Mittwoch, 30. Dezember 2015

Traum oder Wirklichkeit?

Vergangene Nacht war es schon um 2 Uhr zu Ende mit dem tiefen Schlaf. Neuartige Schmerzen im Bein beunruhigten mich und ich spielte im Geiste den Besuch in der Notaufnahme meines KH durch. Der Uro hatte ja gesagt, wenn was ist, dorthin gehen. Es war mir klar, dass bei Steigerung der Schmerzmittel zunächst sicher eine stationäre Aufnahme droht.
Am Morgen war ich überglücklich, im eigenen Bett aufwachen zu können, und das auch noch relativ schmerzarm!
Auf dem Flur standen aber mein Rollator und der kleine Koffer, gepackt mit dem, was man stationär dabei haben sollte. Als ich zu Bett ging, waren diese Dinge noch nicht da.

Dienstag, 29. Dezember 2015

G E N U G

Genug Glühwein getrunken? Genug schlaflose Nächte und Schmerzen erlebt? Genug Weihnachtsplätzchen und Schmerztabletten eingeworfen? Genug gejammert und Angst vor der Zukunft gehabt?
Wenn wir demnächst das Jahr 2015 beenden, erhebt sich die Frage: war es genug? Oder müssen wir wirklich wieder ein neues Jahr anfangen, das sicher nicht besser wird, als das zurückliegende???

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Es reicht, es ist genug!

Mirjam PresslerAus dem chrismon Interview mit Schriftstellerin Mirjam Pressler:
Seit der Diagnose Brustkrebs hat sich bei der Autorin vieles geändert. Seitdem sieht sie klarer, was ihr wichtig ist und was nicht. "Das tägliche Glück besteht doch allein schon darin, dass ich aufwache und dass mir nichts wehtut."
Muss man den Tod fürchten?
"Als meine älteste Tochter klein war, hat sie mal gesagt: Jetzt bin ich ein Kind. Wenn ich genug Kind gewesen bin, werde ich ­Mama. Wenn ich genug Mama gewesen bin, werde ich Oma. Und wenn ich genug Oma gewesen bin, sterbe ich. Das wichtige Wort ist „genug“. Ich hoffe, ich werde einmal sagen können: Es reicht, es ist genug."

Ich freue mich auf Weihnachten!

Liebe Leser meines Blogs,
meinen letzten Eintrag möchte ich nicht unkommentiert über die Weihnachtstage stehen lassen. Ich habe so viele liebe Mails, Briefe und Anrufe bekommen, dass es mir vorkommt, als hätten viele Menschen mich mit einem Sprungtuch aufgefangen. Dass auch ein "Professor and Chairman, Dept. of Urology" einen Zipfel des Tuches hält, ist mir eine besondere Ehre und gibt mir Zuversicht, wenn ich in das neue Jahr hinüber geworfen werde. Vielen Dank auch an meine Frau, die eine große Last trägt und mich einfach machen lässt, wenn ich mich in die Vorbereitungen auf das Fest stürze.
Mittlerweile habe ich einen Modus gefunden, die mir zur Verfügung stehenden Mittel so einzusetzen, dass es bislang keine weitere Schmerz-Attacke gab.
Morgen machen sich Kinder und Enkel auf den Weg und dann gibt es die Familien-Vollversammlung. Wenn es mir zu bunt wird, ziehe ich mich in meine Kammer zurück, aber so, dass keiner Angst haben muss.
                                Ich wünsche auch Ihnen eine frohes Fest und alles Gute für 2016!

Sonntag, 20. Dezember 2015

Tumorschmerzen können das Leben zur Hölle machen

Einen Artikel mit diesem Titel habe ich vor einiger Zeit mit etwas ungläubigem Staunen gelesen - war ich doch in diesem Jahr sehr verwöhnt durch meinen guten Zustand.
Letzte Woche durfte ich einen kleinen Blick in diese Hölle werfen. Wenn einem erwachsenen Mann vor Schmerz und Verzweiflung die Tränen kommen, dann ist es nicht so leicht, ihn wieder aus der "Mülltonne" heraus zu bekommen, zumal die angebotenen Schmerzmittel bei weitem nicht das bewirken, was sie versprechen.
Da kommt dann schon mal der Gedanken, an den roten Knopf, den ich mir gebastelt habe und der den Schmerz endgültig abschalten könnte. Aber keine Angst, dieser Gedanke war wirklich nur rein theoretisch. Ich möchte schon noch etwas bleiben auf "dera lumperten Welt!"
Nachtrag um 14Uhr: Danke für so viel Interesse an meinem Eintrag heute (über 50 Zugriffe)! Es tut der Seele gut, wenn so viele an mich denken. Ich versuche den Auslöser für die Schmerzattacken zu finden, damit sie sich vielleicht vermeiden lassen.

Donnerstag, 17. Dezember 2015

Sie hat mich rechts überholt

Das ging mir nicht aus dem Kopf als wir unsere liebe Nachbarin heute auf ihrem letzten Weg begleiteten. Etwa gleich alt wie ich, hatte sie mehr als ein Jahr nach mir die Krebsdiagnose bekommen!
Mich beeindruckt bei Beerdigungen immer das Gebet für den, der als nächster geht. Allerdings war die Runde so groß, dass ich mich nur mit geringer Wahrscheinlichkeit angesprochen fühlte.


Und dann war noch der Termin bei meinem Urologen. Solange man nicht auf dem Zahnfleisch kommt, ist das "Wie geht es?" eher ein Höflichkeitsfrage.
Der Arzt gibt offen zu, dass es bei mir nun ist wie beim Glücksspiel: Vier Karten sind geboten: Chemo, Zytiga, Xofigo, Xtandi. Ich muss selbst eine ziehen, denn keiner weiß, was für mich das beste ist.
Als ich noch im Wartezimmer saß, kam ein anderer Patient aus dem Sprechzimmer und verabschiedete sich von uns mit dem Worten. "andre woll´n a leb´n auf dera lumperten Welt!"

Altersforscher: "75 das neue 65"

So stand es heute in unserer Zeitung! Die durchschnittliche Lebenszeit ist binnen 10 Jahren von 76 auf 78 Jahre angestiegen.
Fast am gleichen Tag wird über den 100. Todestag von Alois Alzheimer berichtet. Der größte Risikofaktor, diese Krankheit zu bekommen, ist das Alter! Jeder kann oder wird sie bekommen, wenn er nur alt genug wird.
Das Gleiche gilt auch für meine Krankheit und andere Krebserkrankungen.
                             Das ist doch mal was zum Nachdenken.

Mittwoch, 16. Dezember 2015

ludovico einaudi


Kennen Sie das auch? Bestimmte Ereignisse des Lebens sind mit einer Musik verbunden, die man zu diesem Zeitpunkt gehört hat.
So habe ich nun die zauberhafte Musik aus dem Album "elements" von ludovico einaudi entdeckt und gehört. Dabei versuchte ich, mir klar zu machen, dass nun wohl endgültig ein neuer Abschnitt meiner Krankheit beginnt.
Irgendwo habe ich gelesen "Manchen Männer geht es auch nach dem Versagen der Hormontherapie noch eine Weile gut ..."
Diese "Weile" dürfte aufgebraucht sein.
Nun muss ich nur aufpassen, dass ein ungünstiger Mix von Schmerzmitteln mich nicht wieder in die Depri bringt (Mülltonne).

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Teufelsgeige

Ihr Lieblingsinstrument war die Teufelsgeige. Unsere lebensfrohe Nachbarin ist heute verstorben.
Als ich im März 14 meine Diagnose hatte, erzählte ich den Nachbarn davon und sie nahmen liebevoll Anteil. Auf dieser Vertrauensbasis erzählte Resi mir im September von ihrer Diagnose: Darmkrebs mit guten Chancen zur Heilung. Es sei keine Blinddarm OP, hatte man ihr gesagt, aber die Aussichten sind gut.
Resi hatte Kampfgeist, drohte das Krankenhaus zu verlassen, wenn sie nicht ein "gescheites" Bett bekommt. Außerdem kannte sie einen Rechtsanwalt, vor dem alle Ärzte Angst hatten.
Trotzdem wurde sie immer weniger und die entscheidende OP wurde immer weiter heraus geschoben.
Probleme mit der Lunge führten zum Ende, Resi hatte auch aufgegeben und wollte nicht mehr.
Ein innig zusammen lebendes Ehepaar wird auseinander gerissen und mir fällt wieder das Zitat ein: Ich habe keine Angst vor meinem Tod, sondern vor dem, was ich dem Partner hinterlasse.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Reif für die Mülltonne

Schön, dass uns der Krebs bei der Reise vor einem solchen Tief verschont hat, wie ich es heute Abend erlebte. Gegen die Schmerzen in den Beinen half kein Flutamid und kein IBU mehr: Ich fühlte mich einfach reif für die Mülltonne. Zum ersten Mal habe ich für morgen einen Extratermin bei meinem Uro vereinbart. Ich werde den treffen, der mir "Wait and see" ins Heftchen geschrieben hatte.
Nachtrag am 9.12.:
Meinen Uro hat die "Mülltonne" nicht sonderlich beeindruckt, kein Grund für einen sofortigen Therapiewechsel! "Es geht um Ihr Überleben" sagte er. Erst nach einem aktuellen Staging sollten wir die Therapie wechseln und ich sollte zunächst mit verschiedenen Schmerzmitteln arbeiten. Mit zwei Tilidin habe ich übrigens gestern prächtig geschlafen. Kein Wunder, das Medikament unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz und ist keine Dauerlösung!

Bei dem Bild mit der Tonne habe ich übrigens immer diese Fernsehwerbung vor Augen!
Auch ich versuche, immer der Große zu bleiben, der den Kranken eben mal in die Tonne steckt, wenn er so schlecht drauf ist.

Bislang ist es aber immer gelungen, den Kranken wieder raus zu holen!

Freitag, 4. Dezember 2015

Stoff für eine Episode der beliebten Serie?

Als wir heute am frühen Morgen unseren Zielhafen ansteuerten, kam mir in den Sinn, das wir durchaus Stoff für eine Episode der Serie sein könnten. Da war das mutige Buchen der Reise vor 9 Monaten, dann kam eine lange Zeit der Unsicherheit und fast schon ein Stornierung. Schließlich siegte ein entschlossenes "Wir schaffen das". Der 4 wöchentliche Arzt-Termin fand nicht beim Urologen sondern beim Schiffsarzt statt, dem ich erst mal meine Krankheit erklären musste. Die Tage mit starkem Seegang waren schon eine Herausforderung an die Knochen mit ihren Metastasen und es gab auch gelegentliche Stimmungstiefs. Die Gesamtbilanz der Reise ist aber positiv.
So wage ich durchaus Pläne für 2016 und ob das kommende Weihnachten mein letztes sein wird, bewegt mich nicht so, wie vor einem Jahr.