilungen?
Der Schlusssatz erklärt auch noch das Motto meines Blogs:
"Vielleicht wird die Krebsreise dann für Sie sogar zu einem spannenden und lohnenden Abenteuer, zu einer wertvollen und bereichernden Lebenserfahrung. Ich wünsche es Ihnen!"

Donnerstag, 19. Mai 2016

Menetekel

Von unserem Zweitwohnsitz aus sehen wir hinüber auf dieses Haus. Seit wir uns erinnern können, wohnte oben eine Familie in unserem Alter, mit der wir guten Kontakt hatten.
Im September 2015 starb der Hausbesitzer, ein Junggeselle, der im Erdgeschoss wohnte.
Im Dezember 2015 folgte ihm unsere gute Bekannte Resi, der ich am DONNERSTAG, 10. DEZEMBER 2015 den Beitrag "Teufelsgeige" widmete. Nun ist auch ihr Mann krank und wohnt nicht mehr in diesem Haus. Fast meine ich, er wolle seiner Resi bald folgen.
                                    Werden in unserem Haus auch in absehbarer Zeit die Lichter ausgehen?

Dienstag, 17. Mai 2016

Schöner Spruch an einer Todesanzeige

Wenn meine Angehörigen einverstanden sind, wünsche ich mir den auch:

Abschied fällt so schwer, dein Platz, er bleibt für immer leer,
du hast gesorgt, du hast geschafft, bis dir die Krankheit nahm die Kraft,
nun ruhst du still und schläfst in Frieden,
für uns ist nur der Schmerz geblieben, wie schwer es war,
vor dir zu stehen, dem Leiden hilflos zuzusehen.


Dass Herr Urban aus Wenzenbach, für den dieser Spruch galt, fünf Tage jünger war als ich, ist wohl eher ein Zufall.

Samstag, 14. Mai 2016

Herzlichen Dank!

Über die Glückwünsche zum Geburtstag, die mich auf verschiedensten Wegen erreichten, habe ich mich sehr gefreut. Vielen Dank!
Ein großes Geschenk hat mir auch mein ständiger Begleiter gemacht: Dank der Chemo am Vortag ging es mir so gut, dass ich mittags unbeschwert die Familie und Freunde zum Essen bei unserem Italiener "da Salvatore", wo wir ewig nicht mehr waren, einladen konnte. Und sogar der "Primitivo" hat wieder geschmeckt!

Besonderer Dank auch an alle, die mich zur Chemo motiviert haben.

Freitag, 13. Mai 2016

71 Jahre alt

Zu Beginn dieses Jahres haben ich, und vielleicht auch manch andere, kaum gedacht, dass ich noch einmal Geburtstag feiern werde. Hatte ich mich bei meinem schlechten Zustand doch schon ziemlich drastisch von dieser Welt verabschiedet.
Nach der fünften und nun vorletzten Chemositzung fühle ich mich in Verbindung mit einer mäßigen Dosierung von Schmerzmitteln zeitweise ganz wohl. Die Knochen z.B. sind friedlich.
Den Geburtstag werde ich aber klein feiern und die Gedanken gehen zurück an die wunderschöne Isarfloßfahrt mit lieben Gästen vor einem Jahr!

Damals habe ich dieses Flussdiagramm aus dem Urologie-Lehrbuch gezeigt. Durch das Vorziehen der Chemo habe ich das letzte Kästchen noch nicht erreicht!

Es bleibt doch spannend, was das "letzte Abenteuer" im neuen Lebensjahr noch bringt.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Loslassen

Als meine Frau noch eine "Frauenseite" gestaltete und regelmäßig Kolumnen schrieb, war "Los-lassen" eines ihrer Lieblingsthemen. Es bezog sich damals  - in unserer aktiven Zeit - meist auf die Kinder, die es in ihr eigenes Leben zu entlassen galt.
Nun erlebe ich Loslassen bezüglich unserer Ferienwohnung, wo ich viel gestaltet und organisiert hatte. Es gibt viele Kleinigkeiten zu beachten, die in der Summe doch einige Arbeit bedeuten. Es ist schwer, das zu übergeben, da ich eher der Typ war: "Was ich nicht selbst gemacht habe, ist nicht richtig gemacht".
Bei unserem Abschied gestern habe ich noch einmal versucht Ordnung zu schaffen, aber wer weiß, welche Mieter jetzt kommen und ob die Hausverwaltung alles richtig macht. Auch bei "normalem" Altwerden wäre dieser Schritt nötig, aber eben nicht so schnell.
Wenn morgen die Chemo wieder tröpfelt, werde ich die Erinnerungen an viele schöne Zeiten Revue passieren lassen.

Sonntag, 8. Mai 2016

Genug Nordsee erlebt

Am DIENSTAG, 29. DEZEMBER 2015 habe ich betrachtet, wie man in fortgeschrittenem Alter sagen kann: „Es ist genug“. Daran musste ich denken, als wir nun zwischen zwei Chemoterminen doch noch an die Nordsee fahren konnten. Besonders eindrucksvoll war es für mich, an den Enkeln die gleiche Situation zu erleben, wie wir vor etwa 30 Jahren (eine Generation!) mit unseren kleinen Kindern hier Ferien machten. Auch wenn es damals noch keine Smartphone, Tablets und überbordende Freizeitangebote gab, war die Arbeit mit den Kindern ähnlich. Jedenfalls wundern wir uns heute, was wir da alles geleistet haben. Ein bisschen steckt es noch in mir, das Familientier, das in der Ferienwohnung die Organisation übernahm. Ein wenig konnte ich trotz Krankheit noch in diese Richtung arbeiten, wenn die Tabletten richtig wirkten.
Ob ich nochmal hierherkomme, weiß keiner. Aber bei Bilderbuchwetter genieße ich die Tage in dem Bewusstsein, hier genug erlebt zu haben, falls es der letzte Besuch sein soll.

Freitag, 6. Mai 2016

Krebs eine Korrektur der Schöpfung?

Als Gott den Menschen erschuf, hat er kein richtiges Verfallsdatum eingebaut. Das war wohl unter den ursprünglichen Lebensbedingungen noch nicht nötig. Mit dem Krebs wurde das heute etwas - aber nicht gerade genial - korrigiert?  Als ich folgende Artikel las, war ich froh, dass mein Ende absehbar ist!

SELBSTLOS DIE ELTERN PFLEGEN
Einmal falsch abgebogen, Sie kümmerte sich 22 Jahre um ihre alte Mutter. Zuletzt empfand sie es nur noch als Falle
https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2016/32109/selbstlos-die-eigenen-eltern-pflegen-einmal-falsch-abgebogen

SZ am 4. Mai 2016,
Altenpflege, Vollzeitjob - und trotzdem die Eltern pflegen
Millionen Deutsche kümmern sich neben dem Beruf noch um ihre pflegebedürftigen Angehörigen. Wie Betroffene mit diesem Spagat umgehen.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/altenpflege-vollzeitjob-und-trotzdem-die-eigenen-eltern-pflegen-1.2980126

Donnerstag, 5. Mai 2016

Intermediärorbit

Mit diesem Begriff gibt Martin Bleif dem Internetnutzer in dem letzten Kapitel seines Buches "Krebs die unsterbliche Krankheit"eine harte Nuss zu knacken:
intermediär steht z. B. für"intermediäres Leben, Zeitspanne zwischen Hirntod und absolutem Tod"
Orbit (lat. orbita ‚Geleise‘) bezeichnet in der Raumfahrt und Astronomie die Bahn eines Objektes um einen Himmelskörper, die Umlaufbahn.
Es geht hier um die Frage, ob ein gutes Leben für alle Beteiligte auch noch mit weit fortgeschrittenem Krebs gelingen kann. Und es geht um das Sterben. Nicht mehr Heilung, nicht einmal Lebensverlängerung, sondern gelungenes Leben ist das Ziel - trotz der Krebserkrankung.
Es ist die Rede von den Signalen, die der Körper eindeutig sendet, wenn es zu Ende geht.
Sterbehilfe ist hier kein Thema und ich habe selbst erfahren, dass dieses Thema auch für mich an Bedeutung verliert. Zu Beginn der Krankheit hatte ich gedacht, wenn ich dafür gerüstet bin, seien alle Probleme mit dem Ende gelöst. Heute bin ich zwar auch noch froh, eine Option zu haben, um kein Pflegefall werden zu müssen, aber das hat einen anderen Stellenwert bekommen.

Martin Bleif: "Krebs, die unsterbliche Krankheit"

"Kein Buch mehr über Prostatakrebs" habe ich z.B. am DIENSTAG, 23. JUNI 2015 verkündet. Doch heute habe ich das Buch von Martin Bleif: "Krebs: Die unsterbliche Krankheit" gefunden. Von den 528 Seiten sind für mich zwar nur die letzten 19 Seiten (Kapitel 12 "Im Intermediärorbit") aktuell interessant. Der Anfang ist eher eine Rückschau auf die vergangenen zwei Jahre. Aber es lohnt sich auch für (noch) nicht Betroffene absolut, das Buch zu lesen!

Krebs ist kein undurchschaubares, dunkles Mysterium
Erstmals verbindet einer der führenden Krebsmediziner sachliche Informationen über Krebs mit seinen sehr persönlichen, berührenden Schilderungen: Seine Frau Imogen erkrankte wenige ­Monate nach der Geburt ihrer Tochter an Brustkrebs.
Krebs ist ein biologisches Räderwerk, das wir wie ein Puzzle aus unendlich vielen Teilen noch nicht richtig erfassen und begreifen. Aber wir wissen viel, und Martin Bleif erläutert sachlich und verständlich die wichtigsten Fragen. Wird der Krebs wieder und wieder gewinnen? Nein, antwortet der Autor, auch wenn die Überwindung dieser Krankheit noch in weiter Ferne ist. Am wichtigsten ist, dass wir uns dem Leben  – gerade auch dem biologischen und seinen scheinbaren Zufällen – stellen. Erst dadurch wird deutlich, was Zufall, Risiko oder Schicksal im Kontext einer Krebserkrankung bedeuten. Die enge Verflechtung von sachlicher Darstellung und persönlichem Schicksal belegt eindrucksvoll und erstmals aus der Feder eines betroffenen Experten: Krebs kann jeden jederzeit treffen, aber niemand sollte sich dem Krebs unterwerfen und sein Leben für sinnlos oder vergeblich halten.