Freitag, 31. Oktober 2014

Über den (Prostata)-Tellerrand hinaussehen

Meine Frau hat mir dieses Buch mit umfassenden Informationen besorgt! 
So kann eine entartete Zelle aussehen! In dem Buch wird gut erklärt, wie es zu solchen Zellen kommt und wie sie arbeiten. Ich versuche, in meinen Körper hineinzufühlen. Wo liegen sie und schlafen(?) zur Zeit. Was haben sie vor, wo werden sie ihren nächsten Angriff starten, was kann ich tun?
Es gibt etwa 230 verschiedene Krebsarten und jedes Jahr etwa 500.000 Erstdiagnosen in der Bundesrepublik.
Da muss ich dann wieder an den Arzt denken, der mir kurz nach der Diagnose sagte: "Wenn ich mir einen Krebs aussuchen könnte, dann würde ich Ihren wählen!" Hätte also noch schlimmer kommen können!?

Samstag, 25. Oktober 2014

Wieder einmal die Schulbank gedrückt

Das Prostatakarzinomzentrum lädt ein zum Informationstag Prostatakrebs unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister und Landrätin:
Es wurde präsentiert, wie großartig man heute den PCa  in den meisten Fällen heilen kann, wenn er frühzeitig erkannt wurde. Da gibt es das tolle daVinci Gerät, welches das befallene Organ punktgenau herausschnipselt. Im Film sah das aus, wie wenn da ein kleiner Krebs mit seinen Scheren arbeitet. Die Besucher durften selbst mit dem Gerät spielen und der Andrang war groß.
Per Software wird sogar ein leichtes Zittern des Operateurs herausgerechnet. Eine echte Ingenieursleistung, die beeindruckt. Und mit dem bisschen Inkontinenz wird man auch fertig.

Leider gibt es da noch eine kleine Gruppe von Patienten - zu der ich gehöre. Für die braucht man dieses Gerät nicht: Der Krebs hat gestreut und eine Entfernung der Prostata bringt nichts mehr.
Aber für diese Leute gibt es immer wieder neue Medikamente:
Siehe mein Beitrag vom FREITAG, 29. AUGUST 2014: "Xtandi, Zytiga, Docetaxel, Bicalutamid - wie würde ich das meinen Enkeln erklären?"

Es ist noch nicht klar, in welcher zeitlichen Reihenfolge man das einsetzt:
Nur eines ist klar, am Ende steht "Death"





Donnerstag, 23. Oktober 2014

Das Abenteuer macht Pause

4 Wochen ohne Komplikationen und Arztterminen liegen hinter mir. Ein Medikament gibt den 4 Wochen Rhythmus vor.
Aber nicht leichtsinnig werden! Irgendwann kommt wieder ein großer Berg mit einem ungewissen Verlauf...

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Die Dimension einer Krankheit begreifen

Aus der Selbsthilfegruppe habe ich eine sehr gute Rückmeldung bekommen. Allmählich beginne ich zu begreifen, wie viele davon betroffen sind und was sich da alles tut. Meine ersten Reaktionen nach der Diagnose versuche ich schon distanziert zu betrachten.
Gut ist der Ratschlag des "Kollegen":
"Immer im Kopf behalten: Die Erkrankung ist so individuell, dass ich behaupte, sie kommt der Wahrscheinlichkeit nahe, dass Fingerabdrücke zweier verschiedener Menschen identisch sind."
Darin liegt natürlich auch Hoffnungspotential...

Freitag, 17. Oktober 2014

Es muss Platz geschaffen werden für Neues

In unserem Betrieb wurde eine Halle geräumt und sie wird demnächst abgerissen.

Ich habe noch die Grundsteinlegung erlebt und den Betrieb, der über Jahrzehnte hier herrschte. Die Technik hat sich geändert und es konnte keine neue Verwendung gefunden werden.
Wieder einmal ein Moment, um nachzudenken, wo ich stehe.
Nachtrag am 6.11.14: Es gab eine Abschiedsparty in Aufbruchsstimmung: Wir gehen neuen Zeiten entgegen!

Mittwoch, 15. Oktober 2014

In einer Selbsthilfegruppe angekommen

Mit meiner Frau habe ich mich heute in myProstate.eu umgesehen. Soweit ich zählen konnte sind es etwa 400 Teilnehmer, von denen aber nur noch die Hälfte aktiv ist.
Die Berichte sind bewegend, da sie wirklich authentisch sind und man sich selbst mit seinen eigenen Erfahrungen wieder findet. Toll ist der Service, dass PSA - der untrügliche Gradmesser unserer Erkrankung - graphisch dargestellt wird (auch logarithmisch). Am besten hat meiner Frau die Wertung mir den Sternchen gefallen (nach 5 Jahren Überleben gibt es den ersten Stern usw.). Wenn ich den ersten Stern schaffe, können wir noch Goldene Hochzeit feiern! Ich werde mich bemühen...
Das Ganze kommt aus der Schweiz und es wird nicht sichtbar, ob ein Pharmakonzern dahinter steckt. Aber wer macht sich die Mühe, so eine Website professionell zu erstellen und zu pflegen???
Besonders gefreut habe ich mich, dass ein Betroffener, den ich kontaktierte, spontan geantwortet hat.

Sehr gut finde ich auch den Link zu
Bei mir wurde Prostatakrebs festgestellt – was nun?
Erster Rat nach der Krebsdiagnose
Geschrieben von einem Betroffenen für Betroffene
http://www.prostatakrebse.de/informationen/pdf/Erster%20Rat.pdf

Montag, 13. Oktober 2014

Das Internet, unerschöpflich

Bei einer Suche bin ich auf folgende Seite gestoßen: http://de.myprostate.eu
Was die Webseite myProstate.eu bietet:
Austausch von Prostatakrebs Erfahrungen unter Patienten mit einem Prostatakarzinom
Standardisierte Darstellung wichtiger Kenndaten zum Krankheitsverlauf wie PSA-Werte, Prostatekrebs-Symptome, gewählte Therapien etc.
Einfaches Erfassen der eigenen Prostatakarzinom-Krankengeschichte inkl. grafische Darstellung von PSA- und anderen Werten.
Schnelle Such- und Selektionsmöglichkeiten von Krankengeschichten aufgrund von PSA-Wert, Gleason-Score, Therapieform etc.
Aufzeigen von Nebenwirkungen von Therapien, Behandlungen und Medikamenten in tabellarischer Form.

Ich habe mich da vorhin angemeldet!
Ermutigend ist, dass diese Berichte doch meist über viele Jahre gehen, solange bis ein † hinter dem Namen erscheint. Hier bekomme ich sicher meine Gruppe für das "Ene mene muh" zusammen.

Also werde ich zweigleisig fahren: In myProstate.eu reihe ich mich mit Daten in die Schar der Leidensgenossen ein, aber hier will ich meinen bislang doch eher gefühlsbetonten Blog weiterführen.

Eine andere Geschichte hat mich auch bewegt, es ist die von Dipl.-Ing. Uwe Peters†, die 5 Jahre gedauert hat.
http://www.prostatakrebse.de/themen/0095.htm



Freitag, 10. Oktober 2014

Beschädigt weiterleben

Dieser Baum regte mich an, darüber nachzudenken, wie man beschädigt weiterleben kann.
Er ist schon ziemlich kaputt, lebt aber noch und wird wohl auch nächstes Jahr wieder austreiben.
Als Krebskranker beobachtet man sehr genau, wenn nicht sogar übersensibel, was sich im Körper tut. Bei meinem Aufenthalt in der schönen Bergwelt musste ich reduzierte Kondition feststellen. War es vor einem Jahr noch die große Bergtour mit 800 Höhenmetern, so schaffte ich diesmal nur die kleine Runde mit 200 Höhenmetern im Wohlfühlbereich.
Aber auch diese Tour machte glücklich! Der Mensch lernt wohl, ohne Groll in reduzierte Zustände hineinzuwachsen. Ich will auch nicht mehr mit meinem Körper hadern, hat er doch fast 70 Jahre immer klaglos funktioniert.
Ansonsten geht es mir so gut, dass ich beim nächsten Termin den Urologe um eine Unterbrechung der Hormontherapie bitten möchte. Es gibt ja in der Leitlinie:


Intermittierende Hormontherapie Mit der unterbrochenen (intermittierenden) Hormontherapie soll die Wirksamkeit der Hormonbehandlung verlängert werden. Schon bevor Beschwerden auftreten, wird eine maximale Androgenblockade vorgenommen. Wenn der PSA-Wert stark abfällt, wird die Behandlung ausgesetzt. Steigt der PSA-Wert wieder an, setzt die Medikamentengabe wieder ein, bis das PSA erneut sinkt. So soll die Entstehung hormon-unempfindlicher Krebszellen länger hinausgezögert werden. 
In den Phasen ohne Hormongabe setzen zudem die Nebenwirkungen teilweise aus, und der Körper kann sich erholen. Die Potenz kann zurückkehren. Die Lebensqualität kann sich verbessern. 
Noch liegen keine gesicherten Langzeitdaten über die intermittierende Hormontherapie vor. Die ärztliche Leitlinie lässt sie als Behandlungsmöglichkeit zu.

Mal sehen, was mein Urologe dazu sagt???
Kommentar am 23.10.: Bringt bei mir nichts wegen der Knochenmetastasen.


Dienstag, 7. Oktober 2014

Gespräch beim Nordic Walking

Zum dritten Mal sind wir in diesem Jahr in unserem Wellness-Hotel.
Beim ersten Aufenthalt im Februar fühlte ich mich ziemlich schlecht. Der Hausarzt hatte nichts gefunden und ich überlegte schon, die in dem Hotel arbeitende Ärztin zu konsultieren.
Den zweiten Aufenthalt mussten wir vorzeitig abbrechen, da ich nur mehr unter großen Schmerzen laufen konnte (siehe 4.8.).
Aber diesmal meldete ich mich gleich zum  Nordic Walking unter der Leitung besagter Ärztin an. Es waren nicht viele Teilnehmer und wir konnten uns zwanglos unterhalten. Mit der Diagnose Krebs fühlt man sich ja gerne einmalig, vom Schicksal geschlagen. Aber bei diesem Gespräch war das eine ganz normale Sache, mit der man eben fertig werden muss. Dieses Gespräch hat mir viel gebracht und mir geholfen, die schönen Seiten des Lebens zu genießen.
Wir werden den Ort wieder aufsuchen.

Montag, 6. Oktober 2014

Ene, mene, muh und raus bist du

Die 42% nach 5 Jahren in dem bild-Artikel haben mich an einem nebeligen Morgen weiter beschäftigt und ich habe meine Tabelle zu einer fiktiven Gruppe von 100 Männern, die gleichzeitig mit mir die gleiche Diagnose bekamen, überprüft:
Jahr        Überlebend
2014 100
2015 85
2016 75
2017 62
2018 54
2019 42
2020 35
2021 28
2022 20
2023 15
2024 12
Die Ansage der Statistik ist klar, aber wer von den 100 ist jeweils dran, wenn einmal im Jahr oder öfter abgezählt wird?
Da fiel mir ein: Ene, mene, muh und raus bist du, ein Kinderspruch bzw. ein Abzählreim, der meist benutzt wird, um einen Ausscheider zu bestimmen. Oft wird er mit "Raus bist du noch lange nicht, sag mir erst wie alt du bist!" erweitert, um quasi einen Zufallsgenerator zu integrieren. (Könnte bei Kandidaten in meinem Alter die Prozedur sehr verlängern.) Gewinner oder Verlierer ist derjenige, auf den zuletzt der Zeigefinger des Sprechers deutet (Text aus Wiki).
Große Frage, wer ist der Sprecher? Ist es der liebe Gott oder der "Tod", oder sind es die Ärzte? Oder kann ich etwa selbst noch Einfluss nehmen???

Sonntag, 5. Oktober 2014

Die Zeitung mit den großen Buchstaben

...lese ich normalerweise nicht. Aber dieser Artikel hat mich doch interessiert:
http://www.bild.de/ratgeber/gesundheit/prostatakrebs/prostata-krebs-wolfgang-bosbach-verlauf-36255886.bild.html
Wichtige Aussage:
Wenn der Tumor auf die Prostata begrenzt ist, leben 70 bis 80 Prozent der erkrankten Männer fünf Jahre nach der Diagnosestellung noch.
In fortgeschritteneren Stadien, wenn der Tumor bereits Metastasen gebildet hat, liegt die Überlebensrate bei rund 40 Prozent.
Sieht besser aus als mein Post vom 29.8. Das ist doch was für den Sonntagmorgen.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Dorfgeschichten: "Der hat auch Krebs gehabt"

Ich halte Kontakt zu dem kleinen Ort, wo ich aufgewachsen bin, lese die Zeitung und studiere die Todesanzeigen.
Gespräch mit einer Bekannten:
"Der Nachbar von Euch ist gestorben, der war doch noch nicht so alt?"
"Ja, der hat auch Krebs gehabt, mit viel Schmerzen, wie sie den vom Krankenhaus heim gebracht haben, da hat der geschrien, dass man es in der ganzen Straße gehört hat"
(So viel zum Thema, es muss heute keiner mehr leiden. Wir haben ja das von WHO anerkannte 3 Stufenmodell für die Schmerzbekämpfung!)
Die Zeitung berichtet (gekürzt):
Abschied von Helmut
Zahlreiche Trauergäste begleiteten am Dienstag den mit 73 Jahren verstorbenen Helmut auf seinem letzten Weg. Beim Seelengottesdienst in der überfüllten Jakobskirche betonte der Pfarrer, dass der Tag der Trauer um den Verstorbenen für die Angehörigen nicht ohne Hoffnung sei. Der Geistliche verwies bei den Blumen auf dem Sterbebild auf die, von Helmut so geliebten und stets gepflegten, Geranien am Balkon seines Hauses.
Helmut wurde am 10. Juli 1941 geboren und wuchs mit seinem Bruder Ferdinand auf. Beschäftigt war er bei der Bundesbahn. Im August 1966 heiratete er Rosa. Aus der Ehe gingen die Söhne Stefan und Helmut hervor. „Helmut war ein fleißiger und guter Familienvater, der seinen Glauben gelebt hat“, stellte der Prediger heraus. Die letzten Jahre der Krankheit seien für ihn selbst und auch für die Familie nicht leicht gewesen, betonte er.
Helmut habe aber sein Leiden mit großer Geduld getragen und sei am 26.September im Kreis seiner Lieben gestorben. Der Kirchenchor gestaltete Requiem und Beisetzung. Der Feuerwehr-Vorsitzende widmete am Grab dem seit 54 Jahren fördernden Mitglied einen ehrenden Nachruf.

Nachtrag im November: Habe das Grab von Helmut gesucht und gefunden.