Mittwoch, 13. September 2017

In der SZ vom 12.9.2017 auf der Seite Wissen / Ausschnitte aus dem Artikel

Wucherungen  

Krebsmedikamente werden immer teurer, pro Jahr und Patient kosten die Therapien bis zu 100 000 Euro. Forschung und Entwicklung für die neuen Medikamente gegen Tumore rechtfertigen die enormen Preise nicht

... Das Geheimtreffen fand hinter dicken Schlossmauern statt. Politiker, Chefärzte, Krankenkassenvorstände, Klinikbetreiber und Pharmabosse hatten sich zu einer Art Krisensitzung zusammengefunden. Stillschweigen wurde vereinbart, man wollte unbelastet von Verbandsinteressen reden. Es ging um die galoppierende Preisentwicklung im Gesundheitswesen – und alle waren sich einig: Es sei illusorisch, dass weiterhin jede Behandlung für jeden bezahlt werden könne. Rationierung und Priorisierung in der Medizin wären unvermeidlich, auch wenn sich kaum jemand traue, diese tabuisierten Begriffe offen auszusprechen ...

Der Nutzen der neuen Mittel ist oft marginal – bei zugleich massiven Nebenwirkungen
So standen bei dem Krebsmittel Ibrutinib, das unter dem Handelsnamen Imbruvica seit 2014 gegen die Chronisch Lymphatische Leukämie auf dem Markt ist, Entwicklungskosten von unter 300 Millionen Dollar Einkünfte in fast 80-facher Höhe (22,275 Milliarden Dollar) gegenüber. Die
Kosten für die Behandlung eines Patienten liegen in Deutschland bei 96 000 Euro pro Jahr. Ähnlich das Verhältnis bei Enzalutamid (Xtandi), das seit 2013 gegen metastasierten Prostatakrebs zugelassen ist und dem Hersteller bisher mehr als 20 Milliarden Dollar eingespielt hat. Die jährlichen Therapiekosten für einen Patienten belaufen sich auf gut 60 000 Euro ...

Der letzten Aussage muss ich entschieden widersprechen:
a) Da wurde falsch gerechnet, 4 Wochen kosten 3.600 und das gibt im Jahr 46.800. Wenn ich die "Knochenspritze" XGEVA mit 6500 pro Jahr noch dazu rechne bin ich aber schon bei 53.300 €.

b) Nachdem auch die Chemo mit großen Schmerzen zu Ende gegangen war, half mir Xtandi seit drei Monaten sehr gut. Ich empfand es fast wie eine Wiederauflage der ersten großen Hormontherapie. Ich glaube, wenn die Kasse das nicht zahlen würde, würden meine Frau und ich das Geld zusammenkratzen, um das selbst zu bezahlen.
So danke ich aber der Solidargemeinschaft meiner Krankenkasse und ich persönlich habe noch nie etwas von einer "Zwei-Klassen-Behandlung" bemerkt.
Ich finde es schon gut, wenn man sich ab und zu die Kosten bewusst macht und sich verantwortlich fühlt, aus dieser geschenkten Lebenszeit auch etwas vernünftiges zu machen!

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