Montag, 30. Januar 2017

Mir fehlen die Worte

Ein besorgter Vater hat am Sonntagmorgen 29.1.2017 die Leichen von sechs jungen Frauen und Männern entdeckt, darunter seine eigenen Kinder.
Es sollte eine gemütliche Feier im kleinen Kreis werden. Doch für sechs junge Erwachsene endet der Abend in einer Gartenlaube tödlich. Der Besitzer der Hütte findet am nächsten Morgen ihre Leichen, darunter seine eigenen Kinder.
Für den Vater muss es der blanke Horror gewesen sein. Seine Kinder, gerade volljährig, feiern zusammen mit Freunden in einer abgelegenen Gartenhütte. Als sich nach der Party niemand meldet, macht der Vater sich Sorgen, fährt nachschauen - und findet alle sechs jungen Erwachsenen im Alter von 18 und 19 Jahren tot. Warum sie starben, ist zunächst völlig unklar. Ein Gewaltverbrechen schließt die Polizei nach dem Fund am Sonntag aber früh aus.
Da ich mich mit diesem Thema gründlich befasst habe, ist mir ziemlich klar, was da passiert ist. Einfach furchtbar bei Menschen, die das Leben noch vor sich hatten !
http://www.onetz.de/bayern-r/vermischtes-by/drama-in-unterfranken-sechs-junge-leute-tot-in-gartenlaube-gefunden-d1726882.html
Nachtrag am 2.2.2017
Tragödie von Arnstein war CO-Vergiftung durch Abgase aus Stromaggregat
Nach dem Tod von sechs jungen Erwachsenen in Arnstein durch eine Kohlenmonoxidvergiftung steht die Ursache nun fest. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft war ein mit Benzin betriebenes Stromaggregat für den tödlichen Gasaustritt verantwortlich.
Demnach war das Aggregat nicht für den Gebrauch in Innenräumen zulässig, unter anderem weil die Abgase heiß sind und zu Bränden führen können. Ein Stromaggregat ist nichts anderes als ein PKW-Motor, nur kleiner. Dadurch entstehen die Abgase und ich muss schauen, dass ich diese sicher ableite. Es sind unverbrannte Bestandteile drin, es ist Kohlenmonoxid drin und das muss sicher abgeführt werden - auf keinen Fall in geschlossenen Räumen. Das Kohlenmonoxid ist geruchlos, sie können es weder riechen noch sehen. Sie merken selbst nicht, dass Sie damit vergiftet werden.
Weiterer Nachtrag am 4.2.2017
In der SZ erschien  noch einmal eine gute Erklärung zur Wirkung von CO 
So wirkt CO, der stille Mörder
Nicht zu Unrecht trägt Kohlenstoffmonoxid unter Bergleuten den ehrfürchtigen Namen "the silent killer", der stille Mörder. Kohlenstoffmonoxid, kurz CO, entsteht bei einer unvollständigen Verbrennung und ist für den Menschen tödlich. Man kann das Gas nicht schmecken, nicht riechen, nicht sehen, es dringt durch Ritzen und Türen und führt bei hoher Konzentration umgehend zum Kreislaufversagen. Allein im Jahr 2015 sind in Deutschland etwa 4100 Vergiftungen durch CO bekannt geworden, 648 davon endeten tödlich. Mehr als 600 dieser Opfer wurden bereits tot aufgefunden oder starben, noch bevor sie in ein Krankenhaus eingeliefert werden konnten.
Etwa 200 bis 300 Mal stärker als Sauerstoff bindet das giftige CO an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin, wichtiger Bestandteil der roten Blutkörperchen im Blut eines Menschen. Hämoglobin transportiert normalerweise Sauerstoff von der Lunge in die Zellen, wo er zur Energiegewinnung benötigt wird. Kohlenstoffmonoxid aber stürzt sich förmlich auf das Hämoglobin und verdrängt den lebenswichtigen Sauerstoff. Dieser hat dann nur noch wenig Chancen auf eine Mitfahrgelegenheit durch die Blutbahn. "Man darf sich das wie einen Boxkampf vorstellen, Sauerstoff gegen CO", sagt Guido Kaiser, Toxikologe an der Universität Göttingen. "Nur, dass CO die viel größeren Boxhandschuhe trägt."
In Folge leidet der Körper unter Sauerstoffmangel, der Mensch atmet, doch die Luft kommt nicht an. Patienten werden müde, sie klagen über Schwindel und Kopfschmerzen - und werden bewusstlos. Diese Bewusstlosigkeit ist tückisch, denn die Opfer haben keine Chance mehr, den Brandherd zu löschen oder sich ins Freie zu retten. Werden Menschen mit schweren Rauchgasvergiftungen nicht rechtzeitig behandelt, so sterben sie. Um das zu verhindern, verabreichen Ärzte das einzige Gegengift, das es gibt: Sauerstoff, hoch dosiert. Zwar trägt Sauerstoff weiterhin die kleineren Boxhandschuhe, aber wenn sehr viele von ihnen auf das CO im Blut einprügeln, haben sie eine Chance.
FELIX HÜTTEN

Sonntag, 29. Januar 2017

Die Grenzen ärztlicher Kunst werden erfahrbar

Ein über Nacht ziemlich kaputt gegangener Mund und Rachen veranlasste mich heute am Sonntag doch den ärztlichen Dienst zu besuchen. Zufällig hatte der Arzt Dienst, der mir vor wohl nun fast 3 Jahren erklärt hatte, wenn er sich einen Krebs aussuchen könnte, würde er meinen wählen (er meinte wohl die Therapiemöglichkeiten und Wachstumsgeschwindigkeit). Mein druckfrischer Arztbrief machte ihn aber dann doch ratlos und ich spürte die Grenze, der ich mich nun nähere. Außer ein paar harmlosen Mitteln hatte er keine Empfehlung mehr für mich.
Damit werde ich nun leben müssen und ich habe mir fest vorgenommen, nun doch Ordnung in den Rest meines Lebens zu bringen. Meiner Familie danke ich für die verständnisvolle Unterstützung und hoffe, dass der Ausflug nächste Woche doch noch gelingt.

Freitag, 27. Januar 2017

Die richtigen Worte finden

steht auf einer der Schriften, die auf Station 8 im Aufenthaltsraum für die Krebs-Patienten aufliegen. Dazwischen lieb gemeinte Faschingsdeko, von der man als Patient aber eher seltsam berührt ist. Wenn ich aus dem Fenster sehe, erkenne ich auf der anderen Straßenseite das Bestattungsinstitut, wo ein Vorgang für mich vorbereitet ist. Über das Patientenzimmer hat man zu schweigen, das gebietet die Diskretion. So vielfältig sind die Eindrücke eines stationären Aufenthaltes. Aus meinem Schmerztief hat man mir
herausgeholfen, der Therapiewechsel könnte im Lebenszeit-Puzzle noch mal ein paar Monate bringen, die es nun wirklich zu nutzen gilt. Der Vergleich mit anderen Patienten und das sorgsame Hören auf das, was die Ärzte nicht sagen, zeigte mir, wo ich stehe. Groß war die Freude, aus eigenen Kräften - vorübergehend schmerzfrei - wieder nach Hause gehen zu können!

Ludwig Hirsch

Die Nächte können im Krankenhaus verdammt lang werden. Ich stöberte in meiner Musiksammlung und stieß auf Ludwig Hirsch, dessen Lieder wir früher gerne hörten. Besonders bekannt ist: "I lieg am Ruckn." Angeblich durfte es in Ö3 nach 22Uhr nicht mehr gespielt werden, um niemanden auf dumme Gedanken zu bringen. Erst jetzt durch meine Krankheit  erlebe ich eine neue Beziehung zu diesem Künstler auf verschiedenen Ebenen. Er wurde 1946 geboren und im November 2011 gab es diese Meldung: Seit einer Woche hielt sich Ludwig Hirsch zur Untersuchung im Wiener Wilhelminenspital auf - in der Nacht zum Donnerstag nahm er sich dort das Leben. Der österreichische Liedermacher wurde am Donnerstagmorgen tot unterhalb eines Fensters des Krankenhauses aufgefunden. "Die Polizei geht von Selbstmord aus", sagte ein Polizeisprecher.

Sonntag, 22. Januar 2017

Die Türe

Die Türe, so nannte mein Freund Dieter seine Option für ein selbstbestimmtes Ende. Wir zwei - beide Ingenieure - haben uns darauf gestürzt, das Verfahren zu optimieren und sicher zu machen. Anfangs hat es sogar Spaß gemacht, etwas tun zu können, gegen die finstere Gestalt die da in der Ecke auf uns wartet. Je näher der Termin rückt, umso schwieriger aber wird der Umgang mit diesem Thema, und: den Dieter kann ich leider nicht fragen ...
Ich habe ein neues Buch bekommen. Uwe Schulz befragt hier 17 Leute, die sich auf das Ende vorbereiten. Rechts sehen Sie meine Türe! Die meisten der von Schulz befragten glauben, dass nach dem Tod noch was kommt. Ich empfinde das heute nicht mehr als Widerspruch. Egal, wie es danach weitergeht: Wir werden uns treffen!

Dienstag, 17. Januar 2017

Ist es genug?

Mit dieser Frage wurde ich in der vergangenen Nacht wach. Ich pirschte mich aus der Hörweite meiner Frau und rief das durch´s Haus! Vor einem Jahr habe ich eine gute Erläuterung dieser Frage gefunden:   http://letztabent.blogspot.de/2015/12/es-reicht-es-ist-genug.html
Läuft das, was heute noch als normaler Weg gilt, nicht so: Der Patient und seine Rufe werden immer schwächer. So folgert man schließlich, er sei doch eigentlich friedlich eingeschlafen!
Dann gibt es auch noch den anderen Ratschlag, man solle das Fest beenden, wenn es am schönsten ist.
Es ist nicht leicht, wenn man die Verantwortung für das Ende selbst mittragen will!

Montag, 16. Januar 2017

Kryptische Botschaft

Bitte verzeihen Sie, wenn ich in dieser Nacht etwas geheimnisvoll berichte: Vor einem Jahr stand ein ganz neues Auto für mich bereit, aber mir ging es so schlecht, dass nicht daran zu denken war, es noch jemals zu benutzen.
Es konnte weiterverkauft werden, aber ein bisschen trauere ich immer noch. Da hilft auch nicht, wenn meine Frau sagt, denk daran, es gibt es noch viel Schlimmeres. Ein kleiner Trost ist nun der neue Bordcomputer, den ich für die letzte Reise in Betrieb genommen habe. Er wird mir und auch meinen Angehörigen zu Diensten sein, wenn es auf die große Reise geht. Schwerpunkt ist das Abgasverhalten, aber mehr verrate ich nun wirklich nicht.😇

Nachtrag am 12.02.2017

Eine schlechte Nacht mahnte mich, tatsächlich die Endlichkeit meines Lebens ernst zu nehmen.
Ein Probelauf mit dem neuen Gerät brachte die erwarteten Ergebnisse und die Investition scheint sich gelohnt zu haben.

Donnerstag, 12. Januar 2017

Online-Vortrag für die Prostata SHG

„Chemotherapie und Second-Line-Medikamente - Erfahrungen, Ansprechraten, Nebenwirkungen, Resistenzen“
Das war der Titel des heutigen Vortrages von Prof. Dr. Thomas Steuber von der bekannten Martini Klinik in Hamburg (Dieter war dort zur OP).
Für mich eine gute und eine schlechte Nachricht. Nehmen wir erst die Gute: Alle diese Therapiemöglichkeiten sind in meinem Krankenhaus bekannt und werden mir angeboten. Ganz neue Verfahren (z.B. Lutetium) sieht Prof Steuber eher skeptisch.
Die Schlechteda beißt die Maus keinen Faden ab, das bedeutet umgangssprachlich: Bestätigung einer Aussage – daran ist nicht zu rütteln, das ist unabänderlich, das ist so und nicht anders, dagegen ist nichts zu machen. Auch bei dieser Darstellung bin ich dem Ende schon sehr nahe gekommen ...

Mittwoch, 11. Januar 2017

70 Cent gespart

Welche Bürokratie sich um einen gesetzlich versicherten Fall rankt, ist für den Patienten kaum durchschaubar. Nun, wenn alles klappt will ich es auch gar nicht wissen.
Jedenfalls braucht das Krankenhaus zum Jahresbeginn, bzw. jedes Quartal eine Überweisung vom Hausarzt, um tätig werden zu können. Warum ich diese Überweisung persönlich zu meiner Onkologie brachte, kann ich nicht erklären. Sicher nicht, um 70 Cent zu sparen. Meine Frau spekulierte schon mit einer Art Hassliebe, die mich da hin trieb. Der nächste, reguläre Termin ist erst wieder am 1.2.2017.
Es freute mich, dass ich dem Arzt, der mich normalerweise betreut, vor Ort noch ein gutes Jahr wünschen konnte. Ansonsten verließ ich diese Stätte wieder so schnell, wie Eis und Schnee es erlaubten.

Montag, 9. Januar 2017

Erster Besuch 2017 in der Onkologie

Ich bin durch die "Knochenspritze" wieder im 4 Wochen Rhythmus - wenn nichts dazwischen kommt!!!
Es war klar, dass ich bei meinem ersten Besuch 2017 nicht den Arzt treffen würde, mit dem ich normalerweise spreche. Trotzdem habe ich alles an Beschwerden usw. genau aufgeschrieben und Unterlagen zu den wenigen, noch verbleibenden Therapiemöglichkeiten gesammelt. Dem Arzt war Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als ich das auspackte: "Sie werden doch wohl nicht das alles mit mir besprechen wollen, Sie brauchen doch nur ein Rezept ..."
Die Sache war dann in 5 Minuten erledigt. Als ich nach 3 Stunden wieder zuhause ankam, fragte die Familie, die meinen Leidensweg kennt. "Ja und, was hat der Arzt gesagt?"
Ich kam mir vor, wie unsere Kinder, als sie noch zur Schule gingen und die Mutter mittags eindringlich fragte: "Wie war es denn in der Schule ???"
Ich verstehe den Arzt, er hat oben auf der Station meist noch ganz andere Fälle liegen, als meinen.

Sonntag, 8. Januar 2017

Weihnachten 2016 ist Geschichte

Heute heißt es endgültig Abschied nehmen: Weihnachten 2016 ist Geschichte!
Schon vor einem Jahr habe ich unter dem Aspekt, dass es das letzte sein könnte, überlegt, was uns daran so gefällt. Jedes Jahr der Versuch, das gleiche Ritual aufrecht zu erhalten und auch die Kinder wollen es in die nächste Generation hinüberretten, wie Sohn Florian mit seinem Karpfen zeigte.
Krebsbilanz: Insgesamt war er gnädig mit mir, der Baum musste sich zwar schon einiges anhören, wenn ich alleine war. Doch irgendwann ließ der Schmerz nach und ich konnte ihn für eine Weile vergessen. Dafür gab es dann Freude über die vielen, lieben Weihnachtsgrüße. Aber da war auch noch der schmerzliche Abschied von Dieter und seiner Frau. Obwohl ich das mitgeplant habe, oder vielleicht auch gerade deshalb, bin ich darüber noch nicht hinweg.
Mein schönstes Geschenk?  Es war der "Originalgetreue auna Tonal Horn-Lautsprecher Bluetooth Aluminium-Trichter Holzgehäuse". Er lässt echtes Vintage-Feeling aufkommen. Sein Design wurde klassischen Trichter-Lautsprechern aus den 1920er Jahren nachempfunden und mit modernen Übertragungstechnologien ausgestattet.
Man kann den Klang nicht beschreiben, besonders gut kam weihnachtliche Bläsermusik. Als Morphinersatz hat es aber meistens doch nicht gereicht.
                               Vielen Dank, lieber Krebs, dass ich Weihnachten 2016 noch so erleben durfte!

Freitag, 6. Januar 2017

Gedenktag

Bevor ich demnächst 3 Jahre Diagnose "feiern" werde, muss ich an einen anderen Tag in meiner Gesundheitslaufbahn erinnern.
Vor 10 Jahren stürzte ich am Ende einer Radtour - das Wetter war unerwartet schön geworden - bei einem sog. Abstieg über den Lenker so unglücklich vom Fahrrad, dass in beiden Händen Knochen gebrochen waren, die eine OP nötig machten. Es lag nicht an dem einen Aventinus, den ich getrunken hatte, sondern ich hatte mich erschreckt, als eine Auto plötzlich aus der Kurve kam, und die Vorderradbremse an meinem MTB zu heftig angezogen.
So lernte ich "mein" Krankenhaus kennen, in dem ich heute Stammgast bin.
Der Unfall hätte auch tödlich sein können. Der Krebs wäre mir erspart geblieben, aber ich hätte auch ganz viel Schönes versäumt!

Wer hat mir da geschrieben?

Hallo Klaus,
... Wir müssen der Realität ins Auge sehen – ob gut oder schlecht, wir müssen ihr ins Auge sehen, nach ihr leben, sie akzeptieren und aussprechen, wie die Dinge stehen.
Was meine ich, was wir tun sollten? Stellt euch den Tatsachen! Seht dem unvermeidlichen Tod von Hochrisikopatienten durch diese Krankheit ins Auge. Und lebt für den Augenblick.
Ich glaube, wenn ein Patient erst einmal sich selbst eingesteht, dass diese Krankheit ihn in absehbarer Zeit umbringen wird, und diese Tatsache wird von seinen Lieben um ihn herum akzeptiert – dann öffnet sich ihm und seinen Lieben ein ganz neues Leben. Ein neues Leben und Glück, wie er sie vielleicht nie zuvor erlebt hat, eine Glück und eine Zufriedenheit mit sich selbst, die ihm in diesen verbleibenden Jahren viele frohe Dinge bescheren werden. Ein wahres Glück, das viele, die jeden Tag ihres Lebens mit der Krankheit kämpfen, nie erreichen oder auch nur verstehen.
Weg mit der Diät, weg mit den Nahrungsergänzungen, weg mit allem, was dem Patienten keine Freude bereitet. Wenn nichts davon hilft, und wir haben Hinweise dafür, dass sie es in diesem Stadium nicht tun, warum den Patienten mit einem Haufen Unsinn belasten und ihm falsche Hoffnung geben. Weitere Behandlungen, die vielleicht schlimmer sind als gar keine Behandlung und ohne Beweis, dass sie sein Leben verlängern – ich möchte den Rest meiner Tage in vollen Zügen genießen. Lasst den Patienten doch Dinge tun, die er immer tun wollte, aber nie konnte. Angeln in Alaska – na los! Kreuzen in der Karibik – mach's! Fallschirmspringen – hol dir den Kick. Gebt ihm die Chance, zusammen mit seiner Partnerin jede Minute seines Lebens bis zur Neige auszukosten. Sag nicht, dass du etwas nicht kannst – er weiß es selbst, und er kann solche Entscheidungen treffen.
Lasst ihn in Ruhe, und lasst ihn tun was er möchte, um die ihm verbleibenden Jahre zu genießen. Auf längere Sicht werden die Familie und die Lieben einsehen, dass sie ihm darin schon voraus sind.
Wenn dann die Zeit kommt, dass seine Familie ihn nicht mehr pflegen kann – holt die Hilfe eines Hospizes. Wenn er das Vorstehende getan hat, dann wird er die Hilfe des Hospizes für sich und diejenigen begrüßen, denen geholfen wird, ihn zu versorgen. Und wenn die Zeit kommt, versammeln sich alle in der Erinnerung an all die schöne Zeit, die sie zusammen verbracht haben, und wenn er hinübergeht, dann ohne Schmerz und Bedauern.
Jedenfalls sehe ich es so, und ich denke, dies ist das Beste, was wir für den Patienten tun können – lasst seine verbleibenden Tage glückliche Tage sein!
Don

Danke Don! Ich habe nun schon bald 3 Jahre versucht, so zu leben. Manches ist gelungen, für einiges ist es zu spät und ein paar Sachen muss ich noch tun! Zu den verrückten Dingen zählt, dass ich mit einem Freund an einer Option gearbeitet habe, die ermöglicht, Abfahrtszeit und den -ort für die letzte Reise selbst zu bestimmen. Ohne dass wir uns abgesprochen hätten, hat er sich schon auf den Weg gemacht! Für mich sind die Kriterien, die ich mir gesetzt habe, noch nicht erfüllt. Ich beobachte z.B. meine Lebensqualität:
http://letztabent.blogspot.de/2016/09/lebensqualitat.html
Ich nähere mich nun den 60% und bis ca. 50% will ich noch mitmachen. Eventuell gelingt es mir noch, einen Alternativ-Abfahrtsort zu realisieren. Am wichtigsten erscheint mir, die Zeit zu nutzen, in der mein Geist noch aktiv und nicht im Sumpf der Schmerzen und körperlichen Gebrechen versunken ist!




Mittwoch, 4. Januar 2017

Neujahrsgrüße - anders

Mein lieber Dieter,
eigentlich kann ich Dir gar keine Neujahrsgrüße schicken, weil es bei Euch keine Zeit mehr gibt?
2 Stunden auf ein 5 Minuten-Arztgespräch warten, wie ich es heute erlebt habe, hätte Dich auch nicht geschockt. Nun, auch eine Onkologie im irdischen Krankenhaus muss erst wieder in Fahrt kommen ...
Dafür habe ich beim Warten einige interessante Schriften gefunden und studiert, die mir helfen könnten, aus dem Jahr 2017 doch noch etwas zu machen.
Ich hoffe, es ist Dir schon gelungen, aus der Cloud, die unseren Planeten umschließt, die Daten für Dich herauszufischen. Ich werde Dir gelegentlich berichten - habe ich mir vorgenommen!

Dienstag, 3. Januar 2017

Das Leben geht weiter

So, morgen kommt sie wieder weg, die improvisierte Trauerecke für Dieter und seine Frau, die ich in der Nähe des Weihnachtsbaumes eingerichtet hatte.

Dieter würde mir sagen, kümmere Dich jetzt um Deine Therapiemöglichkeiten und bereite Dich gründlich auf Deinen Termin am Mittwoch vor. Das bist Du auch Deiner Frau schuldig!

Darin war er mir ein Vorbild, wie es sich um seine Frau sorgte, die ja auch krank war. Seit ich ihn kannte, sprach er immer davon, dass er zusammen mit ihr gehen möchte, wenn es einmal so weit ist. Er hat es geschafft, ging mir heute nicht aus dem Kopf.
Das Bild stammt von unserem Treffen im Sommer 2015.

Montag, 2. Januar 2017

Mein lieber Dieter,

eine so vertraute Anrede verwende ich im öffentlichen Raum des Internets selten, aber bei Dieter war sie angebracht! Im Herbst 2014 wurde er auf mich aufmerksam, als ich in diversen Foren zu unserer Krankheit nach Hilfe suchte. Er hat dann von sich aus die Schranke der Anonymität geöffnet und persönlich mit mir Kontakt aufgenommen. Ich durfte viel von ihm lernen, konnte aber auch wieder etwas zurückgeben, als wir die Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Ende "ingenieurmäßig" untersuchten.
Mein lieber Dieter, Deine Therapieerfolge und Prognosen waren doch eigentlich gut! Nie hätte einer gedacht, dass Du mich rechts überholen könntest, wie Du es am 18.12.16 getan hast. Trotzdem, Danke !!!