Sonntag, 19. Februar 2017

Epilog

Ich studierte vor 50 Jahren "Nachrichtentechnik", wie man es damals nannte, meine Frau Germanistik und Theaterwissenschaft. Die Welt des Theaters war mir fremd und gerne ließ ich mich in dieses Gebiet einführen. Dabei lernte ich, wie bedeutend der Schluss eines Stückes sein kann. Schlussworte sind besonders bei dramatischen Werken gebräuchlich und sollen meist Gedanken des Dichters ausdrücken oder Fragen beantworten, die im Buch oder im Theaterstück offengeblieben sind, oder geben „die Moral von der Geschichte“. So steht jedenfalls in Wikipedia.
Die Phase, die ich nun 3 Jahre nach der Diagnose lebe, erinnert mich an solch einen Epilog. Ein bewegtes Leben bekam durch die Auseinandersetzung mit der Krankheit - schon etwas brutal - eine neue Richtung.
Gestern sah ich diese DVD. Obwohl mir alles dort gebotene bekannt ist, haben mich die Interviews mit den Betroffenen sehr berührt, weil sie genau das wiedergeben, was mich in den vergangenen Jahren bewegt hat. Ich kenne keine Krankheit, die dem Patienten so viel Zeit lassen kann, ein "Schlusswort" zu seinem Leben zu erarbeiten, wie ich es versucht habe.
Es ist klar, dass ich alle Möglichkeiten, noch weiter zu leben, nutzen werde. Aber der Tod hat irgendwie seinen ganz großen Schrecken verloren.

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