Dienstag, 27. Januar 2015

Kein Ficus Benjamini bei der Nuklearmedizin

Heute am zweiten Tag meines Stagings war ich bei der Nuklearmedizin, eine frische, neue Abteilung, wie man sie kaum in dem alten Gemäuer meines Krankenhauses vermutet. Die Leute waren nett, der Untersuchungsablauf perfekt. Leider war das Ergebnis so, dass ich doch an den Ficus Benjamini denken musste, wie ihn Reinhard Mey besingt. Mein Szinti sah schlimmer aus, als dieses Beispielbild aus dem Internet:

Samstag, 24. Januar 2015

Reinhard Mey und der Ficus Benjamini

Reinhard Mey hat meine Frau und mich in seinen Liedern irgendwie durch unser gemeinsames Leben begleitet. Da er in unserem Alter ist, gab es in jedem Lebensabschnitt Lieder, die genau zu unserer persönlichen Situation passten.
Im Album "Mairegen" singt er über den Ficus Benjamini im Keller der Radiologie,

"...Er (der Ficus) kennt ihn, den Geruch der Angst, der an den Wänden klebt
Er kennt das Schwert des Damokles, das über allem schwebt.
Er kennt die Qual der Ungewissheit und kennt die Befunde,
Vielleicht kennt er auch schon den Tag, vielleicht sogar die Stunde...."

Dieses Lied werde ich im Kopf haben, wenn ich am Montag zu den Radiologen gehe.

Ein weiteres Lied hat uns noch sehr berührt: "Wir sind eins". Es endet damit: "Wir sind knorrig, wir sind alt, wir sind tatsächlich eins geworden." In der Tat haben wir durch die Krankheit erfahren, wie sehr wir auch nach fast 46 Ehejahren noch aneinander hängen. "Das ist es ja", sagt meine Frau. Unausgesprochen denkt sie weiter: "was das Abschiednehmen so schwierig machen wird."
Würden wir uns nicht mehr lieben, wäre manches vielleicht einfacher, aber sicher nicht schöner!!!

Donnerstag, 22. Januar 2015

Wenn ich nochmal lebte, dann würde ich...

Diese Tafel hängt in unserem Hotel auf dem Weg zum Wellnessbereich. Früher habe ich darauf geschrieben: "wieder meine Frau heiraten". Diesmal schrieb ich heimlich rechts in die Ecke: "doch früher zur Vorsorge gehen".
Meine Frau entdeckte das irgendwann und sagte mir: "Du, da muss noch jemand hier sein, der in einer Situation ist, wie Du." Sie hatte meine Schrift nicht erkannt!
Grundsätzlich sind wir aber mit dem Thema "was wäre wenn" durch und arbeiten daran, das "Es ist so, wie es ist" zu akzeptieren.
Neben dem Flipchart hängt noch eine, etwas provozierende, Beantwortung der Frage. Einer der Vorsätze dort ist: "Ich würde nicht so perfekt sein wollen". Passt zu meinem letzten Blog!

Dienstag, 20. Januar 2015

Muss ich perfekt sein?


In unserem Hotel liegt "Psychologie heute". In Ausgabe 01 / 2015 ist Perfektionismus der Themenschwerpunkt:
Zitate aus dem Artikel "Sie haben den Ehrgeiz, immer 100 Prozent Leistung zu erbringen? Sie dürfen auf keinen Fall einen Fehler machen? Sie fragen sich ständig, was andere von Ihnen denken? Dann sind Sie wahrscheinlich ein Opfer des Perfektionismus. Der Wunsch nach permanenter Selbstverbesserung ist unendlich anstrengend und auf Dauer gefährlich"
"Perfektionismus ist ein attraktives Laster.Wer danach strebt, gilt als ernsthaft, fleißig, tüchtig, verlässlich"
Weiter wird ausgeführt, dass der Perfektionist einen "inneren Richter" in sich hat, der ihm sagt, ob man alles richtig gemacht hat und was noch zu tun sei. Bei dem Selbsttest merkte ich, dass ich auch etwas in diese Richtung gehe.
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen: Das gibt es ja auch bei der Bewältigung Deiner Krankheit!
Deutlich wird das bei der Arbeit im Forum, wo jeder seine Geschichte beschreibt. Ich möchte nun aber wirklich nichts gegen meine Freunde im Forum sagen, die mir schon sehr viel geholfen haben. Aber bei dem einen oder anderen glaube ich schon, einen Hang zum Perfektionismus zu erkennen und ich wurde da auch schon etwas hineingezogen. Mit meiner Frau habe ich mich geeinigt, wir lassen es lieber weniger perfekt angehen. Das heißt, kein Kampf um einen Lebensmonat mehr oder weniger um jeden Preis.
Das lässt sich locker schreiben, wenn es gut geht und die Krankheit nur als ein theoretischer Zahlenwert irgendwo im Raum schwebt. Wenn die Beschwerden kommen, sieht es wahrscheinlich wieder anders aus?

Montag, 19. Januar 2015

Ein wunderschöner Morgen nach einer mäßigen Nacht

Bei Minusgraden im Freien schwimmen und dabei die ersten Sonnenstrahlen auf Wetterstein und Zugspitzmassiv zu sehen, das geht nur im Kranzbach!
Wir haben uns eine Woche Urlaub - auch von der Krankheit - gegönnt. In der Nacht kamen natürlich wieder die dunklen Gedanken: Eigentlich sollte ja heute schon schon das Staging beginnen, und was meinte der Uro damit, als er sagte, dass ich mit meinem Verlauf schon irgendwie aus dem Rahmen falle. Ich habe die Gedanken erfolgreich mit Musik vertrieben (natürlich mit Kopfhörer, um meine liebe Frau nicht zu stören).
Jetzt werde ich eine kleine Wanderung versuchen...

Freitag, 16. Januar 2015

Das Leben in 4-Wochen Scheiben

XGEVA gibt den Rhythmus vor: Alle 4 Wochen eine Spritze für die Knochen. Ein anderes 4-Wochen Ereignis kommt nun dazu: Es ist derzeit meine Verdoppelungszeit des PSA-Wertes. Wenn ich damit rechne, wäre ich im Oktober bei einem Wert von über 1000, wo die meisten PSA-Verlaufskurven enden, die ich gesehen habe.
Es gibt Möglichkeiten, den Verlauf zu bremsen. Da ist einmal die Chemo, von der man aber nur sicher weiß, dass sie die Lebensqualität beeinträchtigt. Dann gibt ein neues Medikament XTANDI. In Studien wurde damit eine Lebensverlängerung von durchschnittlich 4,8 Monaten erreicht.
Wie wenig man sich aber auf solche Angaben verlassen kann, habe ich an den Prognosen für die Dauer einer erfolgreichen Hormontherapie erlebt: Statt einer durchschnittlichen Dauer von 2 Jahren, war bei mir schon nach 9 Monaten Schluss.
Die Lage ist schlecht, aber nicht hoffnungslos. Es bleibt spannend - das letzte Abenteuer!
Ich habe mir im Keller ein kleines 3D Kino eingerichtet und bin ganz begeistert von "Lichtmond". Ein Blick in diese Welt tut der Psyche gut...

Donnerstag, 15. Januar 2015

Vielleicht wäre ich auch Arzt geworden, wenn ich noch mal die Wahl hätte?

Bei meinen Terminen mit Hausarzt und Urologe versuchte ich heute, mich in die Rolle des Arztes zu versetzen. Wie geht man mit einem Patienten, ohne Aussicht auf Heilung, um? Er hat alles im Internet über seine Krankheit gelesen und man kann ihm keine falschen Hoffnungen machen. Da hilft nur Offenheit und eine einvernehmliche Entscheidung über das weitere Vorgehen.
Ich denke meine Ärzte haben die Rolle gut getroffen und besteht kein Anlass, das Management ganz alleine zu übernehmen.
Flug TANK45 steht vor einer schwierigen Wetterfront, aber es gibt keine Panik an Bord. Noch gibt es keine eindeutigen Anweisungen, welcher Kurs am besten eingeschlagen wird. Weitere Daten müssen gesammelt und abgewartet werden.

Samstag, 3. Januar 2015

Wenn Du nicht Manager Deiner Krankheit wirst,

sondern Dich auf die Ärzte verlässt, bist Du verraten und verkauft!
Das hat mir Malte geraten und ich werde daran arbeiten, nicht nur abwartend im Kreise zu stehen und zu warten, wann der Finger auf mich zeigt (Bild: Ene mene, muh). Nicht mehr jammern über Arzt- und Krankenhaustermine, sondern selbst aktiv werden! Ist das nicht ein guter Vorsatz für das neue Jahr?
Ich habe auch schon einen Plan für meine nächste Arztrunde. Mehr darüber, wenn es geklappt hat.

Donnerstag, 1. Januar 2015

2 0 1 5

Es sind zwar noch ein paar Wochen bis zum eigentlichen Jubiläum meiner Erstdiagnose. Da ich aber vor einem Jahr schon eindeutige Symptome hatte, will ich den Beginn des Kalenderjahres als Start für mein zweites PCa-Jahr definieren.
Von der fiktiven Gruppe 100 Männer (zur gleichen Zeit mit gleicher Diagnose) gehen laut Statistik etwa 85 in das zweite Jahr. Ob es Faktoren gibt, die es wahrscheinlicher machen, dass es mich beim nächsten "Ene mene muh" trifft (hoher Gleason, frühes Ende Hormontherapie usw.), will ich lieber nicht vertiefen. Bei myprostate.eu einen Stern zu bekommen (5 Jahre Überleben) ist nicht so leicht!
Da tut es gut, frühzeitig einen Plan für das Ende zu haben. Dass mich dann keiner in ein KH oder Hospiz schleppen darf,  habe ich schriftlich niedergelegt und oft genug verkündet...
                                                                              In diesem Sinne allen ein gutes Neues Jahr!